Phoenix Wright31.05.2010, Jan Wöbbeking
Phoenix Wright

Im Test:

Capcom hat ein Herz für japanophile iPhone-Besitzer. Mit Phoenix Wright wurde der erste Teil des Gerichts-Adventures für Apples mobile Plattform umgesetzt. Zum Preis von 3,99 Euro dürfen Nachwuchs-Anwälte sämtliche Episoden des ersten Serienteils nachspielen - inklusive spannender Mordfälle, skurriler Anime-Charaktere und einer ordentlichen Portion albernen Humors. Sind die wendungsreichen Verhandlungen noch so spannend wie vor drei Jahren?

Zurück zu den Wurzeln

Knallhart nachgefragt: Hier nimmt Phoenix die Ausage des schusseligen Inspektors im Columbo-Trenchcoat auseinander.
Viel hat sich nicht geändert im Universum des aufstrebenden Anwalts Phoenix Wright. Capcom hat sich damit begnügt, das DS-Original ohne Änderungen für iPod Touch umzusetzen. In diesen Gerichtsverhandlungen geht es alles andere als staubtrocken zu: Peitschenhiebe erklingen, ein Anime-Girlie im rosafarbenen Häschenkostüm und üppiger Oberweite flirtet hoppelnd mit dem Richter und ein als Zeuge herbeigerufener Page bringt gleich sein komplettes Teeservice in den Gerichtssaal. Auch die bestens übersetzten Texte bieten eine Extraportion übertriebenen Japano-Humor. Trotz allem Herumgealber mangelt es den Mordfällen aber nicht an Spannung, denn der rote Faden rund um die Protagonisten und eine mysteriöse Uhren-Staue wird stets weitergesponnen. In zahlreichen Kreuzverhören werden Aussagen auf Widerspüche untersucht und zwischendurch geht es wie in einem Detektiv-Adventure auf Spurensuche am Tatort. Wer Genaueres über Geschichte und Spielmechanik erfahren möchte, sollte in unserem Test schmökern; in diesem Text geht es um die Neuerungen.

Dass iPhone und iPod Touch keine zwei Screens besitzen, hat der Umsetzung nicht geschadet: Die beiden übereinander gestapelten Bilder passen prima auf das hochkant gehaltene Apple-Handheld. Etwas fummeliger wird es bei der schon auf dem DS ein wenig umständlich geratenen Pixeljagd. Da man den Tatort direkt auf dem Touchscreen absucht, verdeckt die dicke Fingerkuppe beinahe ein Drittel der unteren Bildschirmhälfte. Eine Hotspot-Funktion hätte hier dafür sorgen können, dass man kleine, aber wichtige Details nicht übersieht. In der Verhandlung dagegen lässt sich das Spiel nach wie vor ausgezeichnet bedienen, denn man bedient lediglich große Knöpfe und das übersichtliche Menü. Da man nie unter Zeitdruck steht, kann man den Titel sogar entspannt mit einer Hand zocken. Das automatische Speichern klappt ebenfalls vorbildlich: Das Adventure merkt sich exakt, an welcher Stelle man es verlassen hat, wenn man z.B. beim Screenshot schießen versehentlich ins iPod-Hauptmenü gewechselt ist. 

Fazit

Auch Jahre nach seinem Auftritt auf GBA und DS hat Phoenix Wright kaum etwas von seiner Faszination verloren. Der erste Teil von Capcoms Gerichts-Adventures ist nach wie vor eine runde Sache: Die spannende Inszenierung, die gut übersetzten Dialoge und vor allem der überdrehte fernöstliche Humor haben mich sofort wieder in ihren Bann gezogen - und das, obwohl das Spiel mit nur einer Hand voll leicht animierter Zeichnungen auskommt. Auch die dramatische Musikbegleitung geht unter die Haut. Heutzutage wirken die Soundqualität der GBA-Melodien und die fehlende Synchronisation allerdings noch weniger zeitgemäß als vor drei Jahren. Ganz so durchgeknallt wie im Sequel Apollo Justice: Ace Attorney wird es übrigens nicht. Auch die Psycho-Tricks seines Nachfolgers hat Phoenix noch nicht im Repertoire, so dass sich die Verhandlungen hier eine Spur anwechslungsärmer gestalten. Trotzdem: Als humoristisches Japano-Adventure ist das Spiel auf dem iPhone konkurrenzlos - wer noch nicht auf dem DS dabei war, sollte die 3,99 Euro unbedingt investieren!

Pro

<P>
skurrile Charaktere
witzige Dialoge
unterhaltsame Inszenierung
interessante Mordfälle
spannende Kreuzverhöre
Anime- &amp; Adventure-Flair
motivierende Beweissuche
sehr gute deutsche Übersetzung
Verhandlungssteuerung passt ideal zum Touchscreen...
automatisches Speichern (de-) aktivierbar</P>

Kontra

<P>
keine Änderungen im Vergleich zur drei Jahre alten DS-Fassung
Pixelhunting mit dicker Fingerkuppe etwas umständlich
fast keine Sprachausgabe
kein Wiederspielwert
recht lineare Struktur</P>

Wertung

iPhone

Der Klassiker unter Capcoms Gerichts-Adventures hat dank spannend inszenierter Mordfälle und lustiger Dialoge auch auf dem iPhone kaum etwas von seiner Faszination eingebüßt.

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