Seasons After Fall09.09.2016, Alice Wilczynski
Seasons After Fall

Im Test: Mit Knospe und Fuchs durch den Wald

Die französischen Entwickler von Swing Swing Submarine schicken Spieler mit ihrem malerischen Plattformer Seasons After Fall (ab 1,90€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) auf eine Reise durch die vier Jahreszeiten. Ob das Abenteuer rund um einen Fuchs visuell und spielmechanisch mit Ori and the Blind Forest oder Dust mithalten kann, lest ihr im Test.

Mit Knospe und Fuchs durch den Wald

Als zarte Knospe schwebe ich aus dem dunklen Wurzelgeflecht knorriger Bäume empor in einen malerischen Wald. Dieser macht mit seinen grünen Lianen, den mit Moos bewachsenen Steinen, verworrenen Wurzeln und funkelnden Glühwürmchen einen magischen Eindruck. Eine angenehme Frauenstimme trägt mir auf, mich mit einem Fuchs zu vereinen. Zusammen sollen wir für sie etwas von den vier Hütern der Jahreszeiten besorgen, damit sie das so genannte Heiligtum verlassen kann.

Eine weibliche Stimme befiehlt mir, mich als Knospe mit dem Fuchs zu vereinen.
Vorbei an saftigen Wiesen erreiche ich in meinem neuen Fuchskörper den Hüter des Winters: Ein dicker Bär, der gerade Winterschlaf hält. Wie von Geisterhand entzieht die weibliche Stimme ihm eine bläuliche Kugel, das Fragment des Winters. Ich bin verwundert, dass dieses große bedrohliche Wesen keine sonderlichen Regungen von sich gibt. Aus seinem Winterschlaf gerissen, guckt der Bär kurz irritiert und schläft sofort wieder ein.

Entspanntes Hüpfen

Nachdem ich das Fragment an die von der Stimme geforderte Stelle gebracht habe, ist es mir möglich die Spielwelt jederzeit per Knopfdruck in eine eisige Winterwelt zu verwandeln. Dadurch bewege ich mich nicht mehr nur mit WASD über die vorhandenen Plattformen, sondern erschaffe eigene Wege.

Nachdem ich auch dem Hüter des Herbstes, einem Kranich und dem Hüter des Frühlings, einem Aal, einen Besuch abgestattet habe, stehen mir alle vier Jahreszeiten und somit noch mehr Möglichkeiten

Per Mausklick kann man irgendwann zwischen den vier Jahreszeiten wechseln um weiterzukommen.
zur Verfügung. Ich kann Samen sprießen lassen, die sich im Winter-Modus in Schneeball-Plattformen verwandeln. Die im Sommer besonders hoch stehenden Wassersäulen können im Frühling abgesenkt werden, oder im Winter in Eissäulen verwandelt werden, um höher gelegene Abschnitte zu erreichen.

Es macht viel Spaß mit den Jahreszeiten herumzuexperimentieren, auf Blättern zu segeln und die visuellen Veränderungen zu bestaunen. Anspruchsvolle Rätsel oder Herausforderungen jeglicher Art sucht man in Seasons After Fall jedoch vergeblich. Auch besonders gut versteckte Items wie bei Braid oder Ori and the Blind Forest sind nicht vorhanden. Dennoch merkt man, dass sich die Entwickler zumindest bemüht haben, möglichst viele Möglichkeiten zu bieten mit der Natur zu spielen. Später muss man beispielsweise Glühwürmchen in der richtigen Reihenfolge führen, um Steine zu aktivieren und Wurzeln durch das Platzieren von Wasserkrabben zum Zerbersten bringen.

Botengänge von Frühling bis Winter

Nachdem ich die vier Fragmente für die weibliche Stimme besorgt habe, schickt mich plötzlich eine männliche ältere Stimme erneut auf die Reise durch die exakt gleichen Abschnitte. Wie bitte? Ich habe alle vier Fragmente besorgt, bin durch alle Gebiete gezogen und darf jetzt nochmals durch genau dieselben Gebiete, um ähnliche Besorgungen zu machen? Der plötzliche Sinneswandel wird nicht wirklich erläutert und das repetitive erneute Erkunden ist ermüdend. Zudem führt die fehlende Karte oft dazu, dass man nicht genau weiß, ob der Weg nach links oder rechts gefragt ist. Während ich anfangs noch großen Spaß daran habe in diesem gemütlichen Wald, der eine tolle Akustik besitzt und von einem atmosphärischen Soundtrack belebt wird, zu wüten, bin ich irgendwann nur noch genervt von diesen ewigen Botengängen von A nach B.

Geschichten für Kinder

Scheinbar stimmt irgendwas mit dem Ritual der Jahreszeiten nicht und die Stimme ist verärgert.
Seasons After Fall wird neben dem spielmechanischen Element des Jahreswechsels vor allem von seiner Geschichte getragen. Diese ist leider extrem simpel und scheint sich vor allem an Kinder zu richten. Nachdem ich für die weibliche Stimme im Wald alle Fragmente für das Ritual der Jahreszeiten besorgt habe, teilt mir der Herr des Waldes mit, dass es im Wald nicht mit rechten Dingen zugeht. Ich muss die Fragmente zerstören, einen Stein von Pflanzen befreien und einen anderen aus dem Boden entheben. Nachdem ich fleißig immer wieder von links nach rechts gelaufen bin und irgendwann nur noch lustlos alle Aufgaben erledigt habe, endet das Spiel mit dem Appell an die vermeintliche Tochter, Tieren nicht mehr ihren Willen aufzuzwingen. Die anfängliche Neugier, was es mit dem Ritual der Jahreszeiten und der weiblichen Stimme auf sich hat, ließ unheimlich schnell nach, nachdem mich Papa Wald auch nur auf weitere Hol- und Bringdienste schickt und kaum Kontext hergestellt wird. Nach fünf Stunden habe ich das Spiel beendet und es herrscht scheinbar wieder Ordnung im ominösen Wald. Ob ich dafür verantwortlich bin oder nicht, kann ich bis heute nicht sagen.

Fazit

Ich bin auf Seasons After Fall zunächst wegen des tollen Artdesigns aufmerksam geworden. Auch die atmosphärische Erkundung eines alten Waldes, den man jederzeit in eine andere Jahreszeit versetzen kann, ist eine spannende Idee. Schade jedoch, dass die Geschichte langweilig bleibt und man ab einem bestimmten Punkt immer wieder durch die gleichen Level-Abschnitte geschleust wird. Die malerische Kulisse, der stimmungsvolle Soundtrack und die abwechslungsreichen Möglichkeiten die Natur zu verändern, wissen jedoch zu überzeugen, so dass das Abenteuer eine gerade noch befriedigende Wertung erzielen kann.  

Pro

Tolles Artdesign
Interessantes Spiel mit der Natur durch Jahreszeitenwechsel
Atmosphärischer Soundtrack und Sounddesign

Kontra

Langweilige Geschichte
Sehr einfache Rätsel und Hüpfpassagen
Keine Entdeckungsanreize

Wertung

Mac

Atmosphärische Kulisse mit langweiliger Geschichte und zu vielen eintönigen Wegen.

PC

Atmosphärische Kulisse mit langweiliger Geschichte und zu vielen eintönigen Wegen.

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