Im Test: Ein neuer Offroad-Champion?
Abwechslungsreiches Aufgebot
Die Suche nach dem neuen Offroad-Meister erstreckt sich in der Karriere über zahlreiche Veranstaltungen, die von Rennen über recht lange A-B-Kurse durch die Wildnis über Duelle in Stadien bis hin zu engen Positionsduellen bei einer RallyCross-Variante reichen. Dabei sorgen nicht nur Abstecher an Schauplätze wie Alaska oder Namibia sowie diverse Event-Locations in Las Vegas oder Los Angeles für landschaftliche Abwechslung. Auch die Spielmodi bieten mit ihrer Auswahl an klassischen Rennen, Zeitfahren sowie Ausscheidungs-Wettbewerben genügend Variation. Hinzu kommen die vier großen Disziplinen Wild Rush, Cross Country, Speed Cross und Stadium Circuit, deren amtierende Champions man auf dem Weg zum Offroad-Thron ebenfalls noch in einer Serie von Eins-gegen-Eins-Duellen aus dem Weg räumen muss. Entsprechend präsentiert sich auch der Fuhrpark trotz der überschaubaren Menge an Boliden recht vielfältig: Klassische Rallye-Karossen wie der Subaru Impreza oder Toyota Celica finden sich genauso in der Auswahl wie kleine Flitzer, darunter der Mini Countryman RX, Abarth 131 oder die Rallye-Variante des VW Beetle. Nicht zu vergessen die schweren Kaliber, die mit Modellen wie dem BMW X3CC, dem Ford
Arcade oder Simulation?
Überraschenderweise lassen sich am Setup der Fahrzeuge erstaunlich viele Einstellungen vornehmen, die man eher mit Simulationen in Verbindung bringt: Nicht nur Aufhängung, Stoßdämpfer und Stabilisatoren lassen sich mit Hilfe eines Schiebereglers relativ fein anpassen. Auch das Schrauben am Getriebe, Vorder- und Zentraldifferenzial sowie den Bremsen ist möglich. Selbst persönliche Präferenzen für Radsturz und Spurwinkel liegen in den Händen des Spielers. Dabei lassen sich bis zu 200 individuelle Setups abspeichern. Hinzu kommt die Auwahl an üblichen Fahrhilfen, die von einer automatischen Bremsunterstützung über Traktions- und Stabilitätskontrolle bis hin zur visualisierten Ideallinie reichen.
Ein Modus für die Tonne
Das gilt übrigens auch für die Spielmodi-Variante „Smash-Up“, auf die man hin und wieder im Rahmen der Karriere trifft. Dabei handelt es sich um eine Art Slalom, bei dem man einer per Zufall bestimmten Streckenführung folgen muss. Wie bei Mario Kart erscheinen Blöcke nebeneinander auf der Strecke, die als Checkpunkt fungieren und entweder ein rotes Kreuz oder einen grünen Pfeil anzeigen. Ziel ist es, mindestens einen der grünen Pfeile bei der Durchfahrt zu erwischen, während eine Berührung eines Kreuz-Blocks die Geschwindigkeit massiv drosselt. Da die Symbole erst kurz vor der Ankunft per Zufall ausgelost und angezeigt werden, muss man sich immer wieder neu darauf einstellen und entsprechend reagieren. In der Therorie klingt das Konzept durchaus interessant, doch in der Praxis ist es schlichtweg furchtbar: Im Kampf gegen die Uhr hängt in diesem Modus einfach zu viel vom Zufall ab und man muss teilweise eine extrem umständliche Rennlinie fahren, die keinen Sinn ergibt und den Fahrrhythmus massiv stört. Nein, das macht keinen Spaß! Aber zum Glück muss man nicht für alle Veranstaltungen innerhalb der Karriere die maximale Anzahl an Sternen einsammeln, um Zugang zu neuen Wettbewerben zu bekommen.
Bei Wind und Wetter
Technik von gestern
Trotz des Umstiegs auf die Unreal-Engine hat auch Gravel wieder das alte Milestone-Problem: Technisch präsentiert sich der Titel nicht zeitgemäß! Das gilt nicht mal unbedingt für die Bildrate von 30fps, die bei einem Arcade-Rennspiel durchaus vertretbar sind, auch wenn mindestens 60 Bilder pro Sekunde beim Rasen immer wünschenswert sind. Doch so lange eine flüssige Darstellung gewährleistet wird, sind auch 30fps okay. Die Hardware der PS4 Pro packt diese Anforderung, doch kaum zu glauben aber wahr: Auf der Xbox One X hat Gravel selbst nach dem jüngsten Patch stellenweise mit leichten Einbrüchen der Bildrate zu kämpfen, die es so auf der Sony-Konsole nicht zu sehen gibt.
Das ist nicht nur aufgrund der deutlich stärkeren Hardware bitter, sondern auch angesichts der durchschnittlichen Kulisse, die qualitativ eher an Rennspiele der vergangenen Konsolengeneration erinnert und teilweise sogar gegen Motorstorm & Co verblasst. Wirklich schlimm sind aber die erschreckend detailarmen Wagenmodelle geraten. Das gilt nicht nur für die Karosserie, die offenbar nur aus wenigen Polygonen und platten Texturen besteht. Auch die Cockpits wirken billig und verfügen nicht einmal über funktionierende Innen- und Außenspiegel. Selbst virtuelle Spiegel für andere Perspektiven werden
Fazit
Ganz so schlimm wie nach den ersten Vorschau-Eindrücken ist es dann zum Glück doch nicht geworden: Mit Gravel liefert Milestone ein durchweg solides Arcade-Rennspiel mit einem Fokus auf holprige Offroad-Duelle ab – nicht mehr und nicht weniger. Trotz Umstieg auf die Unreal Engine leidet aber auch das jüngste Rennspiel der Italiener am alten Problem: Grafisch präsentiert sich Gravel nicht zeitgemäß und erinnert eher an Genre-Kollegen aus der vergangenen Konsolengeneration. Die Anzahl der Schauplätze ist zwar ähnlich übersichtlich wie der Fuhrpark mit seinen lizenzierten und erschreckend detailarm modellierten Boliden, doch sorgen die verschiedenen Veranstaltungen in Kombination mit rotierenden Spielmodi und unterschiedlichen Fahrzeugklassen trotzdem für genügend Abwechslung innerhalb der ordentlich aufgemachten Karriere. Nur der teilweise enorm schwankende Schwierigkeitsgrad stört, den man vor allem beim Fahren ohne die optionalen Hilfen zu spüren bekommt. Dabei hätte man auf die Pseudo-Simulations-Elemente bei der Fahrphysik, das überraschend detaillierte Setup oder das vollwertige Schadensmodell auch komplett verzichten können. Gravel ist und bleibt in erster Linie ein unkomplizierter Spaß-Raser in Offroad-Gefilden, der manchmal nur so tut, als wäre er auch eine Simulation.
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
Kaum zu glauben, aber wahr: Auf der Xbox One X hat Gravel mit leichten Problemen bei der Bildrate zu kämpfen und muss sich trotz angeblicher Optimierung technisch hinter der PS4 Pro einordnen.
PlayStation4
Mit Gravel liefert Milestone ein ordentliches Arcade-Rennspiel ab, das Vorbildern wie DiRT 4, DriveClub oder Forza Horizon nicht das Wasser reichen kann.
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Porsche DLC bereits erhältlich
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
- Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.
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