SOCOM: US Navy SEALs - Fireteam Bravo 326.02.2010, Jan Wöbbeking
SOCOM: US Navy SEALs - Fireteam Bravo 3

Im Test:

Nach drei Jahren Zwangsurlaub schickt Sony sein Fireteam Bravo zum dritten mal in den Kampf. Als Rechtfertigung für die Feuergefechte der Spezialeinheit müssen diesmal böse Massenvernichtungswaffen herhalten. Die PSP-exklusive Jagd nach einem Ex-KGB-Mann führt die Seals ins fiktive Koratvien. Neuerdings dürfen vier Spieler Seite an Seite kämpfen - auf Wunsch sogar über das Internet.

Action statt Taktik

Verkehrte Welt: In Bewegung sehen die aufwändigen Hintergründe sogar noch hübscher aus als auf diesen Screens.
 Das Spiel schickt mich in der Ego-Perspektive durch recht linear gehaltene Einsatzgebiete wie einen Bahnhof, zwielichtige Hafenanlagen, die Gassen verlassener Dörfer oder über verschneite Hügel. Obwohl der Titel von Slant Six Games entwickelt wurde, orientiert er sich spielerisch nicht am strategielastigen Serienableger Tactical Strike aus gleichem Hause, sondern - ganz dem Namen nach - an Fireteam Bravo 1 und 2. Sorgfältiges Sondieren der Lage und kluges Positionieren der beiden zweiköpfigen Teams ist nur selten nötig; stattdessen geht es hier gleich zur Sache.

Ich darf meinen Untegebenen auch diesmal mittels Befehlsmenü diverse Anweisungen geben: etwa ein Gebäude zu räumen und auf Wunsch eine Blend- oder Splittergranate vorweg zu schicken. Des Weiteren sind sie in der Lage, eine Position zu halten, ein Ziel zu decken, mir zu folgen, frei zu feuern oder lautlos hinter mir her zu schleichen.

Rambo lässt grüßen

Da meine KI-Kollegen sich in brenzligen Situationen gegenseitig wiederbeleben und der Schwierigkeitsgrad allgemein viel zu niedrig angesetzt ist, reicht es aber meist, die Widersacher frontal anzugreifen. Manchmal flankiere ich sie auch oder gehe lautlos vor, doch solange ich nicht all zu leichtsinnig aus der Deckung laufe, lässt sich ein Großteil der Probleme in Rambo-Manier lösen. Auf Dauer wirken die Kämpfe also ein wenig eintönig; nur auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad entwickeln sich spannende Gefechte. Wie im Genre üblich erholt sich mein Charakter automatisch, wenn ich mich ein Weilchen in eine sichere Deckung begebe. Die Kulissen fallen 

Vorbildlich: Statt den Spieler mit Monstertexturen zu quälen, werden Sträucher und Grasbüschel gefiltert und in der Nähe sanft ausgeblendet.
deutlich abwechslungsreicher aus als der Spielablauf: Ob meine Spezialeinheit durch dichte Wälder, über verschneite Hügel oder durch eine verlassene Altstadt marschiert - stets bietet sich mir ein beeindruckendes Bild.

Nachdem ich von einem alten Marktplatz in ein verlassenes Café spaziert bin, habe ich z.B. erst einmal in aller Ruhe das Interieur begutachtet - derart scharfe Texturen gibt es auf der PSP nur selten zu sehen! Sogar als ich wieder nach draußen in den strömenden Regen trat, wirkte das Szenario ungemein realistisch. Auch in heftigsten Feuergefechten im prasselnden Regen bewegt sich der hübsch nachempfundene Marktplatz stets flüssig über den Schirm. Um das zu bewerkstelligen, haben die Entwickler die Framerate allerdings insgesamt etwas niedriger angesetzt: Rund 20 mal pro Sekunde baut sich das Bild auf.               

Lass es krachen!

Auch Besitzer eines guten Kopfhörers kommen wieder auf ihre Kosten: Der Wind pfeift realistisch wie eh und je und im strömenden Regen höre ich, wie die Tropfen sanft auf die klimpernde Uniform pladdern.

Zwischendurch gibts schmucke Rendersequenzen zu sehen. Die Story um die Jagd auf Waffenschieber bleibt aber blass und belanglos.
Wenn eine Blendgranate dank der leicht verzögerten Wurfsteuerung vor meinen eigenen Füßen landet, überlagert sogar ein fieses Tinitus-Piepsen den restlichen Soundteppich. Die orchestrale Musikuntermalung hält sich dagegen dezent im Hintergrund.

Vom Granatenwurf abgesehen geht die Bedienung übrigens flott von der Hand: Es gibt weder alternative Steuerungs-Layouts noch eine freie Tastenbelegung - doch die verfügbare Variante wirkt sinnvoll: Mittels R-Taste wird anvisiert und mit X abgedrückt. Wie immer bei PSP-Shootern dauert es ein Weilchen, bis man sich an den fehlenden zweiten Stick gewöhnt hat; doch wie in den Vorgängern wurde das Problem durch eine automatische Zielerfassung entschärft. Anders als früher werden diesmal allerdings auch recht weit entfernte Gegner auf Knopfdruck aufgeschaltet. Dadurch wird das eigene Zielvermögen noch weniger gefordert als im Vorgänger.

Starker Online-Part

Gerade in den Multiplayer-Matches über das Internet kommt es daher eher auf Map-Kenntnis und sinnvollen Einsatz der Ausrüstung an als auf Zielfähigkeiten. Davon abgesehen ist der Online-Part aber wieder das Highlight des Spiels: Bis zu 16 Spieler bekriegen sich in flüssigen Matches auf acht interessant gestalteten Maps,

Die Online-Matches sind wieder das Glanzstück des Spiels. Diesmal dürfen vier Spieler auch kooperativ übers Netz die Kampagne zocken.
darunter auch ein Flugzeugträger. All zu viele Spieler tummeln sich in den zahlreichen Länder-Lobbys zwar nicht, doch andererseits herrscht dadurch im Voice-Chat eine familiäre Atmosphäre. Gespielt werden hauptsächlich Team Deathmatch und Free for All, es gibt aber auch anspruchsvollere Varianten wie das Eskortieren eines Anführers sowie die Modi Zerstörung und Tauziehen. Das verdiente Kommando-Kapital lässt sich in diverse Waffen und Extras wie Zielfernrohre, Visiere, Minen und C4-Sprengstoff investieren. Wer selbst einen Server aufmacht, darf jede Menge Feinheiten wie Friendly Fire und einzelne Waffen erlauben oder deaktivieren. Auch Klans und Freundeslisten lassen sich wieder anlegen.

Im neuen Koop-Modus können sich vier Spieler gleichzeitig durch die Kampagne ballern - sowohl lokal als auch über's Netz. Bis auf mitunter etwas abgehackte Bewegungen der Figuren läuft die Action schön flüssig. Leider verkommt das Spiel hier noch mehr zum Run-and-Gun-Geballer. Mein Tipp: Wählt von Beginn an den höchsten Schwierigkeitsgrad. Nur dann müsst ihr euch nämlich behutsam von Deckung zu Deckung voran kämpfen, um nicht in Hinterhalte zu geraten. Das macht mehr Spaß als anspruchsloses Kugel-Spammen und bringt nebenbei auch mehr Geld ein. Zur Not ruft ihr per Voice-Chat einen Mitstreiter zur Wiederbelebung herbei. Wem das immer noch zu einfach ist, darf sich eine kurze »Custom«-Mission mit noch mehr Gegnern vollstopfen und andere Details wie ihr Aussehen bestimmen.      

      

Fazit

Schade, dass das neue PSP-Socom seinen Schwerpunkt auf die Action legt und taktische Finessen vernachlässigt. Gerade das gemütliche Planen sinnvoller Wege und Angriffstaktiken machte die Vorgänger und das noch anspruchsvollere Spinoff Tactical Strike so interessant. Der niedrige Schwierigkeitsgrad und das starke Auto-Aim entschärfen den recht linear gehaltenem Shooter noch weiter - nur auf der höchsten Stufe kommt es zu spannenden Gefechten. Auch im neuen Koop-Modus für bis zu vier Spieler solltet ihr eure Widersacher so stark wie möglich einstellen. Der schwächelnden Kampagne steht allerdings ein gewohnt mächtiger Multiplayer-Part gegenüber: Da man dank der automatischen Aufschaltung nur selten zielen muss, gefallen mir die Online-Matches von Resistance Retribution etwas besser - doch auch in Fireteam Bravo ist es durchaus unterhaltsam, sich gegenseitig über die schick gestalteten Karten zu jagen. Auf technischer Ebene liefert Slant Six Games ein echtes Meisterstück ab: Die idyllischen Waldgebiete und Kleinstadtgassen wirken derart realistisch, dass ich manchmal kaum glauben konnte, dass der kleine Grafikchip nicht das PSP-Gehäuse zum Schmelzen bringt: Von der satten Farbgebung über knackig scharfe Details bis hin zu sanft gefilterten Texturen stimmt hier fast alles.

Pro

beeindruckend realistische Szenarien
knackscharfe Texturen
hübsche Regen-, Rauch- und Feuerdarstellung
gelungene Steuerung
umfangreicher Online-Modus
flüssige Internet-Matches
On- und Offline-Koop für bis zu vier Spieler
viele Waffen, Aufsätze und Gadgets zum freischalten und kaufen

Kontra

zu lineares Leveldesign
viel zu niedriger Schwierigkeitsgrad
dadurch einige monotone Feuergefechte
taktische Befehle sind nur selten nötig
fade Story

Wertung

PSP

Der actionlastigen Kampagne von Fireteam Bravo 3 mangelt es an Abwechslung und taktischen Freiheiten - der Online-Part präsentiert sich dagegen gewohnt stark.

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