Football Manager 201030.11.2009, Mathias Oertel
Football Manager 2010

Im Test:

Die Schneewittchen-Frage braucht man Segas Football Manager 2010 (ab 14,99€ bei kaufen) nicht stellen. Denn "der schönste im ganzen Land" ist zweifellos die Konkurrenz aus dem Hause EA. Doch der hierzulande nicht erscheinende Trainer-Simulator von Sports Interactive hat ganz andere Qualitäten. Qualitäten, die ihn im europäischen Ausland klar zum Favoriten auf den Meistertitel machen. Wie geht der immerwährende Kampf der Fußball-Giganten auf deutschem Rasen aus?

Fußball ist Kopfsache

Diese Binsenweisheit trifft auf Manager-Spiele noch mehr zu als auf den täglichen Fußballzirkus, der uns nicht nur hierzulande von der Kreis- bis zur Bundesliga Woche um Woche den Kopf verdreht und die Familie, Freundeskreis oder andere Hobbies aufs Abstellgleis schiebt.

Denn es braucht schon eine gehörige Portion Fantasie, um hinter den Zahlenkolonnen, Tabellen und der Statistikflut die Gesichter, Figuren, Sportler und Menschen zu sehen, die einen in der Wirklichkeit als Fan mitreißen und beschäftigen. Und doch gibt es zwei Spiele, die dieses Phänomen mit pünktlicher Regelmäßigkeit wiederholen.

Beeindruckend ist die Optik des neuen FM von Sports Interactive immer noch nicht. Doch die inhaltlichen Qualitäten können bis auf wenige Ausnahmen überzeugen.
Der eine kommt aus dem EA-Studio Bright Future in Köln, nennt sich Fußball Manager (in diesem Jahr mit der Zahl '10' versehen) und hat alles, was man sich als Entwickler wünschen kann: Zugriff auf die FIFA-Engine für die Matchdarstellung, haufenweise Lizenzen, die größtenteils exklusiv abgegeben wurden, einen Umfang, der weit über das Trainerdasein hinaus beschäftigt und einen wahlweise auch für Stadionausbau, Merchandising, Werbeeinnahmen oder Vereins-Immobilien verantwortlich macht - quasi der komplette Fußballverein für Zuhause.

Der andere namens Football Manager (dieses Jahr als Ausgabe '2010' unterwegs) entsteht im Mutterland des Fußballs bei Sports Interactive, wird von Sega veröffentlicht, erscheint wegen lizenzrechtlicher Differenzen hierzulande seit einigen Jahren nicht mehr und verfolgt ein komplett anderes Ziel: Der Fokus liegt auf dem Trainerdasein - und nur diesem. Keine Bratwurst-Preise, die eingestellt werden können, keine Farbauswahl für die Sitzschalen im Stadion, kein Einfluss auf die Werbemaßnahmen. Selbst Transfers können nicht ohne Zustimmung der Vereinsbosse bzw. des Aufsichtsrates abgewickelt werden.

Trotz oder gerade wegen dieses komplett unterschiedlich Ansatzes ist ein heißer Kampf zwischen den Fan-Lagern entbrannt, der eigentlich nur noch von dem anderen Fußball-Krieg Pro Evolution Soccer vs. FIFA in den Schatten gestellt wird. Äußerer Glanz und enormer Umfang gegen innere Werte. Wer liegt dieses Jahr vorne?

Trockenschwimmen

Wer ist schuld, wenn die Mannschaft schlecht spielt? Der Trainer! Wer ist der Erste, der gehen muss, wenn Ziele nicht erreicht werden? Der Trainer! Wer ist schuld, wenn kein Geld für Transfers da ist? Der Trainer - und sei es nur, weil er unverfroren Verstärkungen fordert, um erfolgreich spielen zu können! 

Und der Football Manager 2010 von Sports Interactive setzt genau da an: Schnörkellos und ohne großes Brimborium. Und vor allem auch ohne den enormen offiziellen Lizenzteil, der die Konkurrenz von EA auszeichnet. Das bedeutet allerdings nicht, dass man auf Fantasienamen zurückgreifen muss. Die Spieler sind samt umfangreicher sowie authentisch wirkender

Die Live-Match-Analyse gibt Aufschluss über erfolgreiche und erfolglose Aktionen jedes einzelnen Spielers!
Statistiken allesamt mit Namen vertreten, einzig bei den Vereinswappen sowie den Bezeichnungen der Wettbewerbe muss man Abstriche machen: Die Champions League z.B. ist der Champions Cup, die deutsche Bundesliga trägt den Namen "German First Devision". Im Gegenzug gibt es sogar deutsche Original-Schiedsrichter. Wer sich also jedes Wochenende über die Männer an der Pfeife aufregt, kann dies nun auch mit ihren virtuellen Ebenbildern tun.

Die Menüs sowie die Benutzerführung sind übersichtlich, was letztlich nichts anderes bedeutet als "karg und funktionell". Wobei man dieses Jahr  einen großen Fortschritt macht, auf die seitliche Navigation verzichtet und stattdessen über horizontale Tabs samt leicht zu erreichender Untermenüs seine Entscheidungen fällt oder Informationen einholt.

Alles wirkt aufgeräumt und gut strukturiert, erinnert in Ansätzen sogar an die deutsche Konkurrenz, was den FM allerdings dennoch nicht wesentlich zugänglicher für Anfänger macht. Denn sobald man unter der aufgeräumten Oberfläche in die nächsten Ebenen vordringt, nimmt das Informationsangebot überproportional zu.

Es warten haufenweise Statistiken, die zumindest ansatzweise überflogen werden sollten, wenn man in den kommenden  Spielen als Sieger den Platz verlassen möchte. Wenigstens kann man sich voll und ganz auf den Trainerjob konzentrieren. Denn im Gegensatz zum FM von Bright Future kann man sich hier nicht einmal optional um das Vereinsumfeld oder Einnahmequellen kümmern.

Der Vorstand bzw. der Aufsichtsrat gibt einem ein Budget vor, das man einhalten muss. Zwar kann man in Ausnahmefällen auch zusätzliche Gelder beantragen, doch sollte dies gut überlegt sein, da die Stimmung schnell kippen kann, wenn man danach keine Erfolge einfährt.

     

"Der Trainer ist die ärmste Sau"

Rudi Völler-Busenfreund Waldemar Hartmann hat mit dieser vielleicht nicht diplomatischen, aber in ihrer Direktheit gnadenlosen Umschreibung für die Verantwortung, die die Fußballlehrer im Profigeschäft tragen, den Nagel auf den Kopf getroffen. Und sie wird im FM2010 wie in keinem anderen Spiel so offensichtlich und beinahe schmerzhaft nachvollziehbar.

Die meisten der Möglichkeiten, die mir als Übungsleiter und Verantwortlicher für mein Team zur Verfügung stehen, gab es  bereits in der letztjährigen Version: Sondieren des Transfermarktes, Aufstellung des Trainingsplanes (über einfache Schieberegler), Mannschaftsaufstellung, Taktik, Rollen innerhalb der Mannschaft (Spielmacher, offensiver Verteidiger), Gespräche mit dem Team oder einzelnen Spielern.

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Das Training ist zwar nicht so umfangreich, wie man es sich wünschen würde, doch der Taktik-Generator ist kaum zu schlagen...
nd mit Ausnahme der etwas eingeschränkten Trainingsoptionen, bei denen über Schieberegler zwar die Arbeitslast in verschiedenen allgemeinen Bereichen wie z.B. Taktik, Defensive, Angriff oder Standard-Situationen festgelegt werden kann, man aber keine Möglichkeit hat, gezielt den offensiven Mittelfeldmann auf kurze direkte Freistöße zu spezialisieren oder einen der Verteidiger auf das Schlagen von Ecken zu trimmen, ist dies alles gelungen. Und nicht nur das: Die Zusammenhänge sind logisch und vor allem nachvollziehbar. Was man auch im Hinterkopf behalten sollte, wenn man auf die zu stereotypen Pressekonferenzen geht, anstatt den Co-Trainer bzw. Assistenten zu schicken.

Denn ehe man sich versieht, rutscht einem bei den Multiple Choice-Antworten etwas heraus, das ein Spieler krumm nimmt, so dass dessen Moral langsam in den Keller rutscht und dementsprechend schlechte Leistungen auf dem Platz folgen. Ein Teufelskreis ist geboren.

Und davon gibt es viele, die so dicht an der Realität sind, dass es beinahe schon gruselig ist. Wie z.B. den dritten Kreis der Dante'schen Fußball-Hölle, den  die Hertha aus Berlin sehr gut kennt: Man verliert, dann geht das Selbstbewusstsein abhanden und schließlich sorgt die Kombination für ein Spiel wie gegen den HSV, in dem man unmögliche Tore kassiert.

Andererseits sorgt natürlich auch eine Siegesserie für ein Stimmungshoch und eine breite Brust, selbst wenn man gegen Lokalrivalen oder Ligagrößen wie z.B. die Bayern aus München spielt. Dies alles kann man in der einen oder anderen Form im FM nacherleben.

Alles, was wichtig ist

Eine große Hilfe bei der taktischen Vorbereitung der eigenen Mannschaft sind seit jeher die Scout-Berichte, zu denen man sich teilweise sogar das beobachtete Spiel anschauen und seine eigenen Schlüsse ziehen kann.

Noch wichtiger sind jedoch die Neuerungen, die die taktischen Möglichkeiten auf eine neue Stufe heben. Zum einen wären da die "Backroom"-Meetings, in denen die Trainerassistenten in schöner Regelmäßigkeit Veränderungen ansprechen, die nach ihrer Ansicht entweder beim gesamten Team oder auch bei Einzelspielern angesprochen werden oder in die Trainingsgestaltung einfließen sollten. Es liegt an einem selber, ob man diesen Hinweisen folgt oder nicht. Dabei sollte man aber nicht immer all zu blindes Vertrauen haben.

Einmal wurde mir geraten, meinen Torwart öffentlich als Leistungsträger hervorzuheben, um sein Selbstvertrauen weiter zu stärken. Das wurde vom Spieler auch so aufgenommen, allerdings eingeschränkt, indem er meinte, dass er die Geste zwar schätze, die letzten Spiele aber sehr selbstkritisch feststellen musste, dass er nicht ganz so gut war, wie ich ihn darstellen würde.

Autsch! Das hat gesessen... Einmal in die Statistiken geschaut... Er hat Recht. Verdammt!

Doch dieses Ereignis hat bei mir, wie viele andere auch, nicht den Eindruck hervorgerufen, dass das Programm Fehler macht, sondern dass es beinahe menschlich und damit "real" wirkt. Der FM schafft eine ausgezeichnete Illusion.

Wie z.B. auch in folgender Situation: Um mir einen neuen Stürmer zu kaufen, treibe ich das Angebot für einen meiner Mittelfeldspieler in sehr profitable Höhen. Beide Vereine stimmen zu. Und auf einmal teilt mir der Spieler mit, dass er nicht

Die spartanische Darstellung ist trotz einiger Verbesserungen immer noch die größte Schwäche des britischen FM.
wechseln, sondern lieber versuchen möchte, sich hier durchzubeißen...

Was tun? Ihn enttäuschen und kurzerhand auf die Transferliste setzen? Dann gibt es vermutlich nicht so viel Geld, wie ich mit viel Geduld und Glück gegen die zumeist clever agierenden KI-Vertreter anderer Vereine hier hätte herausschlagen können.

Oder sollte ich vielleicht versuchen, ihn durch Strafversetzung in die zweite Mannschaft oder Vorenthalten von Einsätzen davon zu überzeugen, sein Glück woanders zu suchen - selbst auf die Gefahr hin, dass ich ihn in einer Verletzungsmisere vielleicht brauchen könnte und er zu dem Zeitpunkt nicht mal mehr halbe Leistung bringt, weil er sauer ist?

Doch zurück zum Backroom: Zusätzlich gibt es vor Spielen immer die Möglichkeit der Hinweise auf bestimmte Muster, nach denen der Gegner spielt sowie Gegenüberstellungen von Vor- und Nachteilen in verschiedenen Bereichen.

Und diese sollte man tunlichst im gleichermaßen einsteigerfreundlichen wie mächtigen Taktik-Editor beherzigen, der im FM2010 seine Premiere feiert. Dort kann man nicht nur seine favorisierten Spielsysteme unkompliziert modifizieren, sondern auch die Rollen jedes einzelnen Spielers haarklein festlegen und zum Beispiel sagen, dass die Stürmer sich nicht in die Arbeit "nach hinten" einschalten sollen etc.

Hat man schließlich alles eingestellt, was eingestellt werden musste (oder dies von einem Assistenten erledigen lassen), geht es auf das Spielfeld, wo nicht nur die Geduld, sondern auch Leidensfähigkeit gefordert ist.

  

Das Leiden des jungen Trainers

Und das meine ich nicht im Hinblick auf die Matchberechnung, die im Gegensatz zu den verschiedenen Methoden des FM von EA auf einer Basis beruht, so dass man jederzeit zwischen den verschiedenen Optionen Text (einfach, mit auf Dauer starker Wiederholungsanfälligkeit), Highlights, Schlüsselmomente und Komplettspiel wählen kann.

Natürlich ist hier das augenscheinlich größte Defizit zu EAs Konkurrenz auszumachen. Denn im Vergleich zum FIFA-Motor wirkt die hier verwendete Spieldarstellung beinahe wie ein Rückschritt in alte Amiga-Zeiten.

Mann kann es drehen und wenden, wie man möchte: "Schön" sieht anders aus... Aber das ist vollkommen egal, da die Dramatik zur Höchstform aufläuft. 
Allerdings war dies schon immer so: Erst letztes Jahr machte die Matchengine den Sprung von 2D zu 3D und hinterließ  dabei sogar noch einen schlechten Eindruck, der bei  mir dazu führte, dass ich die Option nur anfänglich wahrnahm und danach weiterhin in der gewohnten, antiken 2D-Ansicht die Spiele betrachtete.

Mit hässlichen Pappkameraden, die in zwei Phasen animiert auf den Tribünen der diversen Stadien stehen oder sitzen sowie der abgrundtief schlechten Rauschkulisse reißt der FM2010 wahrlich keine Bäume aus. Aber mit Hunderten neuen Animationen, die zwar gelegentlich immer noch inakzeptabel sind wie das grenzdebile Jubeln nach einem Tor wird die Engine im Rahmen der Möglichkeiten auf Vordermann gebracht, so dass ich mittlerweile auch das 3D-Spiel genieße.

Denn dabei darf man eines nicht vergessen: Die Matchengine ist seit Jahren trotz aller Einfachheit ein Synonym für spannenden, mitreißenden Fußball. Ich stimme zu: Sie sieht nicht spektakulär aus. Muss sie auch nicht. Denn mit nur ein bisschen Fantasie wird aus den "Strichmännchen", die den Ball mal flach, mal hoch zwischen sich hin und herschieben sowie den Pappkameraden auf den Tribünen ein Fußballfest, das mich auf der Trainerbank alles um mich herum vergessen lässt und mich auf eine waghalsige emotionale Achterbahn-Fahrt mitnimmt. Und wer der 3D-Darstellung überhaupt nichts abgewinnen kann, hat immer noch die 2D-Option.

Mein Spiel, meine Emotionen, meine Entscheidungen

Doch egal, ob zwei- oder dreidimensional: Der FM2010 sorgt mit vielen Kleinigkeiten für ein authentisches Erlebnis. Man jubelt mit, wenn krachende Volleys ins Netz gejagt werden. Man schimpft auf den Schiri, wenn er eine klare Notbremse nur mit einer gelben Karte ahndet, anstatt Rot zu zücken. Man leidet, wenn der Freistoß wunderbar um die Mauer gezirkelt wird, aber vom Lattenkreuz ins Feld zurückprallt, wo er dann von den Verteidigern weggeschlagen wird.

Man freut sich, wenn die Mannschaft sich ein Tor erkämpft, nur um dann vom Schiedsrichter nach Rücksprache mit  seinem Assistenten an der Linie dieses Tor wegen Abseitsstellung aberkannt zu bekommen.

Man flucht wie ein Rohrspatz, wenn ein klares Abseitstor des Gegners gegeben wird - auch wenn man selber die entsprechende Szene immer wieder vor und zurück spulen musste, um es als Abseits herauszustellen.

Dass die eigenen Spieler sich in einer Traube um den Assistenten mit der Fahne versammeln und versuchen, diese Entscheidung zurücknehmen zu lassen, man in der darauf folgenden Pressekonferenz auf diese Situation angesprochen wird, sich über den Schiedsrichter in aller Deutlichkeit beschwert und dann im Übersichtsblock der letzten Woche angekündigt wird, dass der Verband keinerlei Schritte gegen mich als Trainer erwirkt, macht vor allem eines deutlich: Alles ist trotz Wiederholungsanfälligkeit vieler Texte optimal miteinander verzahnt. Und das führt dazu, dass ich immer weiter in die virtuelle Fußballwelt abtauche.

Die Benutzerführung ist übersichtlich.
Doch das gelingt nicht nur mit der Matchdarstellung an sich, sondern auch mit den Eingriffsmöglichkeiten, die mir während des Spiels zur Verfügung stehen und die teilweise umgehend von meiner Mannschaft umgesetzt werden. Dazu gehört z.B. das neue Live-Analyse-Tool, in dem alle wesentlichen Aktionen nicht nur der beiden Mannschaften, sondern auch der einzelnen Spieler aufgeschlüsselt werden und an denen man ablesen kann, wer im Team mitzieht und wer am jeweiligen Spieltag überfordert ist. Wenn sich Auffälligkeiten häufen,  sollte man vielleicht sogar das Training für den Kicker speziell einstellen...

Ich stelle z.B. fest, dass meine Taktik "über die Flügel zu spielen" so was von gar nicht aufgeht. Bislang musste man in Segas FM eher komplizierte Wege gehen, um eine leichte Änderung vorzunehmen. Mittlerweile gibt es ein "Schnellmenü", das die wesentlichen Schnelltaktiken auf Abruf bereit hält und das einem ermöglicht, schnelle Änderungen vorzunehmen, ohne den Blick vom Spielfeld nehmen zu müssen.

Doch selbst, wenn man umfangreichere Umstellungen vornehmen will, hat man über ein Radar, das haargenau das repliziert, was die Engine auch in den anderen Darstellungsformen auf den Bildschirm bringt, weiterhin alles im Blick. Oder man gönnt sich den unrealistischen (hey, immerhin ist das immer noch ein Spiel und nicht der Trainerlehrgang in Köln) Luxus und drückt den Pause-Knopf, bevor man seine Änderungen vornimmt.

Aber es gibt auch Grund zum Ärger. Nicht häufig, aber es gibt Situationen wie diese, wenn sich ein potenzieller KI-Trainerkandidat innerhalb eines News-Tages bei zehn Vereinen ins Gespräch bringt bzw. von der Presse ins Gespräch gebracht wird. Das wirkt hochgradig unglaubwürdig und zerstört die Fußball-Illusion, die Sports Interactive aufbaut. Und auch der eigentlich in der K.O.-Runde der Europa League, pardon: des Europa Cup an meinem Team gescheiterte Club, der dann urplötzlich in der Ziehung zur Gruppenphase wieder dabei ist, ist eine kalte Atmosphäre-Dusche. 

Doch neben all den emotionalen und inhaltlichen Highlights, die einen langfristig motivieren, sind diese sporadischen Fehler wahrlich nur kleine Fische.  

Fazit

Mit seinem klaren Fokus auf das Trainerdasein sorgt der Football Manager 2010 für ein kleines Motivationswunder. Zwar ist er hinsichtlich der Präsentation sowie der Matchdarstellung der deutschen Konkurrenz von EA unterlegen, aber die inhaltlichen Qualitäten und Fortschritte der diesjährigen Ausgabe sorgen für nicht enden wollende Fußball-Unterhaltung mit vielen spannenden Momenten. Dieses Jahr ist alles leichter zu navigieren und es gibt haufenweise nachvollziehbare Analysen, Statistiken sowie Einflussmöglichkeiten vor, während und nach der Matches. Hier gibt es Schräubchen, die gedreht werden müssen, gegen dieses Team hilft vielleicht eine neue Taktik, dieser Spieler muss unbedingt verpflichtet werden, doch wen soll ich auf die Transferliste setzen und so das Budget dafür schaffen? Ich leide, ich freue mich, ich zittere mit  - und ich bekomme tatsächlich das Gefühl, dass meine Entscheidungen etwas bewirken und ich für den Sieg (oder die Niederlage) mit verantwortlich bin. Dass Segas FM aber auch dieses Jahr die allerletzte Weihe versagt bleibt, liegt nicht an der unterirdischen Soundkulisse oder den sich schnell wiederholenden Texten der Matchdarstellung. Es sind vielmehr die sich summierenden Kleinigkeiten wie die nur vergleichsweise oberflächlichen Trainingseinstellungen oder die auf Dauer vorhersehbaren Pressekonferenzen. Auch die Logikfehler wie Trainer, die sich nach Aussagen der Presse bei neun Clubs bewerben oder Mannschaften, die  trotz des Ausscheidens in K.O.-Spielen in der Gruppenphase des Cups weiterhin dabei sind, nagen an der sonst so ausgezeichneten Illusion einer Fußball-Welt. Dennoch hat es der Football Manager dieses Jahr geschafft, an seiner deutschen Konkurrenz vorbeizuziehen. Das Leben auf der harten Trainerbank war schon lange nicht mehr so spannend, so dramatisch und so überzeugend.

Pro

aufgeräumte Menüstruktur
verbesserte 3D-Matchdarstellung
bewährte, überzeugende Matchberechnung
Verhandlungsbudgets beim Transfer  reglementiert
Spannung & Dramatik
Fehlentscheidungen der Schiedsrichter
diverse Assistenten
umfangreiche Statistiken
Live-Match-Analysetool
zahlreiche Möglichkeiten, während des Matches einzugreifen
eigene Taktiken erstellbar
zahlreiche einblendbare Infoboxen im „TV-Modus“
teils lizenziert
original Schiedsrichter, Spieler, Vereine
umfangreicher Editor

Kontra

spröde Präsentation
ganz schwache Soundkulisse
mitunter Schwächen in der Matchlogik (3D-Darstellung)
inhaltliche Logikfehler
Defizite in der Trainingsgestaltung
Pressekonferenzen nutzen sich ab
Zwei-Phasen-animierter Pixel-Zuschauer-Haufen

Wertung

PC

Gratulation nach England: Der Manager von Sports Interactive ist trotz kleiner Schönheitsfehler das Nonplusultra der Trainer-Simulationen.

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