TransFormers: Kampf um Cybertron01.07.2010, Mathias Oertel
TransFormers: Kampf um Cybertron

Im Test:

In den letzten Jahren haben sich Optimus Prime, Megatron & Co. nur im Rahmen von ambitionierten, aber halbgaren Filmspielen blicken lassen. Dabei gab es auch mal eine Zeit, in der die Transformers für großes virtuelles Kino sorgen konnten, genauer: Im Jahr 2004, als das von Melbourne House produzierte Action-Spektakel um Autobots und Decepticons unser Gold eroberte. Kann der "Kampf um Cybertron" an die alte Klasse anknüpfen?

High Moon als Erfolgsgarant?

Was macht man, wenn man eine große Lizenz wie Transformers hält, der nächste Film allerdings noch auf sich warten lässt? Man setzt einfach ein unabhängiges Studio wie das Team von High Moon an den Stoff und hofft, dass die Jungs und Mädels aus der kalifornischen Kleinstadt Carlsbad eine ähnliche Magie wirken können wie bei ihren bisherigen Titeln. Denn was High Moon bislang abgeliefert hat, kann sich sehen lassen: Für Capcom haben sie seinerzeit auf PS2 und Xbox den ambitionierten

Auf den ersten Blick bietet der Kampf um Cybertron interessante Mech-Gefechte. Doch letztlich verbirgt sich hinter den Transformers nur gewöhnliche Third-Person-Action.
Vampir-Shooter Darkwatch (4P-Wertung: 83%) angefertigt. Ihre HD-Premiere feierten sie mit dem ebenfalls von den Filmvorlagen losgelösten Bourne Komplott (4P-Wertung: 81%). Gemäß dem Motto "Aller guten Dinge sind drei" soll nun Transformers - Kampf um Cybertron (TKC) der nächste Mosaikstein im Erfolgsbild von High Moon werden.

Vorher ist nachher

Der immerwährende Kampf von Gut gegen Böse prägt nicht nur Fantasy-Epen wie Der Herr der Ringe, sondern auch Jungenfantasien wie transformierende Roboter. Auf der einen Seite stehen die guten Autobots rund um Optimus Prime, auf der anderen die bösen Decepticons mit ihrem Anführer Megatron. Und wie wir spätestens seit den Hollywood-Blockbustern von Michael Bay wissen, hat der Kampf um den so genannten "All Spark", quasi ein religiöses Artefakt, die gestaltwandelnden Roboter auf die Erde geführt, nachdem sie mit ihrem Zwist bereits ihren Heimatplaneten Cybertron vernichtet hatten.

High Moon nimmt sich dieser weit vor den Filmen liegenden Thematik an: Wie ist es zum Untergang des Transformers-Heimatplaneten gekommen? Die damit verbundenen Freiheiten wissen die Kalifornier vor allem hinsichtlich des Artdesigns auszunutzen. Auf der einen Seite verlässt man sich auf die Bilder Cybertrons, die sich durch die Bay-Filme eingebrannt haben: Eine kalte, graubraune Metallwelt, in der sich Gebiete und Strukturen sich immer wieder verändern. Andererseits nutzt man wie Melbourne House vor sechs Jahren die Action-Figuren- und Zeichentrick-Herkunft der Transformers, was sich vor allem beim Design von Autobots und Decepticons widerspiegelt.

Call of Halo-Cybertron-Resistance

Dass man sich stilistisch von den Filmen löst, ist absolut positiv zu werten - zumal ich mich dadurch immer wieder an den Klassiker aus dem Jahre 2004 erinnert fühle. Spielmechanisch jedoch geht man deutlich weniger Risiko als seinerzeit Melbourne House, die u.a. mit umfangreichen Abschnitten, einer nicht linearen Struktur sowie zahlreichen Aufrüstungsmöglichkeiten punkten konnten.

Stattdessen setzt man auf klassische Shooter-Elemente und reichert diese nur mit passabler Story, Koop-Spiel sowie robotischen Funktionen an. Im Kern unterscheidet man sich keinen Deut von anderer Schulterperspektiven-Action. Statt mit Soldaten oder Agenten ist man hier über zwei Kampagnen à fünf Kapiteln mit einem Team aus drei Robotern unterwegs, um

Das Design ist gelungen und wird von Unreal-Technologie sauber auf den Bildschirm gebracht.
sich durch zwar großräumige und gut designte, aber letztlich lineare Schläuche zum nächsten Kontrollpunkt zu kämpfen, während man die Blechbüchsen der anderen Fraktion nach allen Regeln der Kunst zerlegt und schließlich einen guten mehrstufigen Bosskampf absolvieren muss. Dass man wahlweise auch mit einem rein menschlichen Team auf die Jagd gehen kann, ist in der heutigen Zeit ebenso bekannt wie das Halo'sche Zwei-Waffen-System oder die Mischung aus Schild- und herkömmlich aufladender Gesundheitsenergie à la Resistance.

Immerhin macht High Moon hier technisch unterstützt von Unreal-Technologie nichts falsch. Aber sie verpassen es auch, eigene Impulse zu setzen. Vor allem hinsichtlich der Transformations-Möglichkeit bleibt im Gegensatz zum Spiel aus dem Jahr 2004 viel Potenzial ungenutzt. Das mit dem Vehikel verbundene Waffenset sorgt für keine Erweiterung der Mechanik und der vermeintliche Geschwindigkeitsvorteil, den das Fahrzeug haben könnte, hält sich ebenfalls im überschaubaren Bereich auf. Einzig bei flugfähigen Transformers kommt eine neue spielerische Ebene hinzu, die allerdings auch nur die Oberfläche des Möglichen ankratzt. Hier wären in weiterer Konsequenz z.B. dynamische Dogfights wie in der Ace Combat-Serie wünschenswert.

     

Team-Kampf um Cybertron

Man kann die Kampagne auch kooperativ angehen oder sich robotischen Mehrspieler-Duellen widmen. Aber auch hier gilt "Alles schon gesehen!"  Immerhin sorgen die Online-Modi für eine deutliche Verlängerung der Halbwertszeit. Wie z.B. die "Eskalation", hinter der sich eine richtig gute Variation des Horde-Modus versteckt und bei der bis zu vier Spieler Welle auf Welle an KI-Feinden überleben müssen.

Wer sich nicht mit der unter dem Strich soliden KI auseinandersetzen möchte, kann sich mit insgesamt zehn Spielern auf acht Karten in sechs Variationen bekannter Spielmodi wie Deathmatch oder Eroberung versuchen. Da die Versus-Modi sich

Sowohl solo als auch in der Koop-Kampagne und den anderen Mehrspieler-Modi liefern die Roboter solide Shooter-Unterhaltung ab.
mit ihrer Personalisierung sowie dem Charakteraufstieg an Modern Warfare orientieren, ist hier auch mittelfristig für Motivation gesorgt. Allerdings ist es bereits jetzt schwierig, Mitspieler zu finden. Vor allem auf dem PC sind die Lobbies nur spärlich gefüllt. Das wiederum liegt vermutlich daran, dass die Mehrspielermodi unter dem Strich ebenso gewöhnlich und bieder sind wie auch die Kampagne.

System-Einerlei

Wer vor der Wahl steht, welche Fassung der Transformers man zu sich nach Hause einladen soll, wird es schwer haben. Hinsichtlich der visuellen Qualität liegen alle drei Varianten (PC, PS3, 360) gleichauf, wobei PC-User sich damit abfinden müssen, dass die Engine im Spielbetrieb auf 30 Frames beschränkt wird, dafür aber immerhin die beliebtesten Auflösungen unterstützt.

Die Steuerung der cybertronschen Blechdosen ist ebenfalls auf allen Plattformen gelungen, wobei auf dem PC mit der Maus-/Tastatur-Kombo eine sehr gut reagierende Alternative zum 360-Pad angeboten wird.

Der einzig nennenswerte Unterschied zwischen den Versionen liegt in der Sprachauswahl: Während PC- und Xbox 360- Roboter nur Deutsch sprechen -dies aber immerhin gut lokalisiert und mit passenden Sprechern besetzt- können PS3-Transformer multilingual loslegen.    

Fazit

Das Gute: Der Kampf um Cybertron ist das beste Transformers-Spiel seit Melbourne Houses Geniestreich aus dem Jahr 2004. Da die Filmumsetzungen der letzten Jahre  fast durchweg enttäuschten, ist das allerdings kein Kunststück. Sowohl die Kampagne, die optional auch mit drei Spielern kooperativ bestritten werden kann, als auch die Mehrspielermodi mit ihrem an Modern Warfare erinnernden Charakter-Aufstieg wissen zu unterhalten. Zudem hat das Team der High Moon Studios mit Unterstützung von Unreal-Technologie ein zielsicheres Gespür für Artdesign bewiesen, das eine Brücke zwischen der Filmoptik und den klassischen Action-Figuren schlägt. Aber: Um all das genießen zu können, muss man schon ein Fan der sprechenden Riesen-Konservendosen sein. Denn letztlich schlummert unter der Hochglanz-Kulisse nur ein Third-Person-Shooter wie jeder andere. Grundsolide? Ja! Passabel inszeniert? Ja! Technisch sauber? Aber ja! Austauschbar? Natürlich! Würde man Autobots durch Vampirjäger und Decepticons mit  Blutsaugern ersetzen, würde der "Kampf um Transsylvanien" auch gut funktionieren. Leider haben es die Entwickler nicht geschafft, den Blechbüchsen genügend Seele einzupflanzen, um aus dem Action-Einerlei herauszustechen oder gar an den sechs Jahre alten PS2-Klassiker heranzureichen.

Pro

gelungenes Artdesign
gute Steuerung
Kampagne kooperativ spielbar
Mehrspieler-Modus mit Charakter-Aufstieg
saubere Technik
gut inszenierte Boss-Kämpfe

Kontra

nur gewöhnliche Action
Kampagne etwas kurz geraten
lineares Leveldesign
Transformationspotenzial bleibt weitestgehend ungenutzt
wenig Abwechslung
Mehrspieler-Modi ohne Überraschungen
geringer Umfang im Multiplayer (acht Karten)

Wertung

360

Ambitionierte und technisch solide Robot-Action mit Koop-Aspekt, die unter dem Strich leider zu gewöhnlich bleibt.

PlayStation3

Ambitionierte und technisch solide Robot-Action mit Koop-Aspekt, die unter dem Strich leider zu gewöhnlich bleibt.

PC

Ambitionierte Robot-Action mit Koop-Aspekt, die unter dem Strich leider zu gewöhnlich bleibt. Die Bildraten-Beschränkung auf PC stört zusätzlich.

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