Total Immersion Racing26.01.2003, Phillip
Total Immersion Racing

Im Test:

In den letzten Wochen und Monaten konnten sich PC-Zocker über einen weitreichenden Schwung an Rennspielen freuen, von denen die meisten jedoch mit der Formel 1 zusammen hingen. Mit dem bereits Konsolen-bewährten Total Immersion Racing (ab 5,63€ bei kaufen) dürft Ihr nun in die GT-Serie eingreifen und Euch auf heiße Positionskämpfe und eine ausgefeilte KI gefasst machen. Ob das allerdings reicht, um Total Immersion Racing auf die Pole Position zu schieben, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Die vernachlässigte GT-Serie

Die einen schwören auf DTM, die anderen auf die Indy-Carts, andere wiederum sind Anhänger der GT-Serie, die allerdings seit EAs Sports Car GT spieletechnisch am Hungertuch nagte.

Razorworks hat sich dabei sichtlich bemüht, das Flair der Highspeed-Rennen einzufangen: Es gibt insgesamt 14 Fahrzeuge in drei Geschwindigkeitsklassen, die auf den zwölf nach realen Vorbildern modellierten Strecken auf Punkte-Jagd gehen.

Doch viele der Autos und Kurse müssen erst freigespielt werden, weswegen es sich anbietet, sich im Hauptmenü nicht für die Einzelrennen, sondern für die Herausforderungen oder die Karriere zu entscheiden.

Letztgenannte ist im Übrigen stark an die Variante angelehnt, die man auf der Konsole von V-Rally 3 kennt: Am Anfang der Karriere habt Ihr die Auswahl zwischen zwei Teams. Der weitere Verlauf ist vollkommen von Euren Leistungen abhängig. Schafft Ihr es, am Ende der Rennserie relativ weit vorne platziert zu sein, bekommt Ihr bessere Angebote (möglicherweise sogar in einer höheren Rennklasse). Liegt Ihr hingegen am unteren Ende des Feldes, müsst Ihr mit schlechteren Offerten vorlieb nehmen.

So kämpft Ihr Euch von Rennen zu Rennen, steigt schließlich auch auf und fahrt und fahrt und fahrt... und trotzdem mag sich nicht so recht der Spielspaß einstellen.

Ich mach dich fertig!

Die groß angekündigte KI ist daran nicht schuld, denn im Großen und Ganzen gelingt es Ihr, das Versprechen einzulösen. Die Fahrer verhalten sich ihrer Rennposition entsprechend immer anders, gehen auf Angriff oder lassen auch mal die Leine locker, wenn sie einen ausreichenden Vorsprung haben. Zudem halten sie auch nicht an einer sturen Ideallinie fest, sondern starten auch mal Überholvorgänge, wenn es ihr Fahrzeug zulassen sollte.

Ihr entsprechendes Aggressions-Potenzial könnt Ihr Euch auch wahlweise anzeigen lassen, so dass Ihr von vornherein wisst, ob Ihr bei einem Überholmanöver mit einer kleinen Attacke zu rechnen habt.

Doch auch Eure Fahrweise bleibt nicht ungesühnt: Solltet Ihr häufiger als nötig einen Gegner touchieren oder ihn gar von der Strecke drängen, erhöht sich seine Aggression gegen Euch, was im Ernstfall dazu führen kann, dass der Gegner Euch bis zum Ende jagt.

Dadurch bekommt man das Gefühl, es fast mit menschlichen Fahrern zu tun zu haben, was viele Spiele bereits vergeblich versucht haben.

Lass dir helfen

Auch das integrierte Fahrzeugtuning, das Euch ab dem zweiten Schwierigkeitsgrad zur Verfügung steht, ist nicht am Absinken der Motivation schuld. Denn zum einen lassen sich die Änderungen auf dem Asphalt deutlich nachvollziehen, zum anderen steht Euch mit einem Ingenieur eine hilfreiche Hand zur Seite, die den Wagen an Eure Fahrweise anpasst.

In den Trainingsrunden erkennt das Programm Eure Fahrweise und versucht, Euren Boliden so einzustellen, dass Ihr bestmögliche Zeiten erreichen könnt.

Natürlich könnt Ihr jederzeit die Entscheidungen des Ingenieurs übergehen und Eure eigenen Tuning-Vorstellungen einsetzen.

__NEWCOL__Passable Steuerung

Eine wohltuende Verbesserung im Vergleich zu den Konsolen-Fassungen findet sich im Bereich der Steuerung: egal, ob Pad, Tastatur oder vorzugsweise mit Force-Feedback-Lenkrad- die Wagen reagieren sehr gut auf die Eingaben. Allerdings wird man trotz aller Verbesserungen das Gefühl nicht los, dass die Boliden mit einer fragwürdigen Fahrphysik ausgestattet sind, die einem nicht das Gefühl von Schwammigkeit nehmen kann.

Allerdings gewöhnt man sich nach ein paar Runden schnell an die merkwürdigen Eigenheiten und kann sich fortan auf die Rennen konzentrieren.

Die Spannung während der Rennen, die durch die KI-Duelle aufgebaut wird, geht zwar in Ordnung, wird aber durch das völlige Fehlen eines Schadensmodelles zu Grunde gerichtet. Denn so fährt man im Zweifelsfall einfach mal auf Angriff, da man ja außer dem Hass des Gegners nichts zu fürchten hat.

Und fährt man z.B. frontal auf ein Streckenhindernis, hüpft der Wagen wie ein Gummiball nach hinten, so dass man unbeschadet die Fahrt wieder aufnehmen kann.

Insofern macht sich Total Immersion Racing selbst das Leben schwer, denn trotz insgesamt magerer Spielmodi-Auswahl kann das Spiel kurzzeitig Spaß machen - allerdings wirklich nur kurzzeitig.

Schnell und unattraktiv

Auch wenn die Packung vollmundig als Minimal-Konfiguration einen PIII 450 propagiert - unter 1 GHz und GeForce 3 solltet Ihr gar nicht erst ins Rennen gehen. Es sei denn, Ihr seid

mit der kleinsten Auflösung, Minimal-Sichweite und wenig Details zufrieden.

Besitzt man jedoch einen leistungsstarken Rechenknecht, entfaltet die Engine ihre ganze Kraft und zaubert ein passendes Geschwindigkeitsgefühl auf den Monitor.

Angesichts der nicht gerade üppig bestückten Rundkurse, die auf echten Strecken basieren, sollte sich die Engine jedoch auch keine Blöße geben. Denn trotz 18 Fahrzeugen und einer passablen Fahrphysik muss sich das Programm ja nicht mit der Berechnung eines Schadensmodelles aufhalten.

Zudem schleichen sich auch kleine grafische Ungereimtheiten ein. In Hockenheim zum Beispiel fällt die Sonne eindrucksvoll durch die Bäume auf die Strecke. Fährt ein Wagen aber durch diese Sonnenstrahlen, passiert gar nichts.

Dabei sind die Wagen eigentlich ganz passabel gestaltet und können mit netten Spiegelungen im Lack punkten. Andererseits gehört dies aber mittlerweile schon zum guten Grafik-Ton.

Was allerdings noch viel mehr ins Gewicht fällt, ist die Tatsache, dass man trotz Fahrzeugschatten niemals das Gefühl verliert, dass die Fahrzeuge ein paar Millimeter über der Strecke schweben.

Unter dem Strich bleibt die Grafik genau so durchschnittlich und hinter dem Genre-Standard zurück wie das Gameplay. Schade eigentlich, denn mit ein bisschen (na ja: eigentlich mit viel) Arbeit im Detail hätte Total Immersion Racing zur zahlreich vorhandenen Konkurrenz aufschließen können.

Kraftloses PS-Brummen

Wem die auch während der Rennen ständig im Hintergrund säuselnde Synthesizer-Musik nach einigen Runden verständlicherweise auf den Geist geht, der kann die zum Glück abstellen.

Das Problem ist nur, dass man dann die wenig überzeugenden Motorengeräusche wahrnimmt, die nur selten die Geschwindigkeit widerspiegeln und weit davon entfernt sind, es mit der versammelten Konkurrenz aufzunehmen.

Dafür kriegt man jedoch hin und wieder meistens passenden Boxenfunk zu hören, der einen versucht aufzumuntern und zum Überholen anzuregen.

Aber genau wie bei Gameplay und Grafik wird man einfach das Gefühl nicht los, dass die guten Ideen, die den Entwicklern vorschwebten, einfach nicht bis zum Ende ausgenutzt wurden.

Fazit


Total Immersion Racing bietet einige gute Ansätze, von denen die ausgefeilte KI noch der nennenswerteste ist. Denn wie nur selten zuvor hat man das Gefühl, gegen fast lebensechte CPU-Gegner anzutreten. Jedoch fällt die KI einem durchweg alltäglichen und durchschnittlichen Spielerlebnis zum Opfer, das mehr Möglichkeiten und Tiefgang bieten müsste, um sich der bereits erhältlichen F1-Konkurrenz und dem bald kommenden DTM Race Driver zu erwehren. Ein nicht vorhandenes Schadensmodell, ein unausgegorener Karriere-Modus und ein total verschenkter Mehrspieler-Modus, der die Bezeichnung eigentlich nicht verdient, sind nicht gerade die nötigen Mittel, um die Motivation zu steigern. Einzig die Steuerung und die stark System-abhängige und ziemlich hungrige Grafik können einigermaßen überzeugen. Insofern ist TIR nur Hardcore-Fans zu empfehlen, die momentan die Nase voll von Formel 1-Sims haben und es nicht mehr abwarten können, bis DTM in den Läden steht. Für Gelegenheitsfahrer definitiv nicht lohnenswert - so sehr die KI auch überzeugen kann.

Pro

<li>sehr gute KI</li><li>spürbare Tuning-Optionen</li><li>passables Geschwindigkeitsgefühl</li><li>14 lizenzierte Fahrzeuge</li><li>Original-Strecken</li><li>mit Lenkrad sehr gute Steuerung</li>

Kontra

<li>kein Schadensmodell</li><li>unspektakuläre Grafik</li><li>fragwürdige Fahrphysik</li><li>schwache Motorengeräusche</li><li>vergleichsweise hohe Hardware-Anforderungen</li><li>nur Zwei-Spieler-Splitscreen-Option für Multiplayer</li>

Wertung

PC

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