CSI: Crime Scene Investigation - Eindeutige Beweise11.01.2008, Bodo Naser
CSI: Crime Scene Investigation - Eindeutige Beweise

Im Test:

Im Fernsehen ist die CSI-Serie mit all ihren Ablegern von Miami bis New York ein Dauerbrenner. Obwohl es schon ein paar CSI-Adventures gab, wurde die Krimi-Reihe für den PC bislang nicht adäquat umgesetzt. Können Telltale Games, die Macher des neuen Sam & Max, mit ihrem Adventure CSI: Eindeutige Beweise endlich frische Impulse liefern?

Modernes Whodoneit

Ihre ganz große Zeit hat die CSI-Serie zwar hinter sich, aber laufen tut sie immer noch. Ich erinnere mich noch daran, als ich es zum ersten Mal sah und dachte: Hey, das ist mal was ganz Anderes! Die teils skurrilen Verbrechen, der wissenschaftliche Anstrich und das coole Team waren einfach überzeugend.

Manch einer der virtuellen Kollegen ist etwas eckig um die Nase und kann nur Englisch. Aber hilfsbereit sind sie. 
Man scheute sich auch nicht zu zeigen, wie ein Eispickel sich in den Kopf bohrte und was er dabei für Verletzungen hinterließ - harter Tobak im ansonsten so weich gespülten Fernsehen. Bei Lichte betrachtet war freilich wenig dahinter: Nach einer Weile war es stets dasselbe, alles wirkte irgendwie künstlich und selbst Sympathieträger Gil Grissom konnte man irgendwann nicht mehr sehen. Erschwerend kam hinzu, dass es ca. eine Million nerviger Nachahmer auf allen Kanälen gab.

Das 3D-Adventure gibt sich alle Mühe, die Stimmung der TV-Serie einzufangen. Es gibt die Originalcharaktere, Filmschnipsel mit Aufnahmen aus Las Vegas und auch die schonungslosen Rückblenden auf die Tatbegehung. Zu hören sind allerdings die Originalstimmen aus der US-Serie, leider sind es nicht die deutschen, da man sich eine Lokalisierung bei Ubisoft gespart hat. Es gibt aber auch andere Umstände, die die Stimmung trüben: Da sind die eckig wirkenden 3D-Modelle der Teammitglieder etwa, bei denen zwar zu erkennen ist, wer gemeint, die sich aber nicht realistisch bewegen. Die Inszenierung ist insgesamt etwas dürftig geraten, so als hätte es für etwas Besseres nicht gereicht.

Der erste Tote

Der erste von fünf Fällen ist zwar für CSI typisch, so etwas wie Spannung kommt aber nur ganz gelegentlich mal auf. Nach dem leidlich lustigen Tutorial wird die verkohlte Leiche eines Taxifahrers in seinem abgestellten Wagen gefunden. Ihr müsst erst einmal den Tatort genau untersuchen, der schon erste Hinweise liefert. Ein Fingerabdruck auf einer Büchse mit Terpentin weist auf einen Kleindieb hin, der aktenkundig ist. Das Opfer war ein stadtbekannter Rechtsradikaler, der zudem Trinker war. Ein aufgefundener Schnipsel weist noch in eine andere Richtung, da das Opfer dort eine Frau markierte und mit der nicht sehr netten Unterschrift "Bitch" versah. In welchem Zusammenhang stehen die beiden?

Ein Besuch bei der blonden Frau bringt etwas mehr Erhellung, auch wenn zwischen den Orten mal wieder Nachladen angesagt ist. Anscheinend verfolgte das Opfer die Frau und deren Lebensgefährtin, weil er von ihr abgewiesen wurde. Erschwerend kommt hinzu, dass deren Freundin eine Künstlerin ist, die gern mit dem Feuer spielt. Bei ihren Vorführungen geht schon mal was in Flammen auf, worüber sich ihre Nachbarn beschweren. Reicht das für einen Durchsuchungsbefehl bei den Beiden? Die genaue Inspizierung des Taxis im Labor bringt weitere Anhaltspunkte für den Brand. Wer war's - der obdachlose Dieb, die blonde Frau oder deren taffe Lebensgefährtin? Oder doch ein Unbekannter, den bislang noch niemand auf der Rechnung hat.

Klicken für Grissom

CSI: Eindeutige Beweise ist eines ganz gewiss, ein Klickorgie. Denn beim Ermitteln zählt eigentlich nur das beständige Klicken auf Dinge, an denen noch kein grünes Häkchen prangt. Ein Beispiel: Als ihr ein benutztes Kondom findet, wittert der

Das Objekt der Begierde. In solche Kisten wandern alle gesammelten Hinweise, die ihr im Compi auswerten müsst, was kein Hexenwerk ist. 
virtuelle Kollege mit dem GI-Haarschnitt Morgenluft. Ein ganz wichtiges Beweisstück sei das, das sofort per Pinzette in die übersichtliche Fallakte wandert. Doch ja nicht vergessen, vorher außen und innen die Lebenssäfte per Pipette aufzufangen, die dort vor sich hintrocknen. Sonst geht's nicht weiter im Plot. Alles noch in den DNA-Compi gehämmert, mit anderen Proben verglichen und schon kommt das Ergebnis, wer hier mit wem ein Schäferstündchen abgehalten hat. Dafür braucht ihr trotz drehbarer 3D-Absicht gute Augen und das ist genau die Art des schlüpfrigen Humors, der auch in der Serie gelegentlich aufblitzt.

Klassische Rätsel gibt es nicht, denn alle Aufgaben haben unmittelbar mit der Lösung der Fälle zu tun. Das heißt nicht ganz, denn es gibt auch noch Fleißaufgaben, wie das Einsammeln von Insekten für Käferfreund Grissom und die genaue Untersuchung des Tatortes, die Extrapunkte bei der Bewertung bringen. Das ist trotz der oft umständlichen Bedienung kein Hexenwerk, da alles recht leicht zu finden ist. Ihr rotiert halt ein bisschen in 3D durch die Hintersitze eines Autos, um an alle verkohlten Details zu gelangen. Freie Bewegung ist nicht möglich, denn es gibt vorgegebene Bahnen wie Myst, auf den ihr euch bewegt. Auch das Vergleichen von Faserspuren oder Geschossen, bei dem etwas Puzzlearbeit gefragt ist, macht es nicht anspruchsvoller. Die lieben Kollege helfen übrigens mit Tipps aus, wenn ihr nicht weiter wisst.

              

Farblose Verbrecher

Neben dieser Sucharbeit bilden auch noch Verhöre den Hauptanteil, wenn ihr Verdächtige in die Mangel nehmt. Obwohl es die Möglichkeit gibt, verschiedene Fragen zu stellen, macht das kaum Spaß, denn es ist egal, was ihr fragt. Ihr müsst

Er spricht leider nicht mehr viel. Aber als Gesprächspartner uninteressanter als die restlichen Verdächtigen  ist er auch nicht unbedingt.  
ohnehin wieder alles durchfragen, was insbesondere auch deshalb schade ist, weil Telltale in Sam & Max zeigen, wie witzig Dialoge sein können. In CSI: Eindeutige Beweise ist davon nichts zu spüren, denn die Gespräche sind ohne Raffinesse und es oft nötig, dass ihr euch mit ein und derselben Person mehrmals unterhaltet. Wenn sich was Neues ergibt, müsst ihr noch mal mit ihr sprechen.

Die englische Sprachausgabe stört hier weniger als die mauen Gesichtsausdrücke des Personen. Es ist halt einfacher, ein Comicwesen zum Leben zu erwecken als echte Menschen. Vielleicht wäre es besser gewesen, den CSI-Leute auch einen Comicanstrich zu verpassen. Aber dafür bietet die eher kühle Serie wieder zu wenig humoristisches Potenzial. Sonst verhindert die 3D-Grafik zumindest nicht, das etwas Krimifeeling aufkommt, wozu auch die typische Musik beiträgt. Die streng begrenzen Areale lassen jedenfalls nicht das Gefühl aufkommen, dass ihr tatsächlich in Las Vegas ermittelt, sondern sehen eher wie ein Übungsgelände der Polizei aus. Auch hier bestimmt Künstlichkeit das Bild.

Viel Arbeit, wenig Nervenkitzel

Unterm Strich kommt also kaum Spannung auf, was angesichts des kriminellen Themas doch etwas verwundert. Obwohl ihr zu einem Wohnhaus kommt, in dem alles nur so im Blut des Opfers schwimmt, gibt es keinen echten Nervenkitzel. Alles wird sofort wieder auf die ermittlungstechnische Ebene herunter gebrochen, bei der es ums reine Spuren einsammeln geht. Auch das angewidert sein hält sich in Grenzen und ein echter Spannungsbogen wird durch Unterbrechungen verhindert. Letztlich ist egal, wer es war, Hauptsache ihr habt alle Beweise gefunden, mit den sterilen Handschuhen angefasst und eingetütet.

An der Spannung nagt auch, dass es gelegentliche Unregelmäßigkeiten gibt. Unlogisch ist etwa, dass euer Kollege schon weiß, dass auf dem Grundstück der gesuchte Obdachlose haust, obwohl ihr noch gar nicht dort wart. Er scheint ein wahrer Hellseher zu sein. Auch der ständige Wechsel zwischen Tatort, Verdächtigen, Büro, Leichenhalle, Labor und Werkstatt ist auf Dauer ermüdend, zumal das Hin- und Herwechseln über den eingeblendeten PDA viel zu umständlich ist. Wieso gibt es keine Schnelltaste? Nicht nur Arbeit und Kollegen bleiben fremd: Auch eine Identifikation mit der eigenen Figur des Spielers, dem nie zu sehenden Neuling beim CSI, wird so verhindert.

   

Fazit

Obwohl sie von Telltale Games (Sam & Max: Season1) stammt, ist auch diese Umsetzung der CSI-Serie wenig mehr als ein liebloses Lizenzprodukt für Fans. Die Macher geben sich zwar Mühe, die Stimmung der Reihe mit ihrer Originalbesetzung aus Las Vegas einzufangen, aber der Ermittlungsfunke will nicht recht überspringen. Im Einerlei der kriminaltechnischen Arbeit bleibt leider wenig Zeit für Nervenkitzel, da ihr meist mit dem Füttern des Rechners oder im Labor beschäftig seid. Meistens müsst ihr 3D-Räume bis in die letzte Ecke absuchen, tütet Beweismittel ein oder führt langweilige Verhöre mit den wenig interessanten Figuren, bei denen ihr nichts zu melden habt. Altmodische Denkarbeit hat man sich gleich ganz gespart, da Kollege Computer das Kombinieren für euch übernimmt. Das Adventure kommt unterm Strich so kalt, unpersönlich und technisch rüber wie die Fernsehserie. Wer am Ende der Mörder gewesen ist, ist eigentlich völlig bedeutungslos. Hauptsache, ihr habt euren Job gemacht, überall die Nase rein gesteckt und alle Kakerlaken eingesammelt. Dann bekommt ihr auch die volle Punktzahl von CSI-Chef Grissom.

CSI-Fans mit PC klären bereits seit einigen Monaten in Las Vegas Verbrechen auf. Mittlerweile können aber auch Wii-Ermittler in den Fußstapfen der gleichnamigen TV-Serie Beweise sammeln, Verdächtige verhören und Tatvorgänge herleiten. Inhaltlich hat sich dabei nichts verändert: Noch immer sucht ihr sterile 3D-Tatorte auf vorgegebenen Schienen nach Hinweisen ab, die es mit wenig interessanten Figuren oder anderen Fundstücken in Verbindung zu bringen gilt. Die meiste Zeit verbringt ihr dabei vor dem Rechner oder im Labor sowie mit der umständlichen Navigation via virtuellem PDA. Spannung kommt nur selten auf, Bewegungsfreiheit ist ein Fremdwort und Kopfarbeit kaum vonnöten. Sprachausgabe gibt es nach wie vor nur auf englisch, wobei durch die schlampige technische Umsetzung immer wieder Teile der Toneinspielungen verschluckt werden, während die deutschen Untertitel sich teils gegenseitig überlappen. Aber auch grafisch ist CSI auf Wii ein technisches Trauerspiel: Die ohnehin nur mäßige Optik ruckelt teils so sehr, dass es schon gar keinen Spaß mehr macht, den Tätern in den insgesamt fünf Fällen plus Tutorial auf die Schliche zu kommen. Nicht einmal der Cursor wandert ohne Schluckauf über den Bildschirm. Immerhin dürft ihr in 60Hz und Progressive Scan ermitteln. Aber selbst der vergleichsweise günstige Preis von knapp 30 Euro kann diese durchwachsene Schlaftablette nicht wirklich schmackhaft machen. Hoffentlich leistet Telltale bei der Umsetzung von Sam & Max auf Wii bessere Arbeit - CSI ist eher ein Beispiel wie Adventures auf Konsole und im Allgemeinen nicht aussehen sollten&

Pro

fünf neue Fälle
Beurteilung
Kollegen helfen mit Tipps

Kontra

Fälle wenig spannend
kaum Denkarbeit
Logikfehler
kein freies Umherlaufen
langweilige Verhöre
miserable technische Umsetzung (Wii)

Wertung

Wii

Spannung kommt nur selten auf, Bewegungsfreiheit ist ein Fremdwort und Kopfarbeit kaum nötig.

PC

So kalt, technisch und unpersönlich wie die TV-Serie

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.