Final Fantasy 919.02.2001,
Final Fantasy 9

Im Test:

Eine Review für Final Fantasy IX hinterlässt den Redakteur mit gemischten Gefühlen. Die Mischung aus Brillanz, Melodrama, Altbewährtem und nie da gewesener Perfektion - mit ein paar allzu menschlichen Schwächen gemischt - braut ein gewisses inneres Gemüts-Gewitter, das sich im schwer greifbaren Einstieg in diesen Text eindeutig niederschlägt.

Eine Review für Final Fantasy IX hinterlässt den Redakteur mit gemischten Gefühlen. Die Mischung aus Brillanz, Melodrama, Altbewährtem und nie da gewesener Perfektion - mit ein paar allzu menschlichen Schwächen gemischt - braut ein gewisses inneres Gemüts-Gewitter, das sich im schwer greifbaren Einstieg in diesen Text eindeutig niederschlägt.

Sehr gefühlsbetont, diese Einleitung? Ja, denn das ist von Anfang an das Ziel dieses vorläufigen Gipfels des FF-Franchise und des definitiv letzten FF für die Playstation: Ein Schwanen-Gesang gewissermaßen.

Aber was für einer! Final Fantasy IX wird jeden Spieler irgendwie berühren, entweder mit Ekel oder mit Euphorie. Dieses Spiel lässt eigentlich nirgendwo Langeweile und Gleichgültigkeit aufkommen. Vom fulminanten, zweigeteilten Intro bis zur endgültigen Schlacht, das Grundthema - vom Wert des Lebens und der Bedeutung von Erinnerungen - wird innerhalb des Spiels immer wieder durch die Facetten der unterschiedlichen Lebenserfahrungen der Charaktere beleuchtet.

Story

Das hört sich sehr bedeutungsschwanger an, oder? Keine Angst, der Spieler wird nicht von Anfang an mit Bedeutung erschlagen. Tatsächlich beginnt Final Fantasy mit so vielen wunderschön umgesetzten Märchen-Klischees und mit so bunten, putzigen Grafiken, dass sich die Veteranen der letzten zwei Folgen sehr wahrscheinlich noch zweimal den Namen auf der GD-ROM anschauen werden, um sicher zu sein, dass sie im richtigen Spiel sind.

FFIX beginnt mit einem finsteren Plan: Die Prinzessin des Königreichs Alexandria, Garnet Till Alexandros die 17te soll an ihrem 16. Geburtstag unter dem Deckmantel einer Luftschiff-Theater-Aufführung von "Deine Taube möcht ich sein", einem sehr populären Stück des dortigen Äquivalent von Shakespeare, entführt werden. Allerdings ist das unter dem wachsamen Auge des Anführers der Pluto-Ritter, Adelbert Steiner, gar nicht so leicht.

Alle Welt kommt nach Alexandria, um das Theaterstück zu sehen, auch der 9-jährige Schwarzmagier Vivi Ornitia. Er hat sogar eine Eintrittskarte, sie ist aber leider gefälscht. Vivi findet trotzdem einen Weg, sich das Schauspiel anzusehen.

Der Held

Teil der Crew des Luftschiffs und Teil der Tantalus-Diebesgruppe ist Zidane Tribal, der 16-jährige Draufgänger mit dem Affenschwanz. Er und sein Kumpel Blank wurden dazu eingeteilt, unter dem Deckmantel eines fesselnden Schwert-Duells (dessen Ablauf und Popularität komplett in der Hand des Spielers liegt - für mich eines der spaßigsten Mini-Games in FFIX) die Prinzessin zu schnappen, und sie in das Nachbar-Reich Lindblum zu bringen.

Leider ist die Prinzessin nicht mehr da, wo sie sein soll, und so nehmen die Dinge einen viel turbulenteren Verlauf als es der souveräne Mann-von-Welt Zidane erwartet hätte. Garnet macht einen ungeheuren Eindruck auf ihn, aber leider hat das Mädchen ganz andere Probleme im Leben, als auf sein Werben zu reagieren.

Die eigene Mutter benimmt sich nämlich in letzter Zeit so sonderbar - wer sich Königin Brahne anschaut, hat sich das auch fast schon gedacht =). Und so nimmt die Geschichte mit ihren anfänglich wirr verknäuelten Fadensträngen ihren Lauf.

Kampfsystem

Aber erst einmal genießt der Spieler einfach das schnelle Tempo der Story und die altbekannten Teile des Gameplays. FFIX bringt das bewährte Gruppenkampfsystem mit ATB (Charaktere greifen je nach persönlicher Geschwindigkeitsskala an, Gegner ebenso) in wirklich wunderschön animierten Polygonen zum Leuchten - allerdings dürfen diesmal vier Truppen-Mitglieder gleichzeitig kämpfen, statt bisher drei. Von den Gesichtsausdrücken zu den Bewegungen, zu der ungeheuren Vielfalt und Farbenfreude der Gegner - alles, was an den bisherigen FFs in dieser Richtung Gutes eingeführt wurde, wird hier perfektioniert: vom Plätten der quietschbunten Goblins bis zum Siegessalto von Zidane - man kann sich gar nicht satt sehen. Es werden zwar auch diesmal die neuen Rüstungen nicht auf der Haut der Charaktere dargestellt, aber wie in den letzten zwei FFs kann man die unterschiedlichen Waffen im Kampf abgebildet sehen.

Anstatt der Limit-Break Spezial-Attacken gibt es diesmal ein Trance-System, dass die Charaktere nach einer bestimmten Anzahl eingesteckter Schläge (aufgebaut über mehrere Kämpfe) in ihren Trance-Zustand mutieren und aufwendigste Angriffe durchführen lässt. Das hat den Vorteil, dass ein Charakter nicht schon fast tot sein muss (wie in FFVIII), um seine Spezial-Attacke abzufeuern, und den Nachteil, dass der Trance-Zustand oft in völlig belanglosen Kämpfen ausgelöst wird, und dann erst mal eine gewisse Zeit zur Aufladung benötigt: Nicht gerade ideal, wenn die Geschichte mal wieder auf einen Kampf mit dem nächsten Zwischenboss abzielt.

Speichern und Mini-Games

In diesem Sinne solltet Ihr auch immer alle Speichermöglichkeiten nutzen, die diesmal in der Gestalt von Mogrys mit riesigen Büchern auftauchen. Diese sind außerdem oft die einzige Möglichkeit, um zu rasten. Auf der Weltkarte kann man dankenswerterweise mit Hilfe einer Pfeife jederzeit und überall einen Mogry samt Zelt herbeirufen.

Diesen Dienst tun die Mogrys aber nicht komplett umsonst, man soll doch bitte ihren Postdienst übernehmen bzw. wieder in Gang bringen -eine der aufwändigeren der zahlreichen Mini-Quests in FFIX. Man sollte dieser definitiv vor dem Ende der dritten GD-ROM nachgehen, ansonsten sind einige Schauplätze nicht mehr zu erreichen.

Die zweite große Mini-Quest ist die Chocobo-Schatzsuche, der man mit Hilfe eines anhänglichen Chocobos an allen möglichen Orten auf der Weltkarte und an bestimmten Sonder-Schauplätzen nachgehen kann.

Aber auch kleinere Aufgaben tun sich rechts und links auf: Ihr sucht nach Tierzeichen-Münzen, besonderen Kaffee-Sorten, magischen Artefakten, Mini-Statuen, Kopopo-Nüssen oder spielt mit fast jedem NPC Tetra-Master, das seit FF VII obligatorische Trading-Card Game.

Fähigkeitssystem

FFIX hat sich sein Fähigkeiten-System aus den alten FFs und der Idee von Items, mit denen man Fähigkeiten lernt, zusammengemischt. Eigentlich gibt es keine Berufe, die man den einzelnen Charakteren zuordnen kann, aber die Fähigkeiten, welche die Charaktere aus den angelegten Ausrüstungsgegenständen gewinnen (mit Hilfe von magischen Steinen, deren Anzahl mit dem Level steigt), sind nicht für alle Charaktere gleich. Vivi sieht aus wie einer der frühen FF-Schwarzmagier und das ist er auch.

Bestia beschwören können in FFIX nur Garnet und später Eiko, und keine kann die Bestia der Anderen beschwören lernen. Außerdem gibt es wie immer spezifische Waffenarten pro Charakter, die dort enthaltenen Fähigkeiten sind logischerweise auch nur für den Waffenträger erlernbar.

Taktisch wird die Sache jedoch durch die Tatsache, dass man Fähigkeiten zwar permanent erlernen kann, sie aber zum Einsatz immer ihre Dosis magische Juwelen brauchen (ansonsten wirken sie nicht). Man sollte sich also gut überlegen, welche Fähigkeiten man aktiviert.

Keine Angst, auch Final Fantasy- Neueinsteiger können die Übersicht durchaus behalten, vor allem wegen der absolut herausragenden permanenten Hilfe-Funktion, die man nicht mehr in unübersichtlichen Untermenüs (FFVIII) suchen muss.

Ein Hilfsmogry kommentiert wirklich alles: Im Menü jeden Eintrag, Gegenstand, Status etc., im Kampf die möglichen Auswirkungen von Attacken oder anderen Skills. Er wird mit dem Select-Knopf herbeigerufen und auch wieder entlassen. Es gibt auch geballte ATE-Sequenzen (s.u.) nur zur ersten Einführung in die Handhabung dieser Feinheiten.

Active Time Events

Um die Story-Probleme der letzten Folge komplett auszumerzen, hat sich Square ein neues Hilfsmittel einfallen lassen, um die Charaktere zum Leben zu erwecken (zusätzlich zu den Square-typischen ausgiebigen Dialogen und charakteristischen Bewegungen): Die Active Time Events zeigen innerhalb der Game-Grafik was Gruppen-Mitgliedern widerfährt, die im Moment nicht bei den Hauptpersonen weilen.

Laut Handbuch bekommt man unterschiedliche ATEs nur zu sehen, wenn man sie aus mehreren Möglichkeiten auswählt. Meiner persönlichen Erfahrung nach werden die Optionen, die man nicht sofort gewählt hat, trotzdem nach einiger Zeit wieder zur Wahl gestellt - man muss also nichts verpassen. Ihr könnt die ATEs zwar komplett wegklicken, aber dann verpasst Ihr nicht nur einige Hinweise, sondern auch die emotionale Weiterentwicklung der Charaktere.

Die Geschichte - die eigentlich auch nur aus altbewährten Zutaten der früheren FFs gemischt mit der Thematik "Wie wichtig sind Erinnerungen für das Leben?" besteht - gewinnt durch die neuen Möglichkeiten so an Tiefe, dass man auch hier von einem Gipfel des PS-Möglichen reden kann.

Hierbei muss man der deutschen Übersetzung ein DICKES Lob aussprechen. Die notorisch wortgewaltigen Konsolen-Rollenspiele habe ich hier noch nie so liebevoll lokalisiert erlebt: Von Cinnas bayerischem Dialekt, über den leicht begriffsstutzigen Steiner, zur überhöflichen königlichen Prinzessin und dem souveränen und lockeren Charmeur Zidane. Es macht ernsthaft Spaß, sich durch die Dialog-Jungel durchzuarbeiten und noch ein Gespräch anzufangen.

Kleinere Ungereimtheiten, wie das Kommando "Klauen" (anstatt Stehlen) bei Zidane, obwohl es einen Charakter gibt, der die Waffengattung Klauen zum Kampf einsetzt, oder sinnentleerte Veränderungen wie Moogle/Mogry oder Amarant/Mahagon, Til/Till sind eigentlich nur für Spieler bemerkbar, die auch die US-Version schon gespielt haben.

Schwerer hat mich die Tatsache irritiert, dass das zweigeteilte Handbuch in der deutschen Version rein schwarz-weiß daherkommt, und es nicht gelungen ist, das Spiel ohne PAL-Balken auf den Markt zu bringen. Mal abgesehen davon, dass die eh schon kleinen Bilder damit noch an Detail verlieren, finde ich das bei dem doch sehr beachtlichen Preis des Spiels nicht angemessen.

Grafik und Sound

Es ist nicht verwunderlich, dass die Square-Entwickler sich beim letzten Final Fantasy für die Playstation alle Mühe gegeben haben, die Möglichkeiten bis zuletzt auszureizen. Das ist ihnen auch vollständig gelungen. Die Detail-Verliebtheit der reinen Gameplay-Grafik ist - mit Ausnahme von Chrono Cross (ebenfalls Square) - so noch nicht da gewesen; mal von den gewohnt brillanten CG-Movies, die das Spiel auf vier GD-Roms aufgeblasen haben, ganz zu schweigen.

Eine Warnung allerdings an alle Liebhaber der Tetsuya Nomura-entworfenen Charaktere von FFVII und FFVIII: Square hat sich für einen Retro-Look entschieden und sich seine visuellen Anleihen bei den früheren FF-Designs von Yoshitaka Amano geholt. Das bedeutet im Klartext bunte und verspielte Grafik (persönlich habe ich bis zur Mitte der zweiten GD-ROM gebraucht, um mich an diesen Stiel zu gewöhnen :P), bei Monstern, Landschaften und Charakteren (Zidane und Garnet sind auch eindeutig jünger als Squall und Rinoa). Die Story wird im Verlauf trotzdem tief genug, um das Äußere nicht in Disney-Gefilde abgleiten zu lassen.

Dafür sind sowohl Gegner, NPCs und Charaktere mit so vielen liebenswerten Animationen charakterisiert, dass das Leben auf Gaia plastisch nachvollziehbar ist, durch alle kommenden Katastrophen hindurch (Ihr habt doch nicht etwa angenommen, dass diesmal NICHT die Welt zu retten wäre =). Auch die oft kinematische Schnittweise in den ATEs unterstützt dieses Gefühl. Und der Bösewicht von FFIX ist mit Abstand die bisher tragischste Gestalt des FF-Franchise (wenn Sepiroth an böser Ausstrahlung auch immer noch die Spitzenstellung hält).

Das herausragende Lied von FFIX ist Melodies of Life, das genau wie Eyes on Me aus FFVIII eine tragende Rolle innerhalb der Geschichte spielt. Es klingt immer mal wieder an, wird aber natürlich erst in der End-Sequenz komplett vorgestellt. Für die Sound-Effekte und die Hintergrund-Musik hat man es leider bei den alten Midi-Instrumenten belassen. Da wäre ein bisschen mehr Aufwand ganz recht gekommen.

Jede Stadt und Umgebung hat wieder eine typische Melodie: Der alte Chocobo-Song kommt z.B. etwas swingender daher. Die Melodien passen auch, was ich von Square nicht anders erwartet habe (mein heißer Tipp: Daguerreos meditatives Hintergrundlied). FF-Kenner werden auch Musik-Fetzen aus alten FFs wiedererkennen (der Shinra-Marsch aus FFVII, zum Beispiel), wie auch viele andere Anspielungen auf die Vorgänger im Spiel versteckt sind.

Um auf die genervten Spieler Rücksicht zu nehmen, die durch minutenlange Beschwörungen der Guardian Forces aus FFVIII echten Leidensdruck entwickelten, werden jetzt die Bestia nur bei der ersten Beschwörung in all ihrer Schönheit gezeigt. Erst wenn die Beschwörerin die Boost-Fähigkeit lernt, welche die Beschwörung verstärkt, sieht man wieder die komplette Animation.

Fazit

Fazit

Final Fantasy IX ist das Konsolen-Rollenspiel, dass jeder, der bisher noch nie etwas mit Anime-Rollenspielen anfangen konnte, als Probe-Spiel kaufen sollte. Für alle Square-Fans ist der Kauf so und so ein Muss - und kraft der Tatsache, dass bisher ausgezeichnete Rollenspiele auf der Playstation 2 äußerst rar sind - auch DER Rollenspiel-Kauf für die PS2 (das Spiel dankt es mit noch besser geglätteten Polygon-Kanten). Konkurrent ist vielleicht noch Chrono Cross, oder Skies of Arcadia/Grandia II auf Dreamcast, aber die Kristallisierung der Essenz der gesamten FF-Reihe in diesem letzte Playstation-Spiel von Square macht FFIX trotz der altbekannten Zutaten zum herausragendsten Vertreter seiner Art.

Eine unbedingte Kaufempfehlung - allerdings mit dem Hintergedanken, dass Square jetzt neue Wege gehen muss: Der Höhepunkt des bisherigen FF-Franchise ist mit diesem Spiel erreicht.

Die Screenshots in geballter Form und Sequenz findet Ihr hier .

Einleitung und Story
Der Held und das Kampfsystem
Speichern, Mini-Games und Fähigkeitssystem
Active Time Events
Grafik und Sound
Fazit

Wertung

PlayStation

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