Salt Lake 200204.03.2002, Jens Bischoff
Salt Lake 2002

Im Test:

Nachdem die olympischen Winterspiele in Salt Lake City vorüber und die deutschen Teilnehmer unverhofft erfolgreich zurückgekehrt sind, bleibt Fans nur mehr der Griff zu einer virtuellen Olympiade, um die Medaillenjagd fortzusetzen. Salt Lake 2002 (ab 11,61€ bei kaufen) von Eidos bietet dank offizieller Lizenz sogar authentische Schauplätze und Wettkämpfe an - ob der Funke des olympischen Feuers dabei allerdings auch spielerisch überspringt, erfahrt Ihr in unserem garantiert Doping-freiem PS2-Test...

Magerer Auftakt

Zu Beginn wirkt Salt Lake 2002 auf jeden Fall alles andere als olympisch: Auf ein einstimmendes Intro hat man komplett verzichtet und die popeligen und fast identischen Eröffnungs- und Abschlussfeiern im Olympia-Modus hätte man sich besser auch gespart. Als weitere Modi bieten Training, Arcade und Turnier auch nicht gerade Innovatives. Den Vogel abgeschossen hat man allerdings mit der Anzahl an Wettbewerben: Gerade einmal sechs Disziplinen sind nicht nur mager, sondern unverschämt.

Herren-Abfahrt, Skispringen, Snowboard Parallel-Slalom, Zweierbob, Damen-Slalom und Trickski Freestyle sind alles, was von den unzähligen olympischen Wettkämpfen auf der PS2 übrig geblieben ist. Lobenswert hingegen die Möglichkeit, mit einer von 16 Nationen in insgesamt fünf verschiedenen Schwierigkeitsgraden am Geschehen teilzunehmen. Ebenfalls interessant ist, dass man im Training Tageszeit und Wetter sowie Sicht- und Pistenverhältnisse nach eigenen Vorlieben verändern kann.

Ansonsten kämpfen bis zu vier Teilnehmer abwechselnd im KO-System des Turniermodus um den Einzug ins Finale oder im beliebig viele Disziplinen umfassenden Olympia-Modus um den besten Medaillenschnitt. Der Arcade-Modus richtet sich hingegen ausschließlich an Solisten, die unter immer schwerer werdenden Wettkampfbedingungen und Zeit- bzw. Punktevorgaben ihre Trophäensammlung vervollständigen wollen. Bis auf den ruckligen Parallel-Slalom ist man aber sowieso immer allein unterwegs.

Schwaches Gameplay

Spielerisch ist Salt Lake 2002 bis auf den Anlauf beim Bobfahren ungewöhnlicherweise nicht auf wildes Tastenhämmern ausgelegt. Stattdessen stehen Gefühl und Timing im Vordergrund. Allerdings sind die Aktionsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Beim Skispringen reicht jeweils ein gezielter Knopfdruck zum Starten, Abspringen und Landen, während man im Flug lediglich die Stellung der Ski nachkorrigiert. Beim Bobfahren beschränkt sich die Einflussnahme nach dem Start sogar lediglich aufs Lenken.

Beim Freestyle auf der Trickski-Schanze orientiert sich die Steuerung wiederum an gängigen Tanz- und Musikspielnormen. Wie bei Bemani & Co müssen im richtigen Rhythmus eingeblendete Tastenkombinationen eingegeben werden, wobei sich die Wahl des Sprungmanövers auf die Schwierigkeit und Schnelligkeit der Vorgaben auswirkt. Herren-Abfahrt, Damen- und Parallel-Slalom bieten hingegen völlige Bewegungsfreiheit. Allerdings sollte man sich trotzdem eng an die Streckenführung halten, denn sonst kann ein verpasstes Tor oder eine ignorierte Slalom-Stange eine sofortige Disqualifikation nach sich ziehen. Beim Damen-Slalom sind die Schiedsrichter zwar nicht ganz so streng - zeitraubendes Zurücksetzen schmälert aber auch hier die Medaillenhoffnungen.

Aufgrund des eher primitiven und eintönigen Gameplays verliert man jedoch schnell die Lust an den wenig abwechslungsreichen Disziplinen. Zudem steuern sich die Athleten meist alles andere als realistisch. Während die Snowboarder beim Parallel-Slalom wie auf Butter fahren, verhalten sich die ungelenken Skifahrerinnen beim Damen-Slalom wie hüftlahme Reha-Patienten. Lediglich beim Abfahrtslauf hat man das Gefühl wirklich auf Skiern zu stehen.

Dürftige Präsentation

Die von echten Olympia-Teilnehmern eingespielten Animationen machen im Grunde aber eine recht gute Figur. Nur bei den Stürzen hat man wohl eher Schauspieler anstelle von Wintersportlern verpflichtet. Um Stürze jedoch zu vermeiden, sorgen bis zu vier unterschiedliche Kameraperspektiven für die nötige Übersicht. Weniger übersichtlich, aber dafür um so eindrucksvoller ist die rasante Ego-Perspektive bei Abfahrtsrennen - getönte Skibrille inklusive.

Die ansonsten äußerst lieblose Präsentation bleibt aber selbst mit rosaroter Skibrille bestehen. Olympisches Flair kommt eigentlich zu keiner Zeit auf. Das spärlich vorhandene, nervös zuckelnde Bitmap-Publikum wirkt eher lächerlich und die Soundkulisse spiegelt eher Stammtischgebrabbel als sportliche Begeisterung wieder. Auch die deutschen Kommentatoren glänzen eher mit ständig denselben Floskeln als mit kompetenten Analysen oder mitreißenden Kapriolen. Der belanglose Alternative-Soundtrack mag ja noch Geschmackssache sein - für Stimmung sorgen die angeheuerten Noname-Bands aber kaum.

Pro:

  • komplett lokalisiert
  • fünf Schwierigkeitsgrade
  • realistische Animationen
  • authentische Schauplätze
  • variable Witterungsverhältnisse
  • unterschiedliche Spielperspektiven
  • Kontra:

  • eintöniges Gameplay
  • lieblose Präsentation
  • nur sechs Disziplinen
  • durchwachsenes Handling
  • sprucharme Kommentatoren
  • nur bedingt multiplayer-tauglich
  • Vergleichbar mit:

    ESPN International Winter Sports

    Fazit

    Haben sich Eidos und Attention To Detail mit dem offiziellen Videospiel zur Sommerolympiade 2000 in Sydney schon nicht gerade mit Ruhm bekleckert, beweist auch Salt Lake 2002, dass sich Spielspaß nicht lizenzieren lässt. Zu eintönig ist das Gameplay, zu mager der Umfang und zu lieblos das ganze Drumherum. Zudem hat man anscheinend vergessen, dass virtuelle Olympiaden schon seit den Anfangszeiten der Video- und Computerspiele besonders in geselliger Runde populär sind, denn die Mehrspieler-Tauglichkeit von Salt Lake 2002 ist äußerst bescheiden. Gerade einmal bei einer der sechs Disziplinen sind direkte Duelle möglich, beim Rest langweilen sich die Mitspieler teils minutenlang zu Tode, bevor auch sie endlich zum Pad greifen dürfen. Manche Wettbewerbe sorgen zwar dennoch kurzfristig für gewissen Spielspaß, mit Konamis ESPN International Winter Sports ist man jedoch abgesehen von der fehlenden Lizenz in fast allen Belangen besser aufgehoben.

    Wertung

    PlayStation2

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    Kommentare

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