Im Test: Entspannt in die Tiefe
Rundum relaxt
Bereits mit dem ersten Serienteil erschuf das schwedische Team eine ganz eigene Interpretation von Urahnen wie Boulder Dash, Spelunker oder Metroid. Auch Erinnerungen an den Amiga-Oldie Diggers werden wach, wenn man unter sanften Ambient-Klängen in Bergbau-Abenteuer startet. Als eine alte Handelsstadt von mysteriösen Erdbeben heimgesucht wird, liegt es an einem einzelnen Steambot und ihrer ungleichen Begleitung, die tief unter der Erde lauernden Schrecken aufzudecken: Der sanftmütige Roboter Dorothy und ihr schnippischer, sadistischer Waldgeist Fen machen sich auf die Suche nach dem Protagonisten des Vorgängers Dusty. In einer kleinen Bergarbeiterstadt erfahren sie, dass er nicht mehr von einem Trip unter die Erde nach Hause kam – also begeben sich die beiden in die gefährlichen Stollen.
Minimalistisch aber charmant
Solche Details der Geschichte werden leider nur kurz in Textkästchen angerissen, statt vollwertige Zeichentricksequenzen o.ä. zu bieten. Auch die Animationen der Akteure sind ziemlich simpel gehalten. Doch trotz des Minimalismus verströmen die Welt und ihre Bewohner erstaunlich viel Charme. Überall trifft man auf neurotische Figuren wie die Raketen-Lady oder humorvoll dargestellte mutierte Wesen, auf deren Charaktereigenschaften ich aus Spoilergründen noch nicht näher eingehe. Auch das mystische Design der Unterwelt hüllt den Spieler sofort in ein relaxtes Entdeckergefühl ein. Mit der Spitzhacke gräbt man sich unterschiedlich flott durch verschiedene Gesteinsschichten und hüpft über Lücken. Gelangt man mal nicht zur gewünschten Wand, hilft eine Art wassergetriebener Sprengsatzwerfer weiter. Ein Schuss mit dem explosiven „Haftpfeil“ und schon hat man eine Nische ins Massiv gesprengt, in der man weitermeißeln kann.
Stopf dir die Taschen voll!
Als nützlich erweisen sich auch Tricks wie die automatische Schädigung attackierender Schädlinge. Als ich auf dem Weg zu einer tiefen Bergbaustation in einer glitzernden Diamantenhöhle von allerlei Killerschnecken überrascht wurde, war ich heilfroh, vorher diese Modifikation ausgerüstet zu haben. Als ich gerade in Sicherheit gesprungen war, geriet ich ungünstig ins Sichtfeld eines Käfers, der mir postwendend entgegen schnellte und mit mir ungünstig in einer schmalen Grube landete. Gut, dass nur noch zwei Hiebe mit der Axt nötig waren, um ihn niederzustrecken, denn so hatte ich noch ein halbes Energieherzchen übrig und verlor nicht das wertvolle Gold in der Tasche. Noch inspirierender sind die schön in die Unterwelt eingeflochtenen Puzzles, welche den Spieler hinter Durchgängen in kleinen Grotten erwarten. Sucht man ein wenig die Gegend ab, kommt man meist genau im richtigen Moment auf die passende Lösung.
Vorsicht, Sprengung!
Auch im gewöhnlichen Stollen macht es Laune, den besten Weg durch unterschiedlich harte Gesteinsklötze auszutüfteln, ohne unnötig viele Gegner aus ihrem Winterschlaf zu holen. Von Bosskämpfen abgesehen sind die Gefechte zwar eher simpel gestrickt, fügen sich aber schön in die Erkundung ein. In der Regel geht es darum, die Angriffsmuster zu lernen und adäquat zu reagieren. So gesehen ähnelt das Spiel ein wenig Spelunky – wobei der Schwierigkeitsgrad hier um Welten niedriger liegt als in Mossmouths Rogue-like-Plattformer. Zu leicht wurde es mir übrigens trotzdem nicht: Wer zu unaufmerksam ist, kann schließlich schnell unter einem tödlichen Felsbrocken landen und viel von seiner momentanen Beute verlieren. Gegen Frust sorgen aber viele Speicherpunkte sowie das erwähnte Aufzugsystem. Immer wieder fallen einem neue Passagen ein, an denen man mit frisch erlangten Gadgets weiterkommen könnte, so dass sich die Welt immer weiter in alle Richtungen öffnet.
Fazit
Als Serien-Neuling hatte ich bereits einen gemütliches Action-Adventure unter Tage erwartet - aber dass Steamworld Dig 2 derart gut wird, hätte ich nicht gedacht! Vom charmanten Figurendesign über toll designte Rätsel bis hin zu den motivierend eingebundenen Upgrades wirkt hier alles unheimlich geschliffen, so dass dem entspannenden Graben, Rätseln und Kämpfen nichts im Wege steht. Hier wird man von Anfang an in eine mysteriöse, humorvolle und unheimlich entspannende Atmosphäre eingelullt, der man sich mit jeder weiteren Spielstunde immer schwerer entziehen kann. Vor allem mobil ist der Trip eine schöne Sache. Das Switch-Lineup ist nach Mario + Rabbids: Kingdom Battle um einen weiteren Titel reicher, bei dem man nicht jede Sekunde hochkonzentriert aufpassen muss – und die Vita bekommt ein von der Stimmung her ähnliches Gegenstück zu Metroid: Samus Returns inmitten mysteriöser Katakomben.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Sehr geschliffenes und herrlich entspanntes Action-Adventure unter Tage.
PC
Sehr geschliffenes und herrlich entspanntes Action-Adventure unter Tage.
PS_Vita
Sehr geschliffenes und herrlich entspanntes Action-Adventure unter Tage.
Switch
Sehr geschliffenes und herrlich entspanntes Action-Adventure unter Tage.
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