Just Dance 201530.10.2014, Mathias Oertel

Im Test: Tanzspass mit Handy-Steuerung

Die Blätter fallen, die Temperaturen gehen in den Keller – der Herbst ist da. Doch nicht nur die Jahreszeiten sind eine Konstante. Man kann sich auch sicher sein, dass Ubisoft einen neuen Teil der Just-Dance-Serie veröffentlicht. Was haben die diesjährigen Dancefloor-Stars auf dem Kasten? Der Test gibt die Antwort.

Spaß kontra Herausforderung

Ubisofts Just-Dance-Serie hat nahezu keine ernst zu nehmende Konkurrenz. Einzig auf den Kinect-Systemen 360 und Xbox One setzt Harmonix mit Dance Central einen Kontrapunkt zum Spaß- und Party-fokussierten Abtanzen. Und auch dieses Jahr wird sich an daran nichts ändern. Denn Just Dance 2015 (ab 11,92€ bei kaufen) (JD2015) setzt genau dort an, wo der Vorgänger aufgehört hat: Die Menüstruktur ist frappierend ähnlich, die Belohnungen in Form von Mash-Ups und Alternativmixes, die man sich nach und nach freischaltet, kennt man ebenfalls. Und beim Tanzen vor dem Kinect-Sensor bzw. mit Remote in der Hand hat sich ebenfalls nichts geändert. Man wählt einen Song, ggf. eine der je nach Track unterschiedlichen und von der Tänzerposition abhängigen Choreografien, der man folgen möchte und legt los. Wie gehabt, muss man versuchen, den jeweiligen Tänzer gespiegelt nachzuahmen. Und wie man es kennt, sind die Karten, die die nächste Bewegung ankündigen, mitunter aussageschwach.

Auch das "Tetris"-Thema gehört zu den über 40 Songs, zu denen man tanzen darf.
Aber das ist egal, denn die Bewegungserkennung ist zwar gut, aber auch sehr tolerant. Man möchte den Spieler bzw. die Gruppe vor dem Bildschirm nicht mit angezeigten Fehlern aus dem Konzept bringen, sondern lässt sie einfach gewähren. Und um eine Fünf-Sterne-Wertung einzuheimsen, reicht es im Normalfall auch nicht, ab und an mal die Arme im Rhythmus zu heben oder mit dem Hintern zu wackeln. Die Just-Dance-Serie war von Beginn an der Inbegriff für unkomplizierten Tanzspaß, den alle genießen können. In dieser Tradition hat sich auch auf Wii U mit der Remote-Kontrolle oder bei Nutzung der für iOS- sowie Android-Geräte erhältlichen Companion-App auf den Next-Gen-Konsolen die Möglichkeit gehalten, mit Minimal-Aufwand hohen Punkteertrag zu erzielen: Ohne Kamerakontrolle kann man auch sitzend und mit Schwingen des Armes im Takt locker drei Sterne erzielen. Das widerspricht dem Tanzprinzip und kostet auf Wii U auch einige Punkte, da man hier keine Ganzkörper-Alternative zu den Remotes hat.

Weniger ist mehr?

Zu welchem Song könnte diese Choreografie gehören? Klar: Pharrell Williams' Megahit "Happy"!
Ich war etwas erstaunt. Wo sind denn die Vortänzer des "On-Stage"-Modus? Und wo sind die Battles? Kurz und knapp: weg! Während es um On Stage nicht so schade ist, war die "Kampf"-Prämisse der Tanz-Duelle ein Konzept, mit dem Ubisoft durchaus weiter experimentieren könnte. Doch sei’s drum, denn man hat mit den Punkte-Herausforderungen, die man nicht nur an seine Freunde verschicken kann, einen interessanten asynchronen Ersatz gefunden. Überhaupt ist die Community dieses Jahr noch stärker in den Fokus gerückt: Nicht nur, weil der World-Dance-Floor als gut funktionierender sowie motivierender Online-Modus mit VIP-Auftritten der Just-Dance-Tänzer aufgewertet wird. Sondern weil es auch die Option gibt, zu so genannten "Community Remixes" zu tanzen.

Was steckt dahinter? Wer seine besten Moves der Community offenbart, hat die Möglichkeit, von den Entwicklern ausgewählt und in einem Video samt Name (Gamertag/Nick) aufzutauchen, dass statt der Originalchoreografie eingespielt wird. Bei den ursprünglichen Singstars hatte man ein ähnliches System, um Community-Inhalte zu fördern. Allerdings üben die hier zusammen geschnittenen Sequenzen auf mich einen größeren Reiz aus und sind auch weitaus weniger anfällig für "Fremdschämen" als die etwa halbminütigen Gesangsversuche in Sonys Karaoke-Spielen. Daher vermisse ich die fehlenden Tanz-Variationen nur selten.

Zweifelhafte Kompatibilitäts-Politik, coole Choreografien

Artdesign und Choreografien wie hier zu Ellie Gouldings "Burn" sind durch die Bank sehenswert.
Was ich allerdings vermisse, ist eine kohärente DLC-Politik. Es ist schon schade genug, dass die Songs des Vorgängers nicht importiert werden können. Doch wieso muss man z.B. für den Download von Katy Perrys „Roar“ im Just-Dance-2015-Shop zahlen, wenn der Titel im Vorgänger kostenlos zur Verfügung stand? Mit Ladys Gagas "Just Dance" wiederum "darf" man sich hier einen Song kaufen, der in der letzten Ausgabe noch mit auf Disc war. Und wer sich letztes Jahr z.B. "Gangnam Style" von Psy oder "Don’t You Worry Child" der Swedish House Mafia als Ergänzung für seine Song-Bibliothek angeschafft hat, muss hier feststellen, dass man sie nicht kostenlos importieren, sondern erneut für harte Währung (wenngleich allgemein günstiger) anschaffen muss. Das hätte eleganter und vor allem kundenfreundlicher gestaltet werden können – zumal Harmonix mit Dance Central Spotlight bereits gezeigt hat, dass dies zumindest bei gemeinsamem DLC möglich ist.

Über diesen Ärger könnte ich beinahe vergessen, die über 40 Tracks auf der Disc zu loben. Wie man es von der Serie kennt, wird ein breites Spektrum geboten. Von Oldies wie "Speedy Gonzales" bis zu aktuellen Hits wie "Maps" (Maroon 5) oder "Problem" (Ariana Grande), von Gassenhauern wie "Walk This Way" (Aerosmith & Run DMC) bis hin zu Pharrell Williams Supersommerhit "Happy" reicht das Programm, das vor kaum einem tanzbaren Genre Halt macht und das man mit einem Mikro auch als "Karaoke Light" nutzen kann. Die fantasievollen Choreografien, deren Anforderungsprofil sich im Allgemeinen höher anfühlt als letztes Jahr und die sich häufig an den Bewegungen aus den entsprechenden Musikvideos orientieren, sowie das knallige Artdesign, das die Serie kennzeichnet, haben sich ebenfalls positive Wertschätzung verdient.

Fazit

Just Dance ist Just Dance ist Just Dance. Gerade im Vergleich zum letzten Jahr sind die Unterschiede gering ausgefallen und vor allem im Bereich gestrichener Tanz-Modi zu finden. Doch sowohl der prinzipiell coole Battle- als auch der "Vortänzer"-Modus werden nicht allzu schmerzlich vermisst. Zumal die Kämpfe gewissermaßen in anderer Form  in den stark aufgewerteten Online-Modus gesteckt wurden. Hier kann man nicht nur live gegen andere Tänzer, Gruppen und den einen oder anderen VIP antreten. Man kann auch Punktherausforderungen hin- und herschicken. Und wer wissen will, wie sich der Rest der Just-Dance-Community vor der Kamera anstellt, wird sich über die Community-Remixes freuen, zu denen man ebenfalls um Punkte tanzen kann. Ansonsten bleibt alles, wie es war: Der Spaß steht im Vordergrund, die Bewegungserkennung ist gut, aber auch sehr tolerant – was insofern Sinn ergibt, da es nach wie vor keine Hilfen zur Verbesserung oder Anzeigen für falsche Bewegungen gibt. Mit der Option, ohne Kinect-Kamera mit bis zu sechs Mobiltelefonen tanzen zu können, ist die Einstiegshürde noch geringer. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass man so noch leichter die Erkennung überlisten kann – ein Problem, das die Nintendo-Versionen seit Anfang an kennzeichnet. Einen Störfaktor gibt es dennoch: Die Inkompatibilität mit den Store-Inhalten des letzten Jahres. Nicht nur, dass man hier z.B. für Lady Gagas "Just Dance" zahlen muss, obwohl der Titel letztes Jahr auf der Disc enthalten war. Selbst Songs, die man sich letztes Jahr als Download angeschafft hat und die auch in dieser Ausgabe zur Verfügung stehen, müssen neu erstanden werden – das ist für die treuen Fans ein Schlag ins Gesicht.

Pro

über 40 Songs verschiedener Epochen und Genres
bis zu sechs Spieler teils mit eigenen Choreografien (Xbox One)
sehr tolerante Bewegungserkennung
Aufnehmen und "Social Sharing" von Tanzeinlagen
ausgefeilte Choreografien mit Anlehnung an Musikvideo und/oder Künstler
stylisches Grafikdesign
Online-Modus eine gelungene Ergänzung
Karaoke-Funktion als Spaß-Unterstützung
alternativ auch mit iOS- oder Android-Smartphone spielbar (Xbox One)

Kontra

keine Anzeige für Fehler
Bewegungserkennung lässt sich mitunter einfach überlisten
keine individuellen Schwierigkeitsgrade wählbar
eingeblendete Choreografie-Karten mitunter nicht aussagekräftig
keine Smartglass-Unterstützung (Xbox One)
mit Smartphone die gleichen Probleme wie beim Remote-Fuchteln
Inhalte aus Just Dance 2014 nicht kompatibel

Wertung

XboxOne

Als Spaß-Tanz und Party-Unterhaltung ist Just Dance 2015 immer noch richtig gut - auch wenn die Serie in diesem Jahr trotz erweiterter Community-Features weitgehend stagniert.

Wii_U

Als Spaß-Tanz und Party-Unterhaltung ist Just Dance 2015 mit seinen bekannten Kontroll-Problemen immer noch gelungen - auch wenn die Serie in diesem Jahr trotz erweiterter Community-Features weitgehend stagniert.

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