Action-Adventure
Entwickler: Dennaton Games
Release:
23.10.2012
26.06.2013
08.2014
26.06.2013
19.08.2019
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
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Durchschnittswertung

87%Gesamt
87%

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Lesertest von Stranger

Hotline Miami würde dabei herauskommen, wenn David Lynch und Quentin Tarentino ein Spiel in 256 grellbunten Farben produzieren würden, welches mit Miami-Vice-Anleihen daherkommt und von Atari Teenage Riot, Aphex Twin und experimentellen Kraufrock vertont wird: Eine verworrene, psychodelische Handlung, ein absurder Gewaltgrad und ein großartiger Soundtrack.
Jede Mission beginnt in einem Appartment, man hört den Anrufbeantworter ab, auf dem sich oberflächlich verklausuliert ("Ist dort der Kammerjäger? Wir haben ein Problem mit Ungeziefer in der 72ten Straße...") ein Mordauftrag befindet. Wir erfahren weder, wer uns diese Aufträge gibt, noch wer wir eigentlich sind, noch wer unsere zahlreichen Feinde sind. Danach fahren wir zu einem Pizzaladen, Supermarkt, Videothek, einer Bar oder an einen anderen Treffpunkt, ein bärtiger Kerl übergibt uns unseren "Lohn" in einer Pizzaschachtel oder einer VHS-Video-Hülle.
Obwohl jede Mission nach diesem festen Schema abläuft, gibt es eine Hintergrundstory, die um einiges besser ist, als das makabere Spielprinzip es vermuten lässt. So begegnen uns in Traumsequenzen immer drei maskierte, die uns Visionen der Zukunft geben; der bärtige Mann erzählt uns, dass dies alles nicht real sei (und zu dem Zeitpunkt, an dem wir mit einem abgetrenten Kopf reden, der auf einmal verschwindet, beginnen wir ihm auch zu glauben) und immer wieder begegnet uns die gleiche Reinigungskraft an den Tatorten. Und hey, für diese Mission habe ich keine Belohnung bekommen, der bärtige Kerl ist auch nicht da, wo er sein sollte, was ist hier eigentlich los?
Es gibt keine Sprachausgabe, keine Prachtgrafik, keine großen Filmsequenzen und trotzdem schaffen es die etwa zwölf Zeilen Text vor und nach jeder Mission, mehr Spannung und Neugier zu entfachen als manches Großprojekt.

Das Spiel selbst gehört zu der Rubrik "leicht zu lernen, schwer zu meistern". Ähnlich wie bei Super Meatboy dauert ein Level theoretisch nur 30 Sekunden... ...da man gefühlte 100mal stirbt, werden daraus aber auch schnell mal 30 Minuten. Im Gegensatz zum 4players-Artikel bin ich der Meinung, dass stumpfes Rumballern spätestens nach den ersten 5 Leveln nicht mehr zum Erfolg führt. Man muss sich genau überlegen, in welcher Reihenfolge man welche Räume durchquert, wo man die leisen Nahkampfwaffen verwendet und wo und wann man versucht, schnell reinzustürmen um möglichst drei Gegner mit einer MP-Salve zu töten.
Das Spiel bewertet dabei Brutalität, Flexibilität (Einsatz verschiedener Waffen), Schnelligkeit, Combos und vergibt Punkte und eine Benotung (von A+ bis D-). Sammelt man ausreichend Punkte, werden neue Tiermasken und neue Waffen freigeschaltet. Die Tiermasken geben dabei interessante Fähigkeiten und ermöglichen andere Taktiken: Der Hase bewegt sich schneller, die Giraffe kann weiter sehen, der Leopard kann mit Fäusten töten...
Die Level sind brutal schwer. Es geht meist um Millimeter und Millisekunden, die Geschwindigkeit der Gewaltorgie ist absurd, das Adrenalin wird hier in Überdosis ausgeschüttet, nach jedem geschafften Level zittern meine Hände. Faster, Pussycat, kill, kill, kill!!! Die Lichteffekte und die Tatsache, dass die Karte leicht schwankt, wenn man sich bewegt, lässt das ganze etwas wie einen miesen LSD-Horrortrip wirken.

Die brachiale Brutalität, die quietschenden Neonfarben, der pumpende Soundtrack, die psychodelische Handlung, der 80er-Retrolook, die skurilen Tiermasken und der äußerst hohe Schwierigkeitsgrad machen "Hotline Miami" zu einem Gesamtkunstwerk, das aber nicht jedermans Geschmack sein wird. Und es ist wahrscheinlich auch die Art von Spiel, welches Medien gerne in die nähe von Amokläufen rücken würden.
Pro
  • Story für Fans von David Lynch und Quentin Tarentino
  • Absurde, brachiale Brutalität
  • Großartiger Soundtrack
  • Die Geschwindigkeit lässt das Adrenalin kochen
  • Highscorejagd
  • Taktischer, als es zunächst den Anschein hat
  • Abwechslung durch neue Waffen und Tiermasken
  • Fairer Preis
Kontra
  • Leider zu kurz
  • Nur wenige Gegnertypen
  • Hätte Potential für mehr interessante Charaktere gehabt
  • Punktvergabe und Benotung am Ende nicht immer nachvollziehbar
 

Hotline Miami

Hotline Miami
Stranger
Stranger 08.12.2012 PC 
88%
7 0

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