Ich schreibe hier nur meinen Eindruck. Wer wissen will, worum es eigentlich geht, möge sich den Test von 4players zu Gemüte führen.

Zugegeben: Ich hab noch nie ein RPG dieser Machart in den Fingern gehabt (was auch daran liegt, dass es die kaum gibt). Insofern bin ich also auf der grünen Wiese einer unvoreingenommenen Meinung losgelaufen.

Die ersten Schritte in LoG2 waren äußerst gewöhnungsbedürftig. Links, rechts, vor, zurück und Drehungen um 90°. Punkt. Zudem keinerlei Sprachausgabe, wenig Hilfen und dazu das sehr knackige Rätseldesign. Man kann sagen: Der Anfang ist zum abgewöhnen.

Hat man sich durch die ersten 2 Stunden aber erstmal durchgekämpft, öffnet sich LoG2 gewaltig. Und wie es das tut. Es ist erstaunlich wie atmosphärisch und schick die Spielwelt aussieht, obwohl sie komplett auf ein Rechteck-System setzt.

Im Prinzip ist die Insel ein einziger, riesiger Dungeon. Teils kryptische Hinweise wollen studiert und mit einiges an Kreativität entschlüsselt werden. Ich habe lange nicht mehr so sehr über kleine Notizzettel grübeln müssen.

Obwohl die Gegner keine nennenswerte Intelligenz besitzen, haben es die Entwickler geschafft, sie vielfältig genug zu gestalten, dass immer wieder andere Taktiken angewendet werden müssen. Vor allem die Positierung der Gruppe und ihre innere Formation müssen immer im Auge behalten werden was den teils sehr knackigen Prügeleien einiges an Würze verleiht. Ein Oger teilt einfach kaum Schaden aus, wenn er auf einen gepanzerten Heldenritter knüppelt. Steht er aber im Rücken eines schmächtigen Zauberers hat man ein ernstes Problem.

Witzig is auch die Angewohnheit von Grimrock, Schätze der Bossgegner nicht einfach dem Spieler vor die Füße zu werfen. Selbst wenn man harte Situationen gemeistert hat und die Belohnung schon zum greifen nah ist kommt meißtens noch irgendein Hindernis dazwischen.

Grandios finde ich die Notiz-Funktion der Karte. Die spärlichen Hinweise und das teils extrem komplexe Leveldesign machen diese Funktion zu einer unerlässlichen Hilfe. Das sollte man auch dringend zu Herzen nehmen. Hat man erstmal einen Hinweis übersehen oder kann sich nicht mehr an die Stelle eines wichtigen Items erinnern hat man in Grimrock ein Problem.

Denn so clever die Aufgaben auch gemacht sind kommt es gerne mal vor, dass man vor einer Reihe Schalter steht und einfach keinen Plan hat, was jetzt eigentlich gemacht werden muss. Hat man den Hinweis übersehen? Kommt man einfach nicht drauf? Oder gibt es irgendwo in den Wänden doch noch einen Schalter, der des Rätsels Lösung offenbart.

Auch ist LoG2, ohne zu übertreiben, ein äußerst sadistisches Spiel.

Merke: Wenn auf einem Podest ein Bogen liegt und man in theoretisch einfach so aufnehmen kann. Dann prüfe, ob unter dir eine Falltür ist, ob du einen Fluchtweg hast oder deine Heiltränke aufgefüllt sind. Denn es wird mit ziemlicher Sicherheit etwas schlimmes passieren.

Das geht teilweise so weit, dass das Spiel einen Schalter hinlegt und daneben hinschreibt: Gefahr! Der Bildschirmtod wird also schon angekündigt!

Ich fand es äußerst reizvoll zuzusehen, dass man aus den Todesfallen irgendwie heil wieder herauskommt, aber man muss sich im klaren sein, dass das Spiel sich Bösartigkeit auf die Fahnen geschrieben hat und entsprechend auch mit dem Spieler umgeht. Die Quickload-Taste wird man jedenfalls sehr schnell auswendig kennen.

Alles in allem war es eine unheimlich starke Spielerfahrung. Es gibt keine Questmarker, keine "töte-5-Wölfe-und-bring-mir-ihre-Pelze"-Aufgaben. Was zu tun ist muss man selber herausfinden. Nur selten sagt das Spiel: "Geh da hin." (Und wenn, muss man immer noch herausfinden, was man da eigentlich soll. Und wo "da" eigentlich ist). Und dadurch sieht man die Welt mit viel wachsameren, mit offeneren Augen und spielt das Spiel schlussendlich ganz anders als man es von Skyrim und Co. gewohnt ist.