Shooter
Entwickler: Flying Wild Hog
Release:
13.09.2011
03.06.2016
03.06.2016
Spielinfo Bilder Videos

Durchschnittswertung

85%Gesamt
85%

Alle Lesertests

Lesertest von mr archer

Disclaimer Anfang

Dieser Text bezieht sich ausschließlich auf die STEAM-freie Retail Fassung der Extended Edition.

Disclaimer Ende


"Hard Reset", dies gleich mal vorweg, ist für mich was gutes PC-Shooter-Gameplay der späten 2000er und frühen 2010er Jahre angeht, die momentane Referenz. Schon sehr, sehr lange hat mir das Ballern in einem aktuellen Titel nicht mehr so viel Spaß gemacht. Wegen solcher Spiele mag ich dieses Genre. So soll sich das bitte anfühlen.

Anfühlen meine ich dabei durchaus wörtlich. Gute Shooter werden für mich in erster Linie durch ihr Handling, ihr Gameplay bestimmt. Ich finde es toll, wenn es noch dazu eine gute Geschichte gibt. Aber das ist für mich keine Bedingung. Die Geschichte von "Hard Reset" ist schnell erzählt: man nehme zu gleichen Teilen "Matrix" und "Blade Runner" und mixe eine Spur William Gibson und P.K.Dick hinein, befreie diese Zutaten von beinahe jeglichem Anspruch und simplifiziere sie auf ihr Grundgerüst, gut umrühren, fertig. Nicht weiter der Rede wert. Immerhin gibt es zwischen den Leveln eine kleine, nette Grapic Novel - die aber nicht an das Niveau von beispielsweise "Max Payne" geschweige denn "You are empty" heranreicht. Aber wie es sich spielt! Zum mit der Zunge schnalzen.

"Hard Reset" ist der Erstling von Flying Wild Hog, einer Neugründung ehemaliger Mitglieder der Teams von CD Project und People Can Fly. Bei letztgenannten merkt der FPS-Kenner natürlich auf: "Painkiller". Der beste Arena-Shooter der 2000er Jahre. Bis heute unerreicht (auch "Hard Reset" kommt da nicht ran). Die Verwandtschaft zum Vorgänger ist ihm jederzeit anzumerken. Knackige Arenen-Kämpfe gegen überfallartig und brachial anrückende Gegnerwellen ohne allzu ausgereifter K.I. - versteckte Bereiche - Munitions-Pick-Ups - Healthpacks - gigantische Levelbosse - Dauerfeuer aus sämtlichen Rohren bei herausragendem Waffenhandling. Hinzu kommt ein mehr als vorzeigbares Design von hoher grafischer Qualität und eine tadellos schnell arbeitende Engine ohne jegliches Tearing. So sieht PC-Optimierung aus. Als Zugabe spendiert das Spiel ein Effektgewitter, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die Level von "Hard Reset" sind auf Environmental Kills ausgelegt - und wenn hier die gegnerischen Roboterhorden von elektrischen Schlägen gegrillt und durch Explosionen laut scheppernd in ihre Einzelteile zerlegt werden - dann ist das ein überwältigendes und intensives Schauspiel. Das ursprünglich nur digital veröffentlichte Spiel bot allerdings lediglich sechs Level in einer auf die Dauer etwas zu monoton und insgesamt auch zu schlecht ausgeleuchteten Stadtdystopie im Dauerregen. Die Extended Version spendiert nun fünf neue Level mit neuen, flugfähigen Gegnern (was eine schöne Erweiterung des ebenfalls zuvor nicht besonders vielfältigen Gegnerrepertoirs darstellt). Diese Level sind eine gestalterische Steigerung um mehrere Grade und sehen so aus, wie "Rage" gerne ausgesehen hätte. Außerdem sind sie weitläufiger, was der Arena-Struktur der Kämpfe sehr zu gute kommt, die sich in den Ursprungsleveln manchmal aufgrund eines zu geringen Platzangebotes etwas beengt anfühlen. Auch die Kritik an der zu kurzen Spiellänge hat sich bei nun reichlich zehn Stunden in Relation zum Preis erledigt.

Außerdem muss man "Hard Reset" sowieso zweimal spielen. Denn nur dann entfaltet es seine ganze Wirkung. Das liegt daran, dass einem das Spiel beim ersten Durchlauf, den man um Himmelswillen bitte nicht jenseits von "Mittel" angehen sollte, gehörig in den Arsch tritt. Endlich stirbt man in einem FPS mal wieder regelmäßig und benötigt Skill für seine Absolvierung! Nach und nach schaltet man an Upgrade-Stationen mit aufgesammelten Nano-Modullen sämtliche Funktionen seiner beiden Waffen frei, die sich auf zehn, mit der Zweitfunktion zwanzig Varianten von Shotgun bis Railgun summieren. Alle Werte auf Max bekommt man in einem Durchgang nicht, was Taktik und Auswahl nach sich zieht. Ist man dann vollständig ausgerüstet und in allen Statistikwerten auf Max, kann man sich an einen Durchlauf auf "Hart" wagen - eine komplett andere Spielerfahrung. Macht zwanzig Stunden glückliches Ballern in toller Kulisse.

Die Idee mit den beiden Waffen (einmal Energie, einmal Blei) ist übrigens ganz großartig, weil sie auf die Möglichkeiten des Gamepads klug eingeht, ohne die Freunde von Tastatur und Maus zu vernachlässigen. Und auch beim Speichern versöhnen die Entwickler Väter und Söhne: wer lieber frei speichert - der ruft die Konsole auf und macht einen Tastatur-Bind. Nur in den knackigen und dabei intuitiven Bosskämpfen arbeitet dieser nicht. So ist allen gedient.

Wieso bei all der Begeisterung trotzdem nur eine 2+? Weil man die Level nur an den dafür vorgesehenen Punkten behüpfen darf. Kein freies Erkunden und teils absurde Barrieren. Hat mich immer wieder sehr rausgerissen. Wen das nicht stört, der rechnet noch ein paar Punkte dazu.

Eins noch: Mögen sich doch bitte alle an Kalypso Medias Umgang mit DRM ein Beispiel nehmen.

Und jetzt: Kaufen.


Pro
  • Super Handling
  • Fordernder Schwierigkeitsgrad
  • Ambitioniertes Design und eindrucksvolles Effektgewitter
  • Toller Arena-Shooter mit allem, was einen solchen ausmacht
  • technisch fehlerfrei arbeitende, flüssig laufende Engine
  • angenehm oldschool (Pick Ups, Medi-Packs, Secrets)
  • Level sind auf taktisches Vorgehen ausgelegt (environmental Kills)
  • kluger Ausgleich zwischen Gamepad und Tastatur + Maus mit cleverem und inovativem Waffensystem
  • nur Schilde regenerieren, nicht die Gesundheit
  • Taktische Note durch nur begrenzt vorhandene Menge von Nano-Upgrades
  • diverse Kombimöglichkeiten der Effekte einzelner Waffen
  • Guter Wiederspielwert (für ein FPS)
  • Eindrucksvolle, fordernde aber nie unfaire, intuitive Bosskämpfe
  • Freies Speichern über die Konsole aktivierbar
  • Gute Sprecher
  • löblicher Umgang des Publishers mit DRM (Launcher freiwillig, Titel komplett offline installier- und spielbar)
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Kontra
  • lange Zeit etwas zu dunkel
  • Gegnervielfalt etwas zu gering und bis auf einen Levelboss komplett aus Blech
  • Level mitunter für Arenen-Kämpfe zu winkelig und klein (man bleibt irgendwo hängen oder findet sich in einer Ecke wieder)
  • Erkunden abseits der dafür vorgesehenen Orte nicht möglich (nicht behüpfbare, teilweise lächerlich niedrige Barrieren) = Sprungfunkion daher generell unbefriedigend
  • Unmöglichkeit, sich zu Ducken, bricht immer wieder leicht die Imersion
 

Hard Reset

Hard Reset
mr archer
mr archer 16.04.2012 PC 
84%
1 0

War dieser Bericht hilfreich?