Man soll nicht sagen, dass es nichts mittelalterliches gäbe in Grand Ages: Medieval - die Grafik, Nutzerinterface und Spielmechaniken stammen allesamt aus dem Mittelalter der Computerspielgeschichte.

Das wäre bei einem Grand-Strategy-Spiel wenig problematisch. Die ersten Reviews auf Steam lassen uns denn auch (wieder und wieder und so gar nicht auffällig) wissen, dass es sich hier um eine Mischung aus Civilization und Total War handeln würde; schade nur, dass der Aufbau-Strategieteil aus den früheren Total-War-Zeiten kommt, während der militärische Aspekt die actionarmen, strategiebefreiten Schlachten aus Civilization (1) nachstellt. Dass sich GA:M nicht nur vom Namen her auch gerne mit einem Städtebauer verwechseln lassen möchte, rundet ein Erlebenis ab, dass an Betrug grenzt.
Eine gewaltige, riesige, gigantische und nicht zuletzt schier endlose Karte möchte wird uns versprochen, aber das ist eben auch alles, was es ist: Eine Karte. Von Europa. Man setze aufgeregt raunend hinzu: In 3D! Mit 2 Arten von Bäumen! Und 3 Texturen! Noch nie dagewesen, was?

Mit wenigen lachhaften Ausnahmen ist diese interaktionsfrei - "Adventures" und "Schätze" erwarten uns in Form von aufploppenden Textfenstern, und freies oder gar kreatives Bauen entfällt. Sich mit einer Europakarte zu brüsten, die nicht nur faktisch keine geografischen Unterschiede aufweist und in der selbst die Topographie faktisch keinen Einfluss auf den strategischen Aspekt hat, ist im Zeitalter von Europa Universalis oder Crusader Kings ein Armutszeugnis, das wiederum an Betrug grenzt. Wetter? Jahreszeiten? Oder auch nur Abwechslung in der Vegetation? Fehlanzeige. Von unterschiedlichen Kulturen, Baustilen oder erkennbaren Veränderungen durch die sogenannte "Forschung" wollen wir gar nicht erst reden.

Die "Kampagne" vollendet den erzählerisch und vor allem auch in punkto historischer Genauigkeit aggressiv schlechten Eindruck: Ein hastig zusammengeklöppeltes Machwerk, das mechanisch sogar hinter Uralttiteln wie Patrizier 2 (nicht 4, 2!) zurückbleibt, und das selbst mit alten Vertretern von Total War nur in punkto Bugs und Glitches mithalten kann, während es Civilization bestenfalls grafisch das Wasser reicht. Was bleibt ist eine lachhafte Hülle von einem Spiel mit einer verlogenen Verkaufsstragie, dessen einzige Aufgabe es ist, als hässliches Grundgerüst für DLC-Verkäufe herzuhalten.
Mit dem Preis eines AAA-Titels (wer zuviel Geld hat, kann 15 Prozent auf die Wertung aufschlagen).