Kolumne

hundertprozent subjektiv

KW 02
Donnerstag, 11.01.2001

nVIDIA schluckt 3DFX, wieso, weshalb, warum ?


nVIDIA kauft 3DFX. Nicht schlecht, endlich hat nVIDIA den Erzrivalen geschluckt. Wir haben die Pressemitteilungen ein wenig zerpflückt, und haben hier eine kleine Analyse des Ganzen für Euch.



Wenn man sich unsere beiden Polls zu Gemüte geführt hat, in denen es darum ging, welche Grafikkarten derzeit in den Computern unserer Leser stecken -und welche in Zukunft verbaut werden- hatte nVIDIA ganz klar die Nase vorn. Dies deckt sich auch mit vielen anderen Erfahrungen:

Spätestens in 2-3 Jahren wäre 3DFX (wenn alles so geblieben wäre, wie es die letzten zwei Jahre war) sicherlich fast gänzlich vom Markt verschwunden. Das Marketing von 3DFX war nicht gut genug (beispielsweise wurden nahezu alle Spiele auf der ECTS auf nVIDIA GeForce Karten vorgestellt, und ein fettes nVIDIA-Schild hing an jedem Monitor), und auch die Produkte selbst konnten schon länger nicht mehr überzeugen.

Glide, vor ein paar Jahren der Grund warum 3DFX so erfolgreich war, ist schon länger tot; kein Mensch benutzt es mehr, Direct3D und OpenGL sind hier einfach erste Wahl. OpenGL, ein Bereich den 3DFX bis vor etwa eineinhalb Jahren klar dominierte, weil nVIDIA bis dahin keine ordentlichen Treiber hinbekommen hatte, wurde von einem Tag auf den anderen durch nVIDIA nahezu aufgeholt.

Was 3DFX aber gänzlich den Garaus gemacht hat, war wohl die Voodoo3. Angepriesen als die Grafikkarte, konnte sie weder 32-Bit-Rendering und hatte immer noch zwei geteilte Texturbereiche, die bis heute den Entwicklern Kopfschmerzen bereiten (da dieses System nach wie vor verwendet wird). Hinzu kam, dass die maximale Texturgröße gerade mal 256x256 Pixel betrug (jeder halbwegs gute Software-Renderer schafft bei weitem mehr).

Die nachfolgenden Karten ,Voodoo4und Voodoo5, waren wieder so ziemlich das Gleiche - nur eben immer ein wenig schneller. Aber die Technologie stammt immer noch aus den Zeiten des Voodoo1; hier gab es praktisch keine richtig guten Neuerungen. Bis auf den T-Buffer: ein vollkommen sinnloser Speicherbereich, der praktisch niemals in einem Spiel benutzt wurde (und sich deshalb auch schlecht vermarkten ließ) und nur in ein paar Technologie-Demos zu bestaunen war. nVIDIA hatte so etwas nicht, aber dafür einen riesigen einteiligen Speicherbereich, d.h. der Videospeicher, Texturspeicher, Z-Buffer usw. liegen in einem Speicherbereich. Wenn ein Entwickler für nVIDIA-Grafikkarten einen T-Buffer haben will, schafft er sich einfach einen in diesem Speicher!

Seitdem TNT, oder ganz sicher ab dem TNT2, schaute 3DFX hinsichtlich der Technologie und des Marketings ziemlich dumm aus der Wäsche. 3Dfx reagierte mit Grafikkarten, die halt einfach schneller waren als die vorherigen. Um einen Vergleich zu bringen: Was wäre, wenn z.B. Intel jetzt mit einem Prozessor herauskäme, der Spracherkennung und viele andere netten Features eingebaut hätte? Da kann AMD noch so mit ein paar Prozentwerten mehr Geschwindigkeit protzen - die meisten Leute würden wohl den Intel vorziehen. 3DFX hat es praktisch auch nie geschafft in den OEM-Markt in großem Stil einzusteigen. Beispielsweise wurden die ALDI-Computer immer mit ATI oder nVIDIA-Chips bestückt.

Warum kauft nVIDIA 3DFX, wenn 3DFX doch praktisch nichts bieten kann, was nVIDIA brauchen könnte? Nun, nVIDIA hat nur den Grafikkarten-Entwicklungsaparrat von 3DFX gekauft -für $70 Mio. und ein paar Aktien. Dort befinden sich sicherlich einige gute Entwickler, die man evtl. gebrauchen kann.

Aber der Hauptgrund ist mit Sicherheit das Gerichtsverfahren, dass 3DFX gegen nVIDIA eingeleitet hat. 3DFX klagte gegen nVIDIA wegen Patentrechtsverletzungen, denn Tatsache ist, dass 3DFX als erster Hersteller das so genannte Multitexturing eingeführt hat: eine Technologie, die heute auf jeder Grafikkarte (Matrox, ATI, nVIDIA, 3DFX, usw) eingesetzt wird. 3DFX wollte also das Patent geltend machen, welches sie auf dieses System halten. Obwohl die Technologie, die 3DFX einsetzte (zwei Textur-Prozessoren - nVIDIA verwendete einen Prozessor, aber eine Multi-Rendering-Pipeline) gegenüber der von nVIDIA vollkommen unterschiedlich ist, bestand doch die Gefahr, dass 3DFX Recht bekommen hätte. Und dann hätte 3DFX die Möglichkeit gehabt, Lizenzzahlungen von nVIDIA zu beziehen, die mit Sicherheit weit mehr als $70 Mio. Dollar betragen hätten.

So kauft nVIDIA also genau den Apparat, der durch dieses Gerichtsurteil Stärke hätte erlangen können. In den Pressemitteilungen ist nachzulesen, dass das Gerichtsverfahren eingestellt wird.

Alles in allem also die einzig richtige Entscheidung für nVIDIA. Wie genau die Zukunft von 3DFX aussieht, wird sich zeigen. Den Pressemitteilungen ist hier nichts Konkretes zu entnehmen. Wir werden sehen....

Hier noch einmal ein paar Links zu den Pressemitteilungen:
nVIDIA-Pressemitteilung
3DFX Pressemitteilung

 

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