Jörg Luibl
Sega strikes back!Eine Kolumne von Jörg Luibl, 10.07.2002
Totgesagte leben länger: Vor 18 Monaten hätte die Dreamcast den Traditionskonzern Sega fast in den Abgrund stürzen lassen. Aber die Japaner haben dank einem Kraftakt den Kopf aus der Schlinge gezogen, sich auf ihre größte Stärke verlassen und ihre hervorragenden Spiele plattformübergreifend vermarktet. Schön, dass die Spielebranche nach all den Pleite-Meldungen auch mal wieder Erfolgs-Meldungen verzeichnen kann.

Als alter Dreamcast-Fan ist die Freude in diesen Tagen aber vor allem deshalb so groß, weil die klassischen Sega-Spiele den Tod ihrer Konsole überlebt haben: Ulala tanzt auf der PS2, Sonic rast auf dem GameCube und Ryo setzt auf der Xbox sein Shenmue-Adventure fort - so kommen alle in den Genuss der einstigen Vorzeigetitel. Ein schöner Nebeneffekt: Die alte ideologische Frontstellung gegenüber Sony und Nintendo ist aufgehoben. Und der Spieler profitiert ohnehin von der neuen direkten Konkurrenz zwischen Spielen wie Virtua Fighter 4 und Tekken 4.

Aber nicht nur die Pleite wurde bravourös abgewendet: Der Wandel vom Hard- und Software-Hersteller zum reinen Spiele-Publisher hat sich scheinbar dermaßen rentiert, dass jetzt sogar Publisher wie THQ, Acclaim oder Infogrames auf der Einkaufsliste der Japaner stehen. Sega bläst damit zum Angriff auf Marktführer EA und protzt mit Zukunftsprognosen, die vor nicht all zu langer Zeit für Gelächter gesorgt hätten: Bis 2004 will man zur weltweiten Nr. 1 im Publisher-Bereich avancieren.

Bleibt zu hoffen, dass sich Sega mit seinem ehrgeizigen Fernziel nicht übernimmt. Ein Blick auf den Konzernriesen Vivendi dürfte gezeigt haben, dass Einkaufstouren zwar gut fürs Image sind, aber finanziell schnell nach hinten losgehen können. Und genau das wünsche ich Sonic & Co nicht!

Jörg Luibl
4P|Textchef
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