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hundertprozent subjektiv

KW 28
Mittwoch, 12.07.2017

Mehr Banntropfen als Bannwelle


Das klingt wie eine digitale Großrazzia: Valve hat mit seinem Valve-Anti-Cheat (VAC) 40.000 Schummler aus dem Verkehr gezogen und somit die Spielewelt auf den Online-Servern von CS:GO ein klein wenig besser gemacht. Darüber freut sich erst mal jeder ehrliche Spieler.

Aber noch viel mehr freut sich jeder unehrliche Online-Betrüger, dessen Cheat nicht erkannt und dessen Account nicht gesperrt wurde. Zu groß wäre die Schmach bei Freunden und Teamkollegen, wenn offensichtlich wird, dass der angebliche Skill, die tollen Reaktionen und das Aiming nur mit automatischer Zielhilfe und der Möglichkeit durch Wände zu schauen erreicht wurde. Und das sind nicht wenige!

Ja, es ist immer noch besser 40.000 Schummler „dingfest“ zu machen als gar nichts zu tun und dem Treiben dieser automatischen Zielhilfen (Aimbot) und durchsichtigen Wänden (Wallhack) widerstandslos zuzusehen. Schaut man jedoch ein wenig hinter den Vorhang und bewegt sich zudem auf den CSGO-Matchmaking-Servern sowie einigen dieser „dubiosen“ Cheat-Szene-Seiten, dann merkt man schnell, dass diese so mächtig klingende "Bannwelle" angesichts der Spielerzahlen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.

In so gut wie jeder Sommer-, Winter-, Oster- oder sonstwas Rabatt-Aktion befindet sich das Spiel Counter-Strike auf den Top-Plätzen der Verkaufslisten. Zum einen, weil der Shooter mit seinem taktischen Räuber und Gendarm seit nunmehr 18 Jahren in allen erschienenen Versionen Jung und Alt begeistert. Zum anderen, weil sich die große Masse an bestehenden Spielern zusätzlich einen Zweit-, Dritt- oder Viert-Account zulegt. Warum? Diese so genannten "Smurf-Accounts" dienen oftmals als reine Cheater-Konten. Wenn also einer von vier Zugängen blockiert wird, interessiert das niemanden!

Wer als Cheater erwischt und gesperrt wurde, verliert natürlich sein Hab und Gut in Form von teilweise kostspieligen Waffenskins für zum Beispiel die AK47 oder das Scharfschützengewehr AWP. Dieses Inventar, ein Aushängeschild nach außen, das für Coolness steht, so ähnlich wie das iPhone auf dem Schulhof, ist also ein für alle Mal weg. Laut Vac-Ban.com immerhin ein Inventar Gesamt-Wert von rund 9.600 Dollar. Wie war das noch mal mit dem Tropfen auf dem heißen Stein? 40.000 Accounts mit einem Inventar-Wert von insgesamt 9.600 Dollar? Gääähn…das sind 0,24 Dollar, sprich 24 Cent pro Account. Noch Fragen zu der Offensichtlichkeit von Fake-Accounts oder so genannten Smurf-Cheater-Accounts ohne wirklichen Wert?

Warum Valve mit VAC nicht härter durchgreift und angesichts dieser schon Jahrzehnte anhaltenden Cheater-Problematik mehr für das saubere Spielen tut, liegt auf der Hand: Geld! Das Spiel Counter-Strike ist ein Selbstläufer, der nach wie vor wie frische Brötchen an den Mann gebracht wird. Die Skin-Maschinerie läuft auf Hochtouren und Valve verdient bei jedem verkauften Skin unter der Community mit 10% in bester Ebay-Manier mit. Wozu also hochqualifizierte und somit teure Entwickler damit beschäftigen, Betrüger zu jagen, wenn sich aus Firmensicht alles einfach und schlüssig darstellt? Der Rubel rollt, alles ist ok!

Milde stimmt den CS-Gamer lediglich die Tatsache, dass cheatfreies Spielen nur noch auf Offline-Events möglich ist. Wenn den Protagonisten über die Schulter geschaut werden kann und teilweise sogar die komplette Hardware gecheckt oder sogar gestellt wird.

Was bringt dieser "Banntropfen" also? Viel zu wenig! Um aber ein paar versöhnliche Worte zu finden und nicht alles schlecht zu sehen: Immerhin gibt es wieder ein Lebenszeichen von Valves Anti-Cheat System, nachdem lange nicht viel Wirksames gegen das Betrügen in Online-Games unternommen wurde. Jetzt wurden zahlreiche kleinere und sogar zwei etwas bekanntere Cheats als solche entdeckt. Und ja, auch den Linux-Cheatern ging es endlich an den Kragen, nachdem seit Jahren nichts oder kaum was gegen sie unternommen wurde. Zu einfach war es für Linux-Benutzer Cheats anzuwenden und das VAC-System zu umgehen, um nicht als Schummler erkannt zu werden.

Im Gegensatz dazu steht jedoch eine weitaus größere Anzahl an unterschiedlichen Cheats, die weiter ohne Probleme genutzt werden können und werden. Valve hat also noch genug zu tun, um eine echte "Bannwelle" einzuleiten.

Marco Ganz
Projekt-Manager

 

Kommentare

Kya schrieb am
Kajetan hat geschrieben: ?16.07.2017 13:51
darksim hat geschrieben: ?16.07.2017 13:08 Kannst du das auch irgendwie belegen? Das bezieht sich im besonderen auf die Playstation 4, Xbox One und von mir aus auch auf die Nintendo Switch. Wie wird denn da aktuell gecheated? Und wie willst du uns verständlich erklären, dass auf grundsätzlich geschlossenen Plattformen genau so viel betrogen wird, als auf einem völlig offenen System (PC)? Das ist selbst als Behauptung schon sehr weit hergeholt, finde ich.
Ich kenne haufenweise Cheaterei von Mario Kart auf der Wii, weswegen ein Bekannter die Finger von MP-Modes auf dieser Konsole gelassen hat. Ich höre immer wieder von Cheats und Hacks in den MP-Modi anderer populärer Konsolenspiele auf allen Plattformen. Ich gewinne den Eindruck, dass das auf Konsolen kein grundsätzliches Problem darstellt und oft genug auch vorkommt. Vielleicht war Online-Cheaterei vor zehn, fünfzehn Jahren auf Konsolen kaum verbreitet, weil es kaum Online-MP-Spiele gab, aber heute? Ich sehe keinen nennenswerten Unterschied zum PC.
Wii ist keine aktuelle Konsole und wurde damals schon recht früh geknackt. Dies ermöglichte dann natürlich cheats.
PS4, XbO und Switch sind nicht geknackt und somit quasi cheatfrei, abseits von Vorteilen die man aus glitches, bugs und M+T ziehen kann.
Also bitte nicht verallgemeinern, lieber Onkel. :biggrin:
Gibson_Rickenbacker schrieb am
Ich habe 3 Jahre lang NBA2K (17, 16 und 15) online gespielt auf PC (Pro-AM und MyPark)....Ich muss wohl nicht erwähnen das die ganzen NBA2K Steam Foren vollgestopft sind mit Themen über Cheater...Das artete schon in einen Krieg aus in der Community....
2K hat nichts dagegen unternommen, und von Steam hörte man dazu nie was...Darum habe ich mir dieses Jahr auch ne PS4 gekauft, weil ich die Nase voll hatte von anderen Spielern betrogen worden zu sein....
Dies hat mich viele graue Haare gekostet und ich bin froh das ich von dieser Cheater-Community weg bin, auch wenn ich nebenbei nette Leute getroffen habe....Aber das ganze wurde mir too much...Ich zocke sonst nichts wirklich online (nur Sportspiele), aber das war wirklich eine der schlimmsten Online Erfahrungen und es ist unfassbar das dagegen bis heute NICHTS unternommen wurde..
Aber jetzt kann ich beruhigend auf NBA2K18 blicken, endlich cheaterfreie Zone! Und nie wieder ZB. 3 Punkte Würfe die reingehen von der Mittellienie! Oder andere Spieler die doppelt so schnell sind wie ich selber, obwohl ich in Speed ne über 90 hatte als kleiner Point-Guard...
CritsJumper schrieb am
Die Beste Anti-Cheat Methode ist ohnehin wenn man eine LAN-Party hat und einfach die Rechner rotieren lässt. Sicher kann dann jeder auch an seinem PC eine Tastenkombination einschmuggeln zum Cheaten, spielt er aber nur zu einem kleinen Prozentsatz auf eigener Hardware ist das wieder vernachlässigbar.
Wenn man dann noch den Verdacht hat das es an einem Rechner dauerhafte Nachteile gibt lässt sich das eigentlich statistisch erfassen bei vielen Games, weil alle Spieler da dann schlechter Abschliessen. Könnte dann aber auch an der Hardware liegen. ;)
Trotzdem ist so ein Wechsel immer noch das was der Fairniss am nächsten kommt. Aber den meisten Spielern ist es ohnehin nicht so wichtig. Daher finde ich E-Sport auch nicht so prickelnd. Spiele sollen halt kein Leistungssport sein, sondern Feierabend Unterhaltung. Wenn schon Cheaten, dann so das alle etwas davon haben. ;D
BestNoob schrieb am
Jop die CSGO Community / Spieler fördern genau so die Cheater wie Valve selbst.
Daran wird sich auch nichts ändern aus diesem Grund - verschwendet eure Zeit nicht mit CSGO :mrgreen:
4P|Marco schrieb am
Ich bin zwar weder Entwickler, noch Coder, aber als damaliger Verantwortlicher der Anti-Cheat Software ?4PL-Insight? kann ich sagen, dass wir auf unseren eigenen Servern für CSGO VAC ausgeschaltet haben, da es bei der Cheater-Erkenung mehr hinderlich war? zumindest für uns. Und Insight war eins, wenn nicht sogar das BESTE Anti-Cheat, was ich seit 2002 erleben durfte.
schrieb am