von Jörg Luibl,

gc-Eindruck: Alpha Protocol



Rollenspiel, Konsequenzen und Entscheidungen gibt es bald nicht nur in Heavy Rain, Mass Effect oder Dragon Age: Auch das Team von Obsidian setzt in seinem Spionagerollenspiel auf den Joker der Freiheit und überlässt dem Spieler in der Odyssee von Arabien, Asien bis Moskau die Qual der Wahl in Dialogen und einer Charakterentwicklung, in der man eher auf Schleich-, Technik- oder Waffenfertigkeiten setzen kann, indem man entsprechende Punkte verteilt und so Spezialfähigkeiten wie zehn Sekunden Volltarnung oder etwa das Glück des Diebes erwirbt; Letzteres verhindert bei einem missglückten Einbruch z.B. den Alarm. Übrigens soll es ganz à la Metal Gear möglich sein, das Spiel ohne einen Mord zu bestehen - und das, obwohl es auf den ersten Blick sehr actionreich mit allen Kalibern zur Sache geht. Man kann vom Sturmgewehr bis zur Schrotflinte alles kaufen und selbst Waffen aus diversen Teilen zusammen bauen. Dabei soll das laut Obsidian nur das nötige Beiwerk sein, denn im Grunde will man eher Stealth-Action light, aber dafür ein Rollenspiel heavy anbieten. Das Geld kann z.B. auch in Geheiminformationen vom Schwarzmarkt investiert werden: Wenn man diese nutzt, ergeben sich nicht nur Nebenquests, sondern auch komplett neue Dialogoptionen oder Gesprächspartner.

Das Aussehen von Michael Thorton bestimmt man vor dem Spiel selbst in einem Editor, danach geht es in die knallharte Gegenwart der Terrorabwehr: Er soll dafür sorgen, dass gestohlene Waffen nicht an die Achse des Bösen gelangen, Schmuggler finden etc. Hört sich nach klassischem Tom Clancy an, nach Schwarz und Weiß? Stimmt, aber die Story soll ein Netz aus Intrigen spinnen, in dem man sich über satte 30 Stunden verheddern kann - inklusive Verrat und Überraschungen. Was hat es z.B. mit der Firma G22 auf sich, von der man Aufträge bekommt? Kann man denen überhaupt trauen?

Das Besondere am Dialogsystem: Eine Zeitleiste läuft ab, man muss sich also schnell für eine der zwei bis vier Antworten entscheiden. Und jede hat Auswirkungen auf die eigene Reputation oder Stellung beim Gesprächspartner. Wählt man keine aus, wird laut Entwickler die passivste bzw. sicherste Antwort automatisch aktiviert. Schade, dass man hier nicht weiter geht und den Dialogpartner z.B. nachhaken lässt oder Ähnliches. Insgesamt soll es 20 Charaktere geben, mit denen man weit reichende Gespräche führen kann - das geht bis hin zu Dialog-Quests, in denen man für die Führung des Gesprächs belohnt oder bestraft wird. Selbst die Art und Weise wie man auf den E-Mail-Verkehr antwortet, schroff oder zuvorkommend, soll sich auf das Verhältnis auswirken.

Das Gezeigte hat seinen Reiz: Es wirkt zunächst wie eine Art Metal Gear-Kopie, denn man soll lautlos und leise oder eben krachend und actionreich voran kommen. Es gibt auch Bossfights gegen besondere Charaktere, Close-Quarter-Combat und militärische Gadgets. Aber im Gegensatz zu Snakes Abenteuer hat man hier neun Fähigkeiten zum individuellen Ausbau zur Verfügung, außerdem Dialoge mit Konsequenzen und Charakterzüge à la Fallout: Je nach Spielweise gewinnt man bestimmte Merkmale wie "I don't hit Girls", falls man den weiblichen Gegner nicht tötet. Danach bekommt man 5% Rabatt bei allen kommenden Verhandlungen mit dem Auftraggeber der Lady. Ich bin gespannt, ob sich die Faszination der Vorführung auch beim Anspielen der ersten Version einstellt. Bisher sieht es so aus, als hätte Obsidian verdammt viel von BioWare gelernt und nebenbei verdammt viel mit Snake gespielt. Eine überaus interessante Mischung aus Spionage-Action und Rollenspiel...

gc-Eindruck: sehr gut



Kommentare

johndoe869725 schrieb am
JugoZille hat geschrieben:lol kotor2 besser als teil 1. wo lebst du denn?!
findest wohl auch from dusk till dawn 2 und 3 besser als teil 1 oO
In dem von Blasebalken erwähnten Punkten ist Kotor 2 besser. Ich würde noch den etwas höheren Schwierigkeitsgrad und die etwas komplexere Charakterentwicklung positiv hinzufügen. Und auch was Bioware angeht, hat er nicht ganz unrecht. Nur wenige Studios können in ein Spiel so viele dicker Fehler einbauen wie es Bioware in ME getan hat und bekommen am Ende dennoch die 90+ Wertungen hinterhergeschmissen. So etwas sieht man sonst nur bei Rockstar oder Infinity Ward.
JugoZille schrieb am
lol kotor2 besser als teil 1. wo lebst du denn?!
findest wohl auch from dusk till dawn 2 und 3 besser als teil 1 oO
Blasebalken schrieb am
Tja, so unterschiedlich sind Meinungen.
Ich für meinen Teil fand alle Obisdian Titel um einiges besser als die von Bioware, die meiner Meinung nach nach BG2 immer weiter abgebaut haben. Ich war sowas von enttäuscht, als ich bei NWN1 nur einen verdammten Charakter hatte! Erstma groß als der BG Nachfolger angepriesen und dann solch eine Enttäuschung. KotoR 1 war noch ganz cool von der Story inziniert, aber von den Dialogen und dem Gruppengefühl ist KotoR2 meiner Meinung nach divinitiv besser. Schon alleine, wie man die anderen Charaktere beeinflussen konnte. Zum Beispiel die Handmaiden, die man von der absoluten treuen Seele, in einen dunklen Jedi verwandeln konnte, wenn mans richtig macht. Kreia, die einfach bis zum Ende eine unbekannte Konstante war, aber einen am Anfang untergründig, dann aber eindeutig in eine Richtung treiben wollte. Insgesamt hatte man einfach mehr Möglichkeiten sich mit den Gruppenmitgliedern tiefgründig zu befassen als bei KotoR1. War darüber ziemlich überrascht, da ich beide direkt hintereinander gespielt habe ( Urlaub sei dank ).
Und was das mit den Charakterüberschneidungen angeht...
Natürlich erinnert Atton vom Aussehen als Karth, aber wenn man sich vielleicht etwas mit dem Spiel befasst, merkt man, dass die einzige Gemeinsamkeit der beiden ist, dass sie Piloten sind! Atton ist ein Schmuggler, der sich irgendwie durchs Leben geschlagen hat und das nicht immer mit ganz sauberen Methoden, somit ist er auch bösen Aktionen vom Hauptcharakter nicht abgeneigt. Karth ist ein gefeierter Kriegsveteran, der durch die Kriege gegen Revan gebrochen ist, aber immer noch gut.
Ich hab immer so das Gefühl, dass alles von Bioware einfach in den Himmel gelobt wird, nur weil es eigentlich die einzige Spieleschmiede ist, die, für heutige Verhältnisse, gute Rollenspiele produziert. Dabei kehren sie sich aber immer weiter von den wirklichen Bausteinen einen RPG's ab (vom Tabeltop verständnis her ) und produzieren einfach nur noch Filme zum Spielen. Von NWN, zu...
johndoe869725 schrieb am
Kotor 2 war einfach unfertig, wobei man nicht sagen kann, ob das an der Unfähigkeit der Entwickler, der Politik des Publishers oder an beidem lag. Die miese Betreuung nach Release hat aber definitiv der Publisher zu verantworten. Dennoch war Kotor 2 ein gutes RPG, das in vielen Ansätzen besser als Kotor 1 war. Es war etwas komplexer, nicht ganz so einfach und bot ein klug überarbeitetes Charaktersystem. Darüber hinaus hat es in Kotor 2 auch mal Spaß gemacht, einen dunklen Jedi zu spielen, während man sich bei Kotor 1 in diesem Fall immer wie ein räudiger Strauchdieb gefühlt hat.
Auch NWN2 hat mir viel Spaß bereitet, wobei ich das Spiel erst nach einigen Patches gespielt habe. Nur die Bedienung war leider nicht wirklich gut gelungen, aber die dürfte bei Alpha Protocol auch deutlich simpler ausfallen.
Las51 schrieb am
Auch wenn's Off-Topic ist: Mir hat Kotor 2 auch viel besser gefallen als Teil 1. Die Charaktere waren sehr viel Tiefer. Die Dialoge mit den Mitstreitern interessanter (nicht die Schema-F Dialoge des ersten Teils). Das Einfluss-System war im Prinzip ne tolle Idee. Die Story, auch wenns praktisch das gleiche war fand ich sehr viel schlüssiger (Der gebrochene Held, der einen ganzen Planeten vernichtet hat > die doch allzu platte Sternenschmiede). Beim erneuten spielen von Teil 1 fehlte mir dann doch einiges.
schrieb am