Battlefield: Bad Company 2
29.07.2010 16:33, Paul Kautz

Test: Onslaught (DLC)

Battlefield Bad Company 2 hat etwas geschafft, das nur die wenigsten Spiele schaffen: Mich weit, weiiiit über die Testphase hinaus zu begeistern. Genau genommen ist es für mich bislang das einzige Spiel, mit dem ich mehr als 50 Stunden online verbracht habe. Die meiste Zeit davon war ich im Conquest-Modus unterwegs - Flaggen einnehmen liegt mir einfach mehr als irgendwas in die Luft zu sprengen, um den Feind zurückzudrängen. Mit dem neuen Onslaught-Modus, der auf Xbox 360 und PS3 knapp zehn Euro kostet, muss ich das zwar auch nicht, aber der spielerische Inhalt ist trotzdem eine Mischung aus Conquest und Rush.

Auf jeder der vier Karten gibt es mehrere Flaggenpunkte, die man nacheinander einnehmen muss. Hat man einen unter Kontrolle, wird der Gegner zum nächsten zurückgedrängt - das geht so lange, bis man entweder alle erobert hat oder das gesamte Team ausgelöscht ist. Denn Onslaught setzt extrem auf Teamarbeit der maximal vier Mitstreiter, so lange mindestens einer aktiv ist, geht das Spiel weiter. Theoretisch kann man auch allein losziehen, dann hat man unendlich viele Leben zur Verfügung - aber das macht ungefähr so viel Spaß wie das freiwillige Hüpfen in eine Bärenfalle. Die Idealbesetzung besteht also aus vier Mann, und im Optimalfall sind das vier, die gut miteinander kommunizieren können und ihre Rollen kennen. Wie so oft bei Battlefield steht und fällt das Spielerlebnis mit der Qualität der Mitstreiter: Hat man drei gut geölte Freunde, mit denen man schon lange zusammen spielt, dann kurbelt man den Schwierigkeitsgrad nach oben, lädt männlich durch und hat einen Riesenspaß! Wagt man sich dagegen auf einen öffentlichen Server, der von Solo-Rambos bevölkert wird, die unter Spaß verstehen, sich als Sniper auf einen Hügel zu setzen und einen Bot nach dem anderen auszuschalten, ohne sich auch nur in die Nähe der Fahne zu begeben, dann kann man auch Gras beim Wachsen zusehen - das ist unterhaltsamer!

Die vier Levels sind für aktive Bad Company 2-Spielern nichts Neues: Atacama Desert, Valperaiso, Isla Inocentos und Nelson Bay wurden zwar teilweise umdesignt und in anderes Licht getaucht, aber der grundsätzliche Aufbau ist bekannt. Im Gegensatz zum Conquest-Modus sind die Karten hier aber sehr groß und weitläufig - dafür führen nur wenige Wege direkt zum Ziel, was beim Angriff auf die Fahne nervt, aber beim Verteidigen derselben ziemlich hilfreich ist. Wer sich abgewetzte Stiefelsohlen ersparen möchte, kann natürlich auch wieder zu den bewährten Vehikeln greifen: Vom Helikopter über Panzer und Jeep bis zum bewaffneten Boot ist alles vorhanden. Auch die Ausrüstung beinhaltet keine Überraschungen, denn es werden einfach die bekannten Klassen genutzt, mit der Bewaffnung, die man bislang im normalen Mehrspielermodus freigespielt hat. Umgekehrt wird nichts zurückgegeben, im Onslaught-Modus gibt es nichts freizuschalten - wenn man mal von acht neuen Achievements/Trophäen absieht.

Je nach Mitspielerzahl und der Shooter-Leistung derselben empfiehlt es sich, den Schwierigkeitsgrad abzustimmen: »Einfach« ist wirklich nicht der Rede wert, »Hardcore« dagegen wie schon beim Hauptspiel ein schwer verdaulicher Albtraum. Allen Stufen gemein sind jedoch erstaunliche Lücken in der KI: Auf weite und mittlere Distanz sind die Bots erstaunlich treffsicher, auf kurze Entfernung hingegen zögern sie immer wieder deutlich. Eine echte Schwachstelle der KI stellen auch Handgranaten dar - wirft man eine in Richtung Feind, kümmert den das praktisch nie. Es wird keine Flucht ergriffen, es wird nicht zurück geworfen, keine Warnung ausgesprochen; es macht einfach Bumm, der Gegner ist weg, der nächste kommt schon. Und zwar stetig, denn solange eine Fahne nicht eingenommen ist, wachsen die Feinde um sie herum pausenlos nach - auf einer weitläufigen Karte wie Atacama Desert kann man dabei zusehen, wie immer neue Fallschirme eingeschwebt kommen.

Das große Problem von Onslaught ist, dass es für den verlangten Zehner nicht viel, und davon nichts Neues gibt: Grafisch und technisch ändert sich nichts, spielerisch werden auch nur zwei bekannte (und zugegebenermaßen sehr, sehr gute) Zutaten in einen Topf geworfen - und das Ganze funktioniert nur dann wirklich gut, wenn man ein verlässliches Team um sich schart. Dann allerdings ist das Ganze ein Riesenspaß, der aber nicht mit dedizierten Koop-Erlebnissen wie Left 4 Dead 2 oder der Gears-»Horde« mithalten kann.

Eindruck: gut

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