von Benjamin Schmädig,

E3-Eindruck: The Witcher: Assassin of Kings

The Witcher 2: Assassins of Kings (Rollenspiel) von Namco Bandai
The Witcher 2: Assassins of Kings (Rollenspiel) von Namco Bandai - Bildquelle: Namco Bandai


Es passiert selten, dass ein Rollenspiel fast aus dem Nichts auftaucht und gleich mit Veteranen wie BioWare in einer Liga spielt. Damals mussten sich die Entwickler noch einer Technik bedienen, die ursprünglich von der Konkurrenz stammte - doch CD Project hat große Ziele: Für die Fortsetzung »Assassin of Kings« bauen die Polen ihre eigene Engine, um genau das Spiel zu entwickeln, das ihnen vorschwebt. Ladezeiten, immerhin eine der größten Schwachstellen des Vorgängers, werden so der Vergangenheit angehören. Außerdem kommen ein neues Dialog- sowie ein erweitertes Kampfsystem zum Einsatz. Charaktere können so zu einer Unterhaltung hinzustoßen oder sie mittendrin verlassen. Das gilt allerdings nicht für den Spieler, sondern bezieht sich auf vorgefertigte Gespräche. Glaubhafter wirken diese damit aber allemal!

Lockere Zungen

Und ganz so vorgefertigt sind sie ohnehin nicht, denn wie im ersten Teil darf der Hexer Geralt oft aus verschiedenen Antworten wählen - gelegentlich gibt es dafür eine zeitliche Begrenzung. Schön zu sehen, dass sämtlichen Figuren die Zunge dabei ähnlich locker sitzt wie in der erweiterten Fassung des Vorgängers. Auch erzählerisch macht der Nachfolger genau da weiter wo The Witcher aufhörte. Mit Kommentaren zu einigen im Vorgänger getroffenen Entscheidungen sollen zudem vorhandene Spielstände belohnt werden.



Aber bei den auf der E3 gezeigten Szenen ging es weder um die Handlung noch um die Charakterentwicklung, im Vordergrund standen der Kampf sowie Dialoge. Je nachdem, wie Geralt das Gespräch führt, ergeben sich etwa andere Situationen. Mitunter kann er sogar über Leben oder Tod einiger Charaktere entscheiden - eine Wahl, die natürlich nicht zwangsweise im Gespräch fällt.

Dusseliger Dandelion

Wie kann Geralt das Leben seines Kumpels Dandelions retten, der bereits mit fester Schlinge auf dem Galgenbrett steht? Die Frage ist, ob man die Situation mit den richtigen Worten gewaltlos entschärfen kann oder zum Schwert greifen muss. Und selbst wenn es hier gelingt, Dandelion ohne Blutvergießen zu retten: Hätte Geralt vielleicht den anderen zum Tode Verurteilten retten sollen, dem eine Wache einfach die Kehle durchtrennt? Gut oder Böse soll es nicht geben - es geht um Entscheidungen, mit deren Konsequenzen man leben muss.

Die Figuren sehen mit der neuen Technik übrigens gut, aber nicht überragend aus. Mimiken und Gesten sind überzeugend, in dem gezeigten Ausschnitt schien es aber, als würden einige Figuren nervös am Fleck zappeln. Vielleicht erhalten die Charaktere später noch ruhigere, glaubwürdigere Bewegungen. Die Umgebungen hinterließen einen besseren Eindruck: Kräftiges Grün wächst in den dichten Wäldern, in dem kleinen Ort Flotsam knarren schiefe Holzbalken auf schmutzigen steinernen Wegen.



Ebenfalls nicht ganz so lebendig wirkte dagegen ein großes Monster, an dem die Entwickler einen der neuen Bosskämpfe vorführten. Geralt kann sich dabei jederzeit in den Kampf stürzen - die Welt ist auf begrenzten Pfaden frei begehbar. Er sollte sich allerdings gut auf einen wichtigen Kampf vorbereiten, sonst erwartet ihn der schnelle Tod. So könnte er etwa Schwachpunkte in Erfahrung bringen oder herausfinden, welche Tränke oder welche Waffen wirksam sind.

Gefährliches Seemonster

Für die Vorführung springt CD Project direkt in den Kampf mit einem gigantischen Kraken. Geschickt weicht Geralt den Hieben seiner Tentakel aus. Statt auf richtig getimten Dreifachklick setzen die Entwickler diesmal auf ein herkömmliches Kampfsystem, bei dem der Hexer Schläge kombinieren und jederzeit mit einer Rolle ausweichen kann. Als er sich gegen eine Bande Räuber wehrt, fehlte dem Kampf allerdings der rechte Wumms. Wie die Entwickler betonen, steht die Action aber auch nicht im Vordergrund. Die spielerische Tiefe ist ihnen wichtiger - z.B. dann, wenn Geralts geliebte Triss einen Schild um die Gruppe zaubert, der feindliche Pfeile abwehrt.

Taktisches Geschick ist auch gefragt, wenn gewöhnliche Hiebe recht wenig gegen die Tentakel des gigantischen Kraken ausrichten. Der Hexer muss zudem aufpassen, nicht von dessen grüner Spucke gefangen zu werden. Stattdessen wirkt er an der richtigen Position einen Zauber: Schlägt ein Tentakel anschließend dort zu, wird es festgehalten und Geralt kann einen Teil abtrennen, indem er die Schwachstelle attackiert. Nachdem der Boss ein paar Tentakel verloren hat, wird er schließlich rasend - ausweichen kann er jetzt nicht mehr, denn Triss blockiert mit einem magischen Schild seinen Fluchtweg. Und wenn er jetzt zuschlägt, kann sich Geralt über ein Reaktionsspiel ähnlich denen in God of War an einem verbliebenen Tentakel festhalten. Als er abspringt, ist sein Gegner schließlich so wütend, dass er seinem vermeintlichen Opfer so lange hinterher jagt, bis er in eine steinerne Brücke stürmt. Nachdem die Mauern über ihm eingefallen sind, hat der Hexer leichtes Spiel, ihm mit einem brutalen Finisher den Garaus zu machen. Es soll auch andere Möglichkeiten geben, den Kampf zu gewinnen - allerdings nennen die Entwickler lediglich den herkömmlichen Weg der direkten Konfrontation als Alternative.



Seht, es ist ein...

Und wie sieht es mit der Charakterentwicklung aus? Die wurde für den zweiten Teil so verändert, dass man sich auf drei Arten spezialisieren kann: als Magier, als Kämpfer oder als Meister der Tränke. Dabei ist es natürlich möglich, einen Charakter mit gemischten Werten zu entwickeln - Einzelheiten gibt CD Project aber noch nicht bekannt.

Es ist schwierig, das große Rollenspiel, das The Witcher 2 werden soll, nach einer so kurzen Präsentation einzuschätzen. Zu viele Elemente wurden noch gar nicht vorgestellt. Das Wenige, was auf der E3 gezeigt wurde - und wirklich nur das - macht aber Lust auf das zweite Abenteuer! Denn auch der Nachfolger spielt in einer schmutzigen mittelalterlichen Fantasy-Welt, deren Einwohner mit Schimpfwörtern nicht sparen. Viel wichtiger: Entscheidungen spielen eine große Rolle - neben dem Kampf steht das Abwägen von Risiken und Konsequenzen im Mittelpunkt. Schön, dass die Kämpfe taktischer und abwechslungsreicher ablaufen sollen, auch wenn ihre Inszenierung derzeit nur solide wirkt. Wir sind auf jeden Fall gespannt, sich der Hexer weiter entwickelt.

E3-Eindruck: sehr gut



Kommentare

johndoe869725 schrieb am
@ Jazzdude
Im Allgemeinen wird mainstream mit leicht gleichgesetzt. Ich hatte beim Witcher auch meine Probleme, die verschwanden aber im dritten Kapitel zu großen Teilen, um sich im vierten dann ganz zu verabschieden. Wenn man den Witcher kennt, ist er selbst auf hart, von einem Kampf abgesehen, sehr einfach.
Jazzdude schrieb am
TRichter hat geschrieben:Der Witcher war toll, aber in meinen Augen war auch schon der erste Teil ein Mainstreamspiel. Inhaltlich war es vielleicht etwas ungewöhnlich, aber spielerisch war TW1 auch Mainstream. Das Kampfsystem war ultrasimpel, die Charakterentwicklung alles andere als komplex und der Schwierigkeitsgrad war nur am Anfang recht hoch und fiel dann recht schnell auf einfach ab. Von daher verstehe ich nicht, was hier alle meckern.
Naja, ich würde The Witcher vlt. wie folgt einstufen: Simple to learn, hard to master. Denn leicht war es ganz bestimmt nicht auf dem richtigen Schwierigkeitsgrad. Vorallem diese Riesenpflanzen ham mich wahnsinnig gemacht.
Im übrigen verallgemeinerst du hier wie folgt: Mainstream = leicht
Aber das muss doch gar nicht sein :?:
Jazzdude schrieb am
Joergslover hat geschrieben:
Jazzdude hat geschrieben:HUIII mein Lieblingshexer ist zurück.
Dein "Lieblingshexer"...wieviele kennst du denn bzw. mit wievielen hast schon gespielt? Würd ich gern mal wissen...
Was bistn du für einer?
Was weiß ich, ich kenn noch Harry Potter und der ist scheiße :P
Aber warum zum Geier muss ich mich schon rechtfertigen, wenn ich sag das das mein Lieblingshexer ist? ._.
Naja wenn du so frägst: Ich kenne genau 127! Und einer steht grad hinter dir :twisted:
KONNAITN schrieb am
S3rious Phil hat geschrieben:Gehöre ebenfalls zu der Sorte die den Vorgänger nicht beendet haben.
Das Spiel ansich war schon gut aber einige Kapitel waren sehr eintönig und diese wollte man dann einfach nur abschließen um die Handlung voranzutreiben.
Beispielsweise war das Sumpf-Kapitel einfach nur langweilig und da verging mir langsam die Lust weiterzuspielen.
Auch wenn ich das Spiel insgesamt sehr mochte, es gab schon Passagen in denen es mir ähnlich ging. Im Sumpf habe ich für meinen Geschmack auch etwas zu viel Zeit verbracht- da hätte etwas Abwechslung ganz gut getan, aber dafür war das nächste Kapitel atmosphärisch wieder klasse.
Also es gibt schon einiges, was man bei einem Nachfolger verbessern kann und ich freue mich darauf.
johndoe869725 schrieb am
@ Blasebalken
Nein. Kämpfe stehen beim Witcher ganz schön im Mittelpunkt und wirken auch gerne mal aufgesetzt, wenn z. B. im Sumpf alle drei Meter neue Drowner spawnen, dann nenne ich das aufgesetzt. Und genau deshalb ist das Kampfsystem auch sehr interessant, denn in einem Spiel, in dem man dauernd zum Kämpfen gezwungen wird, sollte das Kampfsystem auch gescheit funktionieren. Das Kampfsystem vom Witcher ist jetzt keine Katastrophe, aber es hat noch verdammt viel Luft nach oben, gerade im Punk Balancing, der auch einem Herzblutentwickler nicht so ganz egal sein sollte.
Gute Charaktere findet man übrigens auch in jedem Biowarespiel, die sind da keinen Deut schlechter und härter als die Welt in GTA4 ist der Witcher auch nicht.
schrieb am
The Witcher 2: Assassins of Kings
ab 16,82€ bei