Alles nichts neues aber trozdem mal eine Art Tapetenwechsel zu BC2 und MW2 ^^
von Paul Kautz,
gc-Eindruck: Medal of Honor
Mit dem letzten Monat angelaufenen Betatest von Medal of Honor hat sich EA zumindest in vereinzelter Hinsicht keinen großen Gefallen getan: Technisch und spielerisch wurde nur Durchschnitt geboten, so mancher Shooterfan dürfte dadurch seine Erwartungen an das Spiel ordentlich nach unten gekurbelt haben. Gute Nachrichten: Der auf der gamescom spielbare Singleplayer-Teil machte da schon einen weitaus besseren Eindruck! Zwar war es nur ein Level, aber der hatte es dafür in sich: Man nahm hinter dem Geschützstand eines amerikanischen AH-64 Apache-Helikopters stand, um in den Bergen Afghanistans das eine oder andere Taliban-Nest auszuräuchern. Mit dem Fliegen des Helikopters hat man in dieser Mission nichts zu tun, diese teilweise hochdramatische Aufgabe übernimmt komplett die KI. Auch der fleißig mitschrabbelnde und -ballernde Heli-Kollege ist ein reiner Skript-Soldat - aber das gehört zu Medal of Honor (MoH) ja einfach dazu.
Bevor ich die Berge entzünden durfte, gab es noch ein paar einführende Worte des Produzenten des Spiels zu hören: Es gibt zwei Arten von Missionen in MoH, »Scalpel«- und »Sledgehammer«-Einsätze. Die Bedeutung dürfte vermutlich klar sein: In ersteren Missionen gilt es chirurgisch präzise vorzugehen und unnötige Opfer zu vermeiden, in letzteren werden die ganz dicken Wummen ausgepackt, generelle Vernichtung ist gefragt. Der gamescom-Einsatz dürfte ganz klar zur zweiten Kategorie gehört haben, denn sonderlich viel Subtilität war nicht gefragt: Wenn es sich bewegte, war es Taliban und somit eine potenzielle Kerbe auf dem Gewehrlauf.
Anfangs lief alles noch sehr unproblematisch: Nach ein paar Waffentests an leeren Fahrzeugen und Gebäuden flogen wir durch das erste Dorf, in den nur wenig Widerstand geleistet wurde. Kurz darauf wurde es brenzliger: In weiter Entfernung wurden Mörser-Truppen gesichtet, also ging die KI in die Schwebe, das Spiel schaltete in einer krümelige, grün-weiße Kameraansicht um. Aus dieser war es meine Aufgabe, die Mörser-Teams zu finden und ihr Dasein mit einer weit reichenden Hellfire-Rakete nachhaltig zu beenden. War das erledigt, ging es zur normalen Ansicht zurück und zum nächsten Taliban-Stützpunkt weiter. Wer die Serie und ihre Konkurrenz kennt, der weiß, dass Überraschungen im Spieldesign nicht zum Militäralltag gehören. Sprich: Natürlich wird der eigene Helikopter von einer Rakete getroffen - natürlich nicht heftig genug, um amerikanische Brösel zu hinterlassen, aber immerhin deutlich genug, um das Spielfeld ein paar Mal wild rotieren zu lassen. Es folgen weitere Minuten, in denen ich RPG-Schützen erledige, Fahrzeuge in die Luft sprenge, mehr Hellfire-Raketen auf weit entfernte Ziele loszischen lasse oder von wilder Rockmusik begleitet ein großes Dorf in einen Haufen Schutt verwandele. Kurz gesagt: Ballerbusiness as usual, aber eben auch wie üblich mitreißend und aufregend gestaltet. Zur Verdichtung der Atmosphäre hat EA außerdem echte Apache-Piloten vor das Spiel gesetzt und sie einfach drauflos quatschen lassen, miteinander und mit dem Hauptquartier. Zwar versteht man davon durch das Funkrauschen nicht wirklich viel, aber die ständigen Gesprächsfetzen machten den Einsatz sehr glaubwürdig.
Apropos: Natürlich kann es durchaus sein, dass die Realitätsnähe, sowohl in Sachen Spieldesign als auch zeitlicher Rahmen, dem einen oder anderen übel aufstößt. Und ja, auch mir kam das »Collateral Murder«-Video in den Sinn, als ich aus der Kameraperspektive kilometerweit entfernte Ziele unter Beschuss nahm, während aus der Pilotenkanzel ein anerkennendes »Niiiice!« rauschte. Und trotzdem: Es ist und bleibt nur ein Spiel. Dass das überhaupt erwähnt werden muss, ist schon abstrus genug. Ich freue mich darauf - mittlerweile auch mehr als noch vor einem Monat.
gc-Eindruck: gut