Dead Space 2
18.06.2010 09:15, Michael Krosta

E3-Eindruck: Schwereloser Horror?

Mit Dead Space haben sich EA und die Entwickler von Visceral Games auf Anhieb einen Namen im Genre des Survival Horrors gemacht. Die beklemmende Atmosphäre, die grandiose Audio-Abmischung und nicht zuletzt die Zerstückelung der furchteinflößenden Kreaturen waren neben dem hervorragenden Art Design die Hauptgründe, warum die neue Marke trotz des umstrittenen Hauptcharakters so gut bei den Spielern (und in den Medien) ankam. Anfang nächsten Jahres kehrt Isaac Clarke auf PS3 und 360 zurück, um das nächste Kapitel des Weltraum-Alptraums aufzuschlagen.

Lost in Space

Drei Jahre sind seit den unglaublichen Geschehnissen auf der USC Ishimura vergangen. Als einzigen Überlebenden hat es den Ingenieur mittlerweile an einen Ort namens "The Sprawl" verschlagen - eine künstliche, teilweise aus Trümmern angelegte Stadt bei den Monden des Saturn. Was in der Zwischenzeit passiert ist, wollen die Entwickler noch nicht verraten. Fest steht aber, dass Isaac die erhoffte Sicherheit hier nicht finden wird: Genau wie auf der Ishimura breitet sich auch in der weitläufigen Einrichtung eine Infektion aus, durch die sich die Bewohner in schreckliche Kreaturen verwandeln, die alles töten, was sich ihnen in den Weg stellt. Neben alten Bekannten wie dem Slasher trifft man auch auf neue Mutationen - so z.B. den Puker, dessen Benehmen gewisse Ähnlichkeiten mit dem Boomer aus Left 4 Dead aufweist, da auch er dem Spieler vornehmlich seine Kotze entgegen schleudert. Die so genannten Stalker orientieren sich beim Verhalten dagegen eher an Velociraptoren: Sie jagen vornehmlich im Rudel und locken Isaac gezielt in Fallen. Das  sieht dann so aus, dass die Gegner sich nicht gewohnt auf ihn stürzen, sondern sich nach dem Blickkontakt vor ihm verstecken. Haben sie ihn dann irgendwann in der gewünschten Position, starten sie ihre Attacke von mehreren Seiten.

Mehr Action, mehr Nervenkitzel?

Im Vorfeld war die Befürchtung groß, dass sich Dead Space 2 (ab 19,98€ bei kaufen) zu sehr in die Actionrichtung bewegen und damit gleichzeitig vom spannungsgeladenen Horror entfernen würde. Tatsächlich wirkt die Spielgeschwindigkeit etwas höher und Isaac reagiert bei Bewegungen sowie dem Nachladen schneller. In dem präsentierten Abschnitt gibt es zudem kaum eine Verschnaufpause: Fast alle zehn Sekunden brechen Puker mit einem kleinen Schockmoment durch die Wände, doch auch größere Kaliber haben es auf den Ingenieur abgesehen und packen mit ihren Klauen zu, um ihn wild durch die Luft zu schleudern.

Doch selbst in diesen Momenten kann man sich in den wenigen Momenten, in denen das Vieh still hält, noch zur Wehr setzen und das tun, was auch einen großen Teil von Dead Space 2 ausmachen wird: Zerstückeln. Es werden wieder massig Gliedmaßen abgetrennt, die man neuerdings sogar als Wurfgeschosse missbrauchen kann, falls die Munition zu knapp wird. Der Metzelfaktor wird also wieder enorm hoch sein, zumal sich auch die Stampf-Attacke wesentlich einfacher (und schneller) ausführen lässt als zuvor.

Ingenieurs-Tricks

Wie bei vielen anderen Titeln steht auch hier vermehrt die cineastische Inszenierung im Vordergrund, bei der z.B. gewaltige Biester plötzlich von oben heran gesprungen kommen und Isaac erstmal ordentlich in die Mangel nehmen. In solchen Momenten ist oft hektisches Button-Mashing angesagt - das Gleiche gilt, wenn man sich mit aller Kraft an einem Geländer festhalten muss, um nicht durch ein zerbrochenes Fenster nach draußen gezerrt zu werden. Die Inszenierung ist in solchen Momenten noch packender als ohnehin schon. Doch auch inhaltlich kann der Horrortrip nach den Eindrücken der Präsentation trotz mehr Actionmomenten überzeugen: Elemente wie Stasis und Kinesis stehen nach wie vor zur Verfügung und kommen nicht nur im Kampf, sondern auch einigen Rätseln zum Einsatz und lassen sich hier komfortabler sowie schneller anwenden. Vor allem aber scheint man es auch zu schaffen, die enorm dichte Atmosphäre auch beim Nachfolger aufrecht zu erhalten, obwohl "The Sprawl" bei mir noch nicht die Faszination entfachen kann, wie es damals die Ishimura geschafft hat. Allerdings versprechen die Entwickler abwechslungsreichere Schauplätze wie Schulen, Krankenstationen oder Kirchen - also eine nette Auswahl an Orten, die man laut den nicht ganz ernst gemeinten Aussagen der Entwickler ohnehin unweigerlich mit Horror verbindet.

Völlig losgelöst

Die Schwerelosigkeit ist selbstverständlich auch hier wieder ein Thema. Im Gegensatz zum Vorgänger, bei dem man nur zwischen festgelegten Punkten hin und her schweben konnte, genießt man hier ab sofort eine völlig freie 360 Grad-Steuerung. Da die Umgebung teilweise zerstörbar ist, kann man neuerdings auch gewisse Risiko-Aktionen eingehen. Ein Beispiel: Während die  Munition bedrohlich abnimmt, nimmt die Zahl der Gegner immer noch zu. Anstatt das Überleben von eher aussichtslosen Nahkampf-Attacken abhängig zu machen, sollte man mit den letzten Schüssen lieber eine Fensterscheibe zerschießen, dessen folgender Sog die Monster quasi im Alleingang und ohne Munitionsverschwendung erledigt. Allerdings geht man bei einer solchen Aktion das Risiko ein, selbst zum Opfer zu werden, wenn man nicht rechtzeitig die entsprechenden Tasten drückt und dadurch an Gegenständen festklammert.

Schocker!

Neuerdings werden die Kulissen mit einem interaktiven dynamischen Licht ausgeleuchtet - wer es also lieber noch dunkler haben möchte als ohnehin schon, kann Lichtquellen zerstören. Doch das wissen auch manche Gegner, die die Dunkelheit zu ihrem Vorteil nutzen wollen... Ebenfalls neu ist eine Hacking-Mechanik, bei der man - vergleichbar mit dem Schlossknacken der alten Splinter Cell.Teile - vorsichtig mit den beiden Analogsticks arbeiten muss. Klar, dass das nicht so einfach ist, wenn sich Monsterscharen nähern und man die Tür möglichst schnell öffnen will. Wer die Sache zu hektisch angeht, wird allerdings mit einem Stromschlag bestraft.     

Er spricht...

War Isaac im ersten Teil nur ein im wahrsten Sinne des Wortes nichtssagender Typ in einem Anzug, bekommt er hier mehr Persönlichkeit und sogar ein Gesicht. Besonders markant wirkt Letzteres zwar nicht gerade, doch tragen Dialoge zwischen Isaac und anderen Überlebenden dazu bei, ihn als Figur, seine Intentionen besser zu verstehen. Gleichzeitig kommt dies auch der Story bzw. der Art der Storyerzählung entgegen.

Skepsis weicht Vorfreude

Ich war nach der ersten Präsentation vor etwa einem Monat noch skeptisch, ob Dead Space 2 mit seinem leicht erhöhten Spieltempo sowie dem größeren Actionteil noch die Faszination und Spannung des Erstlings bieten könnte. Seit heute weiß ich, dass es offensichtlich funktioniert: Die E3-Demonstration bot zwar jede Menge Action, viele schnelle Schnitte und hektische Panikmomente, doch gleichzeitig schaffen es die Entwickler erneut, vor allem durch die düsteren Schauplätze und das faszinierende Spiel mit Licht und Schatten eine enorm dichte Atmosphäre aufzubauen. Die geniale Sounduntermalung trägt dabei ebenfalls wieder ihren Teil dazu bei, dass dieses unwohle Gefühl in der Magengegend auftritt und der Horror letztendlich funktioniert. Ich kann es jedenfalls kaum noch erwarten, mit Isaac die Korridore der Geisterstadt zu erkunden und unheimliche Begegnungen der ekligen Art zu machen... Für mich zählt Dead Space 2 zu den Höhepunkten dieser E3!

E3-Eindruck: sehr gut     

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