von Benjamin Schmädig,

GDC Europe 2010: Was Alan Wake nicht sieht...



Remedys Art Director, Saku Lehtinen, veranschaulichte im Rahmen seines Vortrags, mit welchen künstlerischen Mitteln die Entwickler das Spiel um Licht und Dunkelheit Wirklichkeit werden ließen. Zuvor erwähnte er aber, dass der Entwicklungsprozess des Spiels nicht so lange gewesen sei wie es den Anschein hat - Microsoft hätte den Titel lediglich sehr früh angekündigt, was den Eindruck einer langen Entwicklungszeit entstehen ließ.

Lehtinen begann mit der Frage, mit welchen Mitteln man etwas Verborgenes andeute. Er beantwortete diesen Punkt allerdings erst ganz am Schluss, als er darauf verwies, dass der Spieler genau dort etwas Geheimnisvolles vermutete, wo er gerade nichts sehen kann. Suggestion sei also eins seiner wichtigsten Mittel gewesen. Dass er und sein Team dafür mit Nebel, Schatten und verschiedenen Wettereffekten arbeiteten, überraschte dabei wenig. Auch die Erkenntnis, dass man im Verlauf der Handlung dem auf einer Landkarte nachvollziehbarem Pfad folgt, ist keine Besonderheit des finnischen Spiels. Bekannt war auch, dass Remedy gerne andere Werke wie Shining oder Twin Peaks zitiert. Interessant vielleicht, dass sich die Entwickler sowohl bei dem starken Gegenlicht vieler Szenen als auch beim überzeichneten Strahl der Taschenlampe an Akte X orientierten.

Um die spielerisch wichtige Taschenlampe noch wirkungsvoller zu betonen, sprühen außerdem Funken um ihren Strahl - das und die Art und Weise, wie er auf einen Feind trifft, lässt das Licht wie einen physischen Gegenstand wirken. Ursprünglich sollte es dabei so aussehen, als würden die schattenhaften Wesen vom Lichteinfall wie Rauch vom Wind verweht. Aus der Sicht des Spielers nahm man den Effekt allerdings kaum wahr, so dass sich die Feinde stattdessen aufzulösen scheinen. Die Tatsache, dass Alan im Licht großer Scheinwerfer sicher ist, scheint übrigens der Fantasie des Art Directors zu entstammen. Lehtinen streifte in seiner Kindheit nämlich mit einer Taschenlampe durch den Wald und stellte sich vor, wie ihn das Licht vor Unheil beschützte, während in der Dunkelheit Gefahr lauerte.

Apropos Rauch: Um den schwarzen Nebel, der die Gegner zu umgeben scheint und der über Dächern wabert, glaubwürdig darzustellen, hat sich Remedy an schwarzer Tinte orientiert. Man hat einfach viel Tinte in ein Wasserbecken geschüttet und beobachtet, wie sie sich langsam auflöst. Der Stoff aus dem die Worte sind ist dabei natürlich eine Metapher für die Erzählung um den Schriftsteller Alan Wake.

Lehtinen zeigt schließlich noch, wie Remedy einen virtuellen Kameramann erfunden hat, weil der starre Blickwinkel des herkömmlichen Schulterblicks das Geschehen nicht lebendig genug einfängt. So ist die Kamera stets bemüht, den Protagonisten auf der einen Seite, das Geschehen auf der anderen einzufangen, bei schnellen Bewegungen wechselt sie aber aufgrund ihrer eigenen "Trägheit" die Seite. Auch beim Beschleunigen und Abbremsen braucht sie einen Moment, um sich Alans Bewegungen zu folgen. Auch das ist freilich nicht neu, denn andere Spiele imitieren die Kinoperspektive auf ähnliche Weise.

Wenn Lehtinens Vortrag eins zeigt, dann ist es die Menge an Überlegungen, die moderne Entwickler anstellen müssen, um ihre künstlerische Vision glaubhaft zu vermitteln. Nicht ohne Grund verwies der Creative Director darauf, dass neue Medien stets damit zu kämpfen hatten, von etablierten Medien belächelt zu werden. Den Comics sei es ganz ähnlich ergangen - heute sind sie eine anerkannte Kunstform. Abschließend plädierte Lehtinen daher an alle Entwickler, stets ihre ganze Kraft in ein Projekt zu investieren, damit auch Videospiele bald ihren anerkannten Platz in der Medienlandschaft einnehmen könnten.



Kommentare

catweazel schrieb am
Crewmate hat geschrieben:Rockstar fährt Skandale auf. Da arbeiten die mit Leuten wie Jack Thompson quasi Hand in hand. Überraschen wprde mich das nicht. Ist für beide eine Win-Win Situation. Die Spieler gehen in eine Art "Trotzhaltung" und kaufen GTA trotz besserer Alternativen und die Gegner verkaufen ihre Bücher und bekommen Fernsehauftritte.
Alan Wake passt auch nicht zur GTA Zielgruppe der Möchtegern-'G's.
Remedy hatte scheinbar selbst keinen Plan mehr, wer denn jetzt die Zielgruppe ist.
Silent Hill Fans lassen sich nicht auf Gears of War ummünzen.
also ich wage zu behaupten, dass es kein einziges spiel gibt, was den kern von gta (das simulieren einer "atmenden" stadt) auch nur ansatzweise in diesem umfang und dieser klasse hinbekommt. das ist jetzt keine aussage zu kampagne und gameplay, nur eben zu dem faktor der mich immer zu gta greifen lässt vor anderen vertretern des open world genres.
die win-situation sieht für thompson übrigens nicht wirklich wie ein "win" aus: ihm wurde seine lizenz als anwalt zu praktizieren für 10 jahre entzogen.
und ich sehe nach dem debakel mit dem hot coffee mod nicht wirklich den "win" für rockstar in weiteren medienschlammschlachten. so ziemlich jeder spieler kennt doch gta und negative publicity schadet meiner meinung nach dem konzern-image mehr als es neue käufer anlockt.
und die zielgruppe sollten doch von anfang an fans des psychologischen action thrillers sein. ein verkaufsmisserfolg lässt für mich nicht den rückschluss zu, dass der publisher seine zielgruppe nicht erreichen konnte bzw. einen nieschentitel geschaffen hat, der große zielgruppen nicht erreichen konnte.
wenn ich nur an die pc spieler denke, die zu recht enttäuscht waren über die fehlende umsetzung, oder der lange produktionszyklus, marketingfehler vom publisher, das sind alles nachvollziehbare gründe für die relativ niedrigen verkaufszahlen.
ich glaube somit schon, dass sie ihre zielgruppe kannten, nur einfach fehlentscheidungen während des entwicklungsprozesses...
crewmate schrieb am
Rockstar fährt Skandale auf. Da arbeiten die mit Leuten wie Jack Thompson quasi Hand in hand. Überraschen wprde mich das nicht. Ist für beide eine Win-Win Situation. Die Spieler gehen in eine Art "Trotzhaltung" und kaufen GTA trotz besserer Alternativen und die Gegner verkaufen ihre Bücher und bekommen Fernsehauftritte.
Alan Wake passt auch nicht zur GTA Zielgruppe der Möchtegern-'G's.
Remedy hatte scheinbar selbst keinen Plan mehr, wer denn jetzt die Zielgruppe ist.
Silent Hill Fans lassen sich nicht auf Gears of War ummünzen.
Provo schrieb am
Crewmate hat geschrieben:
Provo hat geschrieben:Alan Wake hatte außerdem das Problem in Deutschland schlecht geworben worden zu sein.
Woher weißt du, das es im Ausland besser beworben wurde?
Weiß ich ebend nicht, deswegen kann ich nur über Deutschland sprechen und vermuten das es im Rest der Welt auch so aussah. :)
Rockstar fährt ja schon immer ne sehr aggressive Werbeschiene, was ich ihnen ja garnicht vorwerfen will, aber da ist AW einfach untergegangen.
Ryo Hazuki schrieb am
Hätte man nicht lieber Verbrecher, Terroristen, Aliens oder sonst irgendetwas "normaleres" nehmen können für das ansonsten sehr gute Spiel???
Genau das ist doch gerade das was Heutige Computerspielewelt langwelig macht. Alle wollen nur noch "callofdutyen" oder Terroristen jagen wie es die großen Mächte der Welt vorleben, im wirren Glauben werden dabei junge Menschen gehalten - es wäre das richtige.
Dabei ist gerade dieser Realismus ideenloser als ein Alan Wake der sich durch eine subtile Horrgeschichte weiterentwickelt, Tschenlampe zur Verteidigung nutzen muss und Manuskript Seiten findet, die den Einblick in die Seele einer erfundenen und lebendig gewordenen Spielefigur geben.
Die Phantasie der Entwickler, als lebendes Produkt auf den Bildschirm ist viel mehr Wert als ein langweiliger immer wieder kehrender Akt des Terrors, davon gibt es mittlerweile ebenso viele langweilige Spiele wie Sand am Meer.
Für mich ist ein Spiel wie Alan Wake ein Kunstwerk, ja das ist ein Spiel - dass es so vorher noch nicht gab. Und ich bin mehr als nur froh darüber das sich Remedy getraut einen neuen Weg einzuschlagen. Das Spiel hat sicher ein paar Macken, aber erzählerisch hätte es auch der gute King nicht besser hin bekommen.
Für mich sind Computerspiele Kunst, ohne Zweifel - aber von diesen online Terrorcamps und WWII Spielen gibt es mittlerweile genug, es ist Zeit für etwas neues.
Sir Bitman schrieb am
Also AW ist für mich das beste Action Adventure der letzten Jahre. Die Jungs vom Remedy haben es einfach drauf Geschichten weltklasse in ein Spiel zu packen. und das die Verkaufszahlen nicht soo gut sind, naja schaut euch doch die COD Kiddys mal an !!! das sagt doch alles. Ich habe die jeden Tag im laden !!!
Lg Bitman
schrieb am