Fortnite
16.03.2018 16:00, Marcel Kleffmann

Reißerische Panikmache und aus dem Kontext gerissene Aussagen: Kritik an ProSieben "Newstime"

Fortnite (ab 30,83€ bei kaufen) bzw. der kostenlos spielbare Modus Fortnite Battle Royale erfreut sich derzeit sehr großer Beliebtheit und hat mittlerweile sogar den Genre-Konkurrenten PUBG bei den Twitch-Zuschauerzahlen geschlagen. Bedingt durch den Erfolg ist allem Anschein nach auch ProSieben auf das Spiel aufmerksam geworden und hat einen Beitrag in der Newstime (Nachrichtenmagazin) vom 13. März 2018 um 17:30 Uhr gesendet, der übertrieben und reißerisch auf das Thema "Jugendschutzprobleme" bei Onlinespielen einging und zugleich Interviewaussagen einer Expertin aus dem Zusammenhang riss, um unnötige Panik zu schüren. Die Sendung kann in der ProSieben-Mediathek angeschaut werden. Die relevante Passage beginnt bei 09:14 Min.

In der Anmoderation verliest die Newstime-Moderatorin Laura Dünnwald folgenden Text: "Millionen Jugendliche üben sich derzeit im Überlebenskampf. Nur wer Andere abknallt überlebt - zumindest online. Das Computerspiel Fortnite Battle Royale ist der Renner auf deutschen Schulhöfen. Weltweit gibt es mehr als 20 Millionen Nutzer. Und jetzt schlagen Jugendschützer Alarm."

Abgesehen davon, dass die verwendeten Daten zur Spielerzahl (45 Millionen) veraltet sind, werden auch falsche Aussagen getätigt. Im Beitrag heißt es: "(...) Spaß am Tötungsszenario, das vielen Eltern Sorgen bereitet. Über das geprüfte Basisspiel [gemeint ist die Altersfreigabe von Fortnite; ab 12 Jahren] werden viele Kinder und Jugendliche zur heftigeren Online-Variante gelockt - ohne Alterskontrolle wie im Ladenverkauf." Dass die Ladenversion von Fortnite im Prinzip nur den Rette-die-Welt-Modus umfasst und der Battle-Royale-Modus erst später hinzugefügt wurde, wird im Bericht verschwiegen - zumal die (kostenpflichtige) Box-Version überhaupt nicht dem (kostenlosen) Battle-Royale-Modus wirbt.

Im besagten Beitrag kam außerdem Linda Scholz (Fachstelle für Jugendmedienkultur; Projekt Spieleratgeber-NRW) zu Wort, eingeleitet mit den Worten "Jugendschützer schlagen Alarm". Frau Scholz sagte vor der Kamera: "Und allein dieser Modus an sich; ich muss jetzt alle eliminieren; das kann zu Stress führen, das kann zu Ärger führen, wenn ich vielleicht der Vorletzte nur noch war und kurz vor dem Sieg, ja von jemanden noch quasi 'digital ermordet' wurde" - Ende der Passage, die an dieser Stelle irgendwie unpassend und zusammenhanglos wirkte. Danach ging der Bericht damit weiter, dass "im Internet" eine vernünftige Alterskontrolle schwierig sei.

Linda Scholz beklagte nach der Ausstrahlung der Sendung, dass ihre Aussagen "unpassend und falsch" aus dem Kontext gerissen wurden, um reißerische Panikmache bei Eltern zu erzeugen.


Daraufhin wurde eine Pressemitteilung von der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW herausgegeben. Dort heißt es: "Die Referentin Linda Scholz wurde in unseren Büroräumen durch einen Mitarbeiter interviewt und es wurde ein längeres Interview aufgezeichnet. Letztlich wurde aus dem umfangreichen Material ein Satz herausgerissen und durch Anmoderation und Zusammenschnitt mit weiterem Material in einen von uns nicht beabsichtigten Kontext gestellt. (...) Aus diesem Grund distanzieren wir uns an dieser Stelle von dem Kontext des Berichts 'Eltern warnen zu wollen' oder 'Alarm zu schlagen'. (...) Das Spiel „Fortnite: Battle Royale“ orientiert sich in der Darstellung der gewalthaltigen Inhalte an dem Hauptspiel „Fortnite“, welches durch die USK eine gesetzliche Alterskennzeichnung ab 12 Jahren erhalten hat und daher für Spielerinnen und Spieler ab 12 Jahren als unbedenklich eingestuft wurde."

Fortnite Battle Royale wird vom Spieleratgeber-NRW übrigens folgendermaßen eingeordnet: "Auch wenn bei Fortnite: Battle Royale Waffengewalt als einzige Möglichkeit der Konfliktlösung vorliegt, ist es ein sehr fiktives Setting ohne detailreiche Gewaltdarstellungen. [...] Zwar handelt es sich um realistische Waffennamen, aber die Grafik im Cartoon-Stil verleiht dem Ganzen ein fiktives Aussehen." Wir haben dem Spiel nach redaktioneller Abstimmung eine pädagogische Empfehlung ab 14 Jahren gegeben.  Dies ist eine Orientierungshilfe für Eltern, die ihren Kindern natürlich erlauben können, das Spiel auch früher zu spielen. Wir stellen uns immer gerne einer Diskussion um unserer erfolgten Empfehlungen, bitten jedoch um einen respektvollen und angemessenen Ton, den man leider in der Diskussion um den Fernsehbeitrag vermissen musste."

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