Pro Evolution Soccer 2013
14.06.2012 23:14, Julian Dasgupta

"FIFA hat PES immer kopiert"

Mit dem kommenden Vertreter der Serie werde einiges besser - so heißt es auch mal wieder im Falle von Pro Evolution Soccer 2013 (ab 9,00€ bei kaufen). Die Kollegen von Eurogamer.net hatten die Gelegenheit, mit Konamis Jon Murphy zu plaudern und ihn zu fragen, warum es dieses Mal denn wirklich so sein soll.

Der verweist auf die internen Umstände: Nachdem der Abstand zwischen PES- und FIFA-Verkäufen in den Jahren deutlich größer geworden sei, habe der Hersteller reagiert und das Team durcheinandergewürfelt. Die drastischste Änderung betrifft PES-Mastermind Shingo Takatsuka (als "Seabass" bekannt), der versetzt wurde und scheinbar nicht mehr für die kreative Leitung des Teams zuständig ist.

Murphy spricht davon, dass man in der aktuellen Generation durchaus einige Probleme hatte - vielleicht seien einige Leute einfach schon zu lange in PES involviert gewesen und hätten nicht mehr so recht gewusst, wie man der Serie noch eine neue Richtung aufzeigen könne. Außerdem habe es zur gleichen Zeit Änderungen im Konami-Management gegeben.

Seabass sei jetzt damit beschäftigt, Ideen für neue Projekte zu entwickeln, die nicht direkt mit PES zusammmenhängen. Dadurch habe man die Möglichkeit, etwas frischen Wind ins Team zu bringen. Der Schöpfer der Reihe habe vielleicht auch den Punkt erreicht, an dem er selbst frustriert war wegen ihrer Zukunft. "Seine Vision von Fußballspielen hat sich nicht so schnell weiterentwickelt wie die Maschinen, auf denen sie laufen", sinniert Murphy da doch ziemlich direkt. Seabass sei aber PES noch verbunden, arbeite im gleichen Büro und steuere auch noch Ideen bei - er sei schließlich nicht bei Konami rausgeworfen worden.

PES sei in der Vergangenheit in Intensivpflege gewesen, zeige jetzt aber Zeichen der Erholung. Es sei an der Zeit, aufzustehen und zu kämpfen.

Absatz vs. Absatz, Qualität vs. Qualität, FIFA vs. PES

In Märkten wie Großbritannien habe sich FIFA schon immer besser verkauft, obwohl PES lange Zeit das bessere Produkt gewesen sei. Der Abstand sei in den vergangenen Jahren aber gewachsen. Das hänge einerseits damit zusammen, dass EA seine Marke durchaus verbessert hat. Andererseits habe der Konkurrent auch viel Geld ausgegeben - für das Marketing, und um sicherzustellen, dass man gewisse Lizenzen exklusiv besitze.

Auch habe EA den Abstand mit seinen PR-Bemühungen noch größer erscheinen lassen, als er eigentlich war. Dass sich "die öffentliche Meinung gegen PES gewendet hat", hänge nicht zwingendermaßen mit der Qualität des Produkts zusammen, so Murphy. Es habe einige Jahre lang durchaus Anlass gegeben, unzufrieden mit PES zu sein, weil Konami selbst nicht so recht wusste, wohin man mit der Serie wolle. In der jüngeren Vergangenheit habe man die Qualität aber gesteigert - was aber nicht respektiert worden sei, da mittlerweile viele Leute einfach automatisch davon ausgingen, dass FIFA eben besser sei. Früher sei es genau andersherum gewesen - und aufgrund der tiefen Gräben zwischen den beiden Fronten habe es lange gedauert, bis es einen Meinungsumschwung gab. 

Viele Leute würden sich heutzutage über den Lag in PES-Onlinepartien beschweren, gleichzeitig aber so tun, als sei in FIFA alles perfekt. Er wolle nicht behaupten, dass der eine Online-Part besser sei, aber es würde mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen. Auch würden Innovationen in PES oft keine Wertschätzung erfahren. Last but not least: EA habe sich ordentlich bei der Konkurrenz bedient

"Wenn du zurückblickst, dann siehst du, wie sie sich von einem Spiel, das völlig anders war als PES, hin zu einem Spiel bewegt haben, das damit begann, PES zu kopieren und Bereiche, in denen PES gut war, noch weiterzuentwickeln zu dem Produkt, das sie jetzt haben.

Es gibt da eine ganze Reihe von Dingen - und ich bin mir sicher, sie werden da nicht widersprechen -, wo sie PES auseinandergenommen und ihr Produkt dann darauf basierend in direkten Vergleich zusammengebastelt haben."

In der jüngeren Vergangenheit sei es auch häufiger vorgekommen, dass Konami eine Sache angekündigt habe - und EA dann ebenfalls ein ähnliches Feature in petto hatte.  Er sei sich nicht sicher, ob das immer Zufall gewesen sei. So sei die KI einer der Schwerpunkte bei PES 2012 gewesen; in diesem Jahr habe EA plötzlich das Thema für sich entdeckt.

Momentan sei EA vielleicht nicht damit beschäftigt, sich von PES inspirieren zu lassen: Bei FIFA sei aber lange Zeit Tradition gewesen, PES zu kopieren, um einen bestimmten Stand zu erreichen. Man solle EA Respekt zollen für das, was man erreicht habe. FIFA sei ein gutes Produkt mit Ideen, von denen alle lernen könnten. 

"Aber wir sollten nicht vergessen, dass Konami all diesen Kram erfunden/weiterentwickelt hat - und sie [EA] das kopiert haben."

EA habe das Fußballgenre allerdings weiterentwickelt in einer Zeit, in der PES nur stagnierte. Murphy findet es allerdings etwas nervig, dass einem der Konkurrent oft vor der Nase herumgewedelt werde, wenn der doch ohne PES gar nicht die Stellung hätte, die er heute innehabe.

Über das Lizenzdilemma heißt es: Es gebe da offensichtlich gute und viele Kontakte zwischen den Lizenzgebern und EA, auch sei viel Geld im Spiel - dort einen Fuß in die Tür zu bekommen, sei schwierig für Konami. Es sei natürlich auch offensichtlich, dass man nicht mit den EA-Budgets mithalten könne.

Man habe z.B. lange mit der Premiere League verhandelt und stand kurz davor, ein gutes Angebot vorliegen zu haben. Die Lizenz sei aber dann exklusiv an EA gegangen. Der Publisher habe sich danach dann aber auch noch auf Klubebene um die Lizenzen bemüht, um Konami auch dort ausschließen zu können. Man müsse sich also immer durch mehrere Ebenen kämpfen. Konami habe nie offen darüber gesprochen, aber es sei schon frustrierend, dass die Leute nicht verstehen, warum PES die entsprechenden Lizenzen fehlen. Viele Spieler würden wohl denken, Konami sei zu faul oder habe sich nie um die richtigen Lizenzen bemüht.

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