Nintendo
23.01.2015 04:50, Benjamin Schmädig

"Verantwortliche verstehen modernes Spielen nicht"

Der ehemalige Nintendo-Mitarbeiter Dan Adelman hat die Unternehmensstruktur seines früheren Arbeitgebers kritisiert: In einem Interview mit dem Magazin Dromble sagte er : "Die meisten Verantwortlichen [...] haben sich ihre Sporen während der Zeiten des NES und Super NES verdient und verstehen modernes Spielen gar nicht."

Adelman ist für seine offenen Worte bekannt: Schon während er knapp neun Jahre lang die Independentspiele bei Nintendo betreute, nahm er kein Blatt vor den Mund. Nachdem er auf Twitter Verständnis für einen Spieler zeigte, der sich über den Regionalcode der Nintendoplattformen ärgerte, erhielt er etwa Twitter-Verbot (wir berichteten).

Der inzwischen selbstständige Vermarkter von Independent-Entwicklern drückt im Dromble-Interview weiterhin Sympathie für Nintendo aus, hält die Unternehmensstruktur allerdings nicht nur aufgrund der langjährigen Mitarbeiter für hinderlich.

So seien eine traditionelle Hierarchie sowie die gemeinsame Entscheidungsfindung bei Nintendo dermaßen wichtig, dass sich neue Ideen schwer durchsetzen können. Da nur hochrangige Mitarbeiter endgültig Ja oder Nein sagen können, gebe es "viele Berater, aber keine Entscheider".

"Das ist nicht unbedingt schlecht, es kann allerdings sehr ineffizient und zeitaufwändig sein. Die größte Gefahr besteht darin, dass ein Vorschlag jederzeit so gut wie abgeschmettert werden kann, wenn irgendjemand ohne Umschweife Nein sagt."

Selbst Präsident Satoru Iwata hätte es schwer, Entscheidungen zu treffen, ohne andere Mitarbeiter zu verärgern. Nintendo sei dabei wie viele in Kyoto ansässige Unternehmen auch im Vergleich zu anderen japanischen Unternehmen ein besonderer Fall. "In Kyoto verortete Unternehmen verhalten sich zu japanischen Firmen wie japanische Unternehmen zu US-Firmen", so Adelman.

Adelman bejaht zudem die Frage, ob stärkere Hardware die Nintendo-Plattformen auch für Drittentwickler wie Electronic Arts oder Take Two interessanter machen könnte.

"Meiner Ansicht nach wäre es in der Tat einfacher, Drittentwickler an Bord zu holen, wenn diese nicht ein separates Team für die Wii-U- und 3DS-Versionen aufbauen müssten. [...] Es gibt viele Publisher, die eine Engine und ein Team für die PS4- und Xbox-One-Fassungen ihres Spiels einsetzen und aufgrund der unterschiedlichen Technologie ein komplett anderes Team für die Wii-U-Version. Das erklärt u.a., weshalb es nicht immer so einfach ist, die Inhalte zu übertragen."

Microsoft würde zudem Entwickler beschäftigen, die anderen Studios dabei helfen, ihre Titel so gut wie möglich an die Microsoft-Plattfformen anzupassen. "Wenn Nintendo kein System haben will, auf dem es ausschließlich Spiele aus eigenem Haus gibt, müssen sie sich stärker um solche Spiele [jene von Drittherstellern, Anm. d. Red.] bemühen und sicherstellen, dass sie von hoher Qualität sind."

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