von Marcel Kleffmann,

Kickstarter aus Entwicklersicht: Übersättigung, Skepsis und Probleme

Kickstarter (Unternehmen) von
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Die Kickstarter-Finanzierung von Road Redemption wäre beinahe gescheitert - wie man aus dem Verlauf bei Kicktraq entnehmen kann. Erst in den letzten 72 Stunden nahm das Interesse an dem spirituellen Nachfolger zu Road Rash zu. Ein Grund für den verspäteten Erfolg dürfte ein lesenwerter Artikel bei Penny Arcade sein, in dem es um Kickstarter-finanzierte Spiele geht und warum sich einige Titel dort extrem erfolgreich behaupten können, während sich andere Spieleprojekte schwer tun. Neben einigen Kickstarter-spezifischen Problemen wird in dem Bericht u.a. auf die Übersättigung des Marktes mit Kickstarter-Projekten und Indie Games eingegangen.

In dem Artikel erklärt Paul Fisch, Entwickler aus dem Road Redemption-Team bei DarkSeas Games, was offenbar bei der eigenen Kickstarter-Kampagne schief gegangen ist, denn trotz eines etablierten Entwickler-Teams, eines bekannten Vorgängers und viel Berichterstattung in der Presse war die Resonanz zwar vorhanden, aber längst nicht in dem Ausmaß, wie es die Entwickler erwartet hatten. Paul Fisch nennt fünf Faktoren, die damit in Zusammenhang stehen sollen.

1.) Falscher Start-Tag für die Kickstarter-Kampagne: Road Redemption wurde an einem Freitag, also vor dem Wochenende gestartet. Viele interessierte Käufer hätten das Spiel über das Wochenende einfach vergessen. Erfolgreiche Titel wie Torment: Tides of Numenera, Camelot Unchained, Elite: Dangerous und Ouya starteten an einem Dienstag oder Mittwoch und konnten in dieser Zeitspanne die Berichterstattung in der Presse maximieren.

2.) Übersättigung an Kickstarter-Spielen und Berichten: Momentan gibt es über 150 Spieleprojekte auf der Plattform und so langsam könnte man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen – selbst interessante und vielversprechende Projekte würden untergehen.

3.) Falsches Genre: Laut dem Entwickler scheint ein Spiel wie Road Rash nicht unbedingt das richtige Genre für Kickstarter zu sein, denn sämtliche großen Erfolge fielen in die folgenden Kategorien für PC: Adventure, Rollenspiel, Strategie, Minecraft-Stil und Weltraum-Simulation. Wobei er allerdings Retro-Games und Platformer/Jump&Runs vergisst. Zudem seien viele erfolgreiche Titel (geistige) Nachfolger von bekannten PC-Titeln wie Leisure Suit Larry, Wasteland oder Torment. Konsole-Spiele tun sich seiner Meinung nach bei Kickstarter eher schwer.

4.) Er macht eine generelle Übersättigung an Indie-Spielen oder Titeln aus, die von einer Person entwickelt werden. "Since then [gemeint ist Limit Theory], the relentless barrage of Kickstarter's from young, scrappy game developers in their bedrooms, has been overwhelming. If someone took it upon himself to pledge every indie game project, his funds would have run dry months ago."

5.) Generelle Skepsis über die Qualität der finalen Produkte: Im Zusammenhang der DRM-DLC-Geschichte bei Shadowrun Returns und der schlechten Bewertung der Ouya als Kickstarter-Vorzeigeprodukt bei Gizmodo (mit nur 3,5/10 Punkten) schien die Skepsis gegenüber Kickstarter-Projekten angestiegen zu sein. Und in diesem Fahrwasser startete die Road Redemption-Kampagne. Andererseits könnte man dies nicht verallgemeinern, denn FTL und Oculus Rift hätten gezeigt, dass hochwertige Projekte ebenfalls machbar sind.

"We received many messages from backers letting us know that 'This is the last Kickstarter' they were going to back because of how many times they got burned.  We’ll never know how many potential backers had already backed their 'last Kickstarter' before ours launched."
Quelle: Penny Arcade, Kickstarter

Kommentare

Hyeson schrieb am
Xyt4n hat geschrieben:Zu viel Projekte stimmt nicht, eher fehlende Berichterstattung. Hab vom Leisure Suit Larry Remake hier auf 4Players nur einmal gelesen... :roll:
Kann man aber den Redaktionen nicht wirklich vorwerfen. Ich bin nicht wirklich im Bilde was und wieviel an Games auf Kickstarter auf Geld wartet. Aber selbst bei "nur" 50 Titeln kann man nicht über jedes berichten.
Noch dazu wenn man nicht weiß obs finanziert wird oder nicht. Danach kann man durchaus mal nen Artikel dazu bringen :-?.
Sylver001 schrieb am
Ne Schwarmfinanzierung kann nur gelingen, wenn das Herz des Schwarms entflammt wird.. dazu muss der Schwarm aber erstmal wissen, das er gemeint ist ^^
Die Erfolgsgeschichten wurden nur deshalb geschrieben, weil das Zielpublikum zur richtigen Zeit, am richtigen Ort war.. bei gescheiterten Projekten, war das eben nicht der Fall. Hat nix mit Übersättigung oder anderem Humbug zu tun.
Spöttische Anmerkung: Alternativ dazu könnte es auch sein, dass das Zielpublikum zu klein oder gar nicht erst vorhanden ist :mrgreen:
Xyt4n schrieb am
Zu viel Projekte stimmt nicht, eher fehlende Berichterstattung. Hab vom Leisure Suit Larry Remake hier auf 4Players nur einmal gelesen... :roll:
JohnBln schrieb am
Also nach dem Trailer auf Kickstarter (Gas, Links, Rechts, Peng, Peng) hätte ich es auch nicht finanziert. Bis jetzt haben sie noch fast nichts vorzuweisen. Andere Spiele waren da schon wesentlich weiter (z.B. StarCitizen, Stonehearth). Wie man sieht bekommt man auch die Finanzierung sofern man den Spielern zeigen kann, dass da was draus wird. Ich finanzier doch niemanden fürs Kaffee kochen und Sudoku spielen.
ElWebs schrieb am
Kentucky Route Zero war auch ein Kickstartertitel, und dass ist wirklich klasse geworden. Überhaupt scheint die Aussage, viele Spieler seien schon "geburnt", nicht viel Sinn zu machen, da die Mehrheit der wenigen Spiele, die schon erschienen sind, ziemlich gut geworden sind.
Ich glaube eher, wie es hier auch schon angesprochen wurde, dass viele Backer erstmal kein Geld/keine Motivation mehr haben, solange sie die Ergebnisse der bisher gebackten Spiele noch nicht haben.
schrieb am