von Benjamin Schmädig,

devcom 2018 - Björn Jahn: Wie geht die USK mit Spielen mit verfassungsfeindlichen Symbolen um?

devcom 2018 (Messen) von
devcom 2018 (Messen) von - Bildquelle: Aruba Events, BIU, Koelnmesse
Björn Jahn von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) verkündete keine Neuigkeiten, als er auf der devcom über eine große Änderung sprach, die die Vergabe der Altersfreigabe von Videospielen betrifft: In der vergangenen Woche trat mit der Sozialadäquanzklausel (§86a Abs. 3 des Strafgesetzbuches) ein Zusatz in Kraft, der im Einzelfall die Darstellung verfassungswidriger Symbole erlaubt. Dazu zählen  Hakenkreuze, Hitler-Portraits u.a. Wir haben darüber berichtet.

Doch was bedeutet das in der Praxis? Welche Spiele erhalten künftig eine Freigabe, die bisher in Deutschland nicht hätten verkauft werden dürfen? Jahn wollte ein erstes Licht in diese Themen bringen und beschrieb z.B. einen wichtigen Unterschied, den Entwickler bzw. Publisher beim Einreichen eines Titels zu beachten haben: Sie müssen angeben, an welchen Stellen und aus welchen Gründen verfassungswidrige Symbole vorkommen. Der Grund beim Prüfen der Sozialadäquanz schließlich eine entscheidende Rolle.

Welche Spiele genau welche Freigabe erhalten, konnte Jahn allerdings dabei noch nicht sagen, da es derzeit noch praktisch keine Erfahrungen gibt, die der USK als Anhaltspunkte dienen. Aus diesem Grund empfiehlt er Publishern auch zunächst noch zu warten, um etwa ungeschnittene bereits veröffentlichte Spiele einzureichen. Ein einziger Titel, in dem verfassungsfeindliche Symbole zu sehen sind, wurde bisher überhaupt geprüft und ab 12 Jahren freigegeben: Die gamescom-Demo von Through the Darkest of Times. Und auch wenn bei der Prüfung dieselben Kriterien gelten, handelt es sich bei dieser nicht um ein komplettes Spiel.

Auf Nachfrage erklärt Jahn schließlich noch, dass die USK ohnehin erst sehen müsse, ob für ein Spiel mit entsprechenden Inhalten ein gewisses Mindestalter gelten wird. Immerhin können sich Kinder erst ab einem gewissen Alter mit bestimmten Themen konstruktiv auseinandersetzen. Dies sei allerdings auch der Grund, weshalb bereits Zwölfjährige die gamescom-Version von Through the Darkest of Times spielen können: In der Schule werden ungefähr in diesem Alter der Zweite Weltkrieg und dessen Geschichte angesprochen.

Kniffliger ist hingegen die Frage: Wie bewertet man Mehrspieler- und Strategie-Titel? In denen steuert man immerhin Hitlers Soldaten bzw. Armeen und kann Nazi-Deutschland zum Sieg führen – Ironie oder Kritik sind dabei oft nicht zu erkennen. Wie damit umzugehen ist, steht bei der USK also noch gar nicht fest. Ein Wolfenstein, bei dem es sich deutlich erkennbar um Satire handelt, hätte es zumindest unter diesem Aspekt einfacher.



Kommentare

SethSteiner schrieb am
Ich hoffe doch, dass man in Zukunft Strategiespiele nicht all zu knifflig findet, schliesslich käme keiner auf den Gedanken kommen bei Cäsar und den Römern einzuschreiten, trotz Genoziden wie an den Karthagern und Galliern und nicht zuletzt institutionalisierter Sklaverei (und jahrhundertelanger aggressiver Ausdehnungspolitik) und gar nicht anzufangen von Dschingis Kahn und seine Horde. Ausnahme sollte eben nur da gemacht werden, wo angefangen wird die Ideologie selbst zu verherrlichen, was denke ich selbstverständlich sein sollte.
Sir Richfield schrieb am
Sie müssen angeben, an welchen Stellen und aus welchen Gründen verfassungswidrige Symbole vorkommen.
Der arme Praktikant, der für ein Wolfenstein Spiel diese Liste erstellen müsste.
Denn ich wette "Every-FUCKING-where, because of setting!!*" als Abkürzung gilt nicht.
*Sorry, ich hole gerade "If the Emperor had a text-to-speech device" nach und sowas kann schon mal eine Zeit lang meine Reste von Anstand unterdrücken.
Wigggenz schrieb am
Die Sozialadäquanzklausel ist doch nicht erst letzte Woche in Kraft getreten. Die USK verkündete nur, darunter in Zukunft auch bei Spielen zu subsumieren. Ein ziemlich dicker Unterschied. Was ist denn mit euch los, 4Players? Erst diese Bild-Headline bzgl des God of War Entwicklers, dann so ein Blödsinn hier im Newstext...
LeKwas schrieb am
Kniffliger ist hingegen die Frage: Wie bewertet man Mehrspieler- und Strategie-Titel? In denen steuert man immerhin Hitlers Soldaten bzw. Armeen und kann Nazi-Deutschland zum Sieg führen ? Ironie oder Kritik sind dabei oft nicht zu erkennen. Wie damit umzugehen ist, steht bei der USK also noch gar nicht fest.
... d.h. so etwas hätte es wahrscheinlich nicht ganz einfach bei der USK. >.>
Nah, mal schauen, was die Zukunft in der Hinsicht so bringt.
schrieb am