Electronic Arts
24.02.2008 23:15, Julian Dasgupta

Will Take-Two schlucken

Vor einigen Monaten hatten Activision und Vivendi bekannt gegeben, dass der in Santa Monica ansässige Publisher mit der Spielesparte des französischen Medienkonzerns, Vivendi Games, fusionieren möchte. Addiert man die Umsätze beider Unternehmen, so würde Activision Blizzard - so der Name des dann enstehenden Publishers - den bisherigen Marktführer Electronic Arts überholen.

Allerdings war schon damals vermutet worden, dass Riccitiello & Co. dem nicht tatenlos zusehen würden. EA hatte schon kurz zuvor die Übernahme von BioWare/Pandemic bekannt gegeben und dafür tief in die eigene Tasche gegriffen. Als weiterer Übernahmekandidat wurde schon damals ein anderer Publisher ins Spiel gebracht: Take-Two. Das wohl wichtigste Juwel jener Firma dürfte Rockstar Games und deren bekannteste Marke, Grand Theft Auto, sein.

Heute nun ließ Electronic Arts in einem offenen Brief verlauten, dass man dem Management ein Übernahmeangebot in der Höhe von zwei Mrd. Dollar (26 Dollar pro Aktie) unterbreitet hat - welches den aktuellen Börsenwert Take-Twos um 64 Prozent übertrifft. Die Mannen um Aufsichtsratschef Strauss Zelnick hätten das Angebot aber abgelehnt. Das wiederum habe EA nun dazu bewogen, dass Übernahmeangebot öffentlich zu machen, um alle Aktionäre des Publishers darüber zu informieren. Die könnten schließlich angesichts des in Aussicht gestellten Gewinns Druck auf die Unternehmensführung machen. Man ist also bereit für eine feindliche Übernahme.

EA-Geschäftsführer Riccitiello gibt zu bedenken, dass dies eine einmalige Chance für die Firma und deren Anteilshaber sein könnte - es sei schließlich nicht gesichert, dass irgendeine andere Partei jemals mehr Geld bieten würde. Auch würden die in der Firma beschäftigten Entwickler davon profitieren, schließlich würde EA ihnen finanzielle Sicherheit bieten. Das Angebot werde man bis auf Weiteres aufrecht erhalten.

Take-Two selbst ließ per Pressemitteilung verlauten, dass man beim derzeitigen Stand die eigenen Marken und Studios unter Wert verkaufen würde. Die inneren Werte des Unternehmens, aber auch die möglichen Synergieeffekte und deren positive Auswirkungen würden nicht im Angebot berücksichtigt werden. Die Offerte sei "sehr opportunistisch", EA versuche von der Veröffentlichung von GTA IV zu profitieren.

Man habe das Ruder in den vergangenen zehn Monaten herumgerissen, Take-Two sei nun auf dem besten Wege, der innovativste, kreativste und effizienteste Publisher zu werden. Angesichts des Aufwärtstrends wären alle Aktionäre besser beraten damit, die derzeitige Strategie der Unternehmens zu unterstützen - das wäre mittelfristig einträglicher.

Grundsätzlich sei man bereit gewesen, Übernahmemöglichkeiten mit dem Konkurrenten zu erörtern. Das allerdings hätte man erst nach dem 30. April machen wollen - einen Tag nach der Veröffentlichung von Grand Theft Auto IV. Bei Take-Two pochte man wohl darauf, dass ein erfolgreicher Launch des Spiels den Wert des Unternehmens weiter nach oben getrieben hätte, EA allerdings sei nicht bereit gewesen zu warten.

Die Manager beider Unternehmen hatten sich offensichtlich schon in den vergangenen Wochen über einen möglichen Zusammenschluss unterhalten. EA hatte vorher 25 Dollar pro Anteilsschein geboten, zuletzt das Angebot aber auf 26 Dollar erhöht. Riccitiello unkt in einem nun veröffentlichten Brief an Strauss Zelnick, dass der derzeitige Börsenwert Take-Twos bereits die Erwartungen hinsichtlich des Verkaufsstarts von GTA IV widerspiegle, auch dürfte das Spiel schon größtenteils fertiggestellt sein - dies sei nun der richtige Zeitpunkt für einen Zusammenschluss.

Gegenüber Gamespot merkte John Riccitiello an, dass man noch nicht sagen könne, ob und wieviel Leute denn im Falle einer Fusion entlassen werden würden. Zumindest auf Studioebene sei wohl kein großer Stellenabbau zu befürchten, schließlich sei man sehr interessiert an Teams wie 2K Bosten, 2K Australia, Visual Concepts und Rockstar.

EA habe schon vor einem Jahr über ein Übernahmeangebot nachgedacht, allerdings hatte Riccitiello da erst seine neue Stelle angetreten und habe sich auf die Umstrukturierung des Unternehmens konzentrieren wollen. Sollte man sich schnell auf einen Zusammenschluss einigen könne, so geht er auch in jenem Fall nicht davon aus, dass die Transaktion noch vor der Veröffentlichung von Grand Theft Auto IV durchgezogen werden könne.

Im Gespräch mit Gamasutra erinnert Riccitiello auch noch an seinen Vortrag auf dem DICE-Summit. Rockstar Games sei eines der Studios gewesen, an das er gedacht habe, als er über ein funktionierendes Stadtstaaten-Modell sprach - demzufolge würde EA die internen Strukturen der Studios weitgehend unverändert lassen.

Dem umtriebigen Branchenanalysten Michael Pachter zufolge dürfte eine Übernahme Take-Twos mehr oder weniger unvermeidlich sein . Kaum ein anderes Unternehmen werde wohl soviel bieten wie Electronic Arts. Ein Studio wie Visual Concepts würde bestens zu dem Unternehmen passen, da EA bereits ein starkes Sportslabel und zahlreiche Lizenzen hat - eine andere Firma würde es schwer haben, in diesem Bereich mit EA zu konkurrieren.

Einige der Studios und Marken, die in EAs Besitz wandern würden, falls der Publisher bei den Aktionären Gehör finden sollte: 2K Boston/Australia (BioShock , Freedom Force ), Visual Concepts (All-Pro Football 2K8, NHL 2K-Serie), Firaxis (Civilization-Serie, besitzt die Rechte an X-COM),  Rockstar Games (GTA-Serie, Manhunt-Serie, Midnight Run-Serie, Max Payne ), 2K Czech (ehemals Illusion Softworks, Mafia ).

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