Ubisoft
31.03.2011 00:51, Julian Dasgupta

Streitet mit THQ

Binnen weniger Jahre hat sich Montreal zu einem der Dreh- und Angelpunkte der Spielebranche entwickelt. Mit offensiven Bemühungen und großzügigen Förderungsangeboten  konnte der kanadische Bundesstaat Quebec zahlreiche Hersteller in die Stadt locken, in der Publisher wie Ubisoft, THQ, Electronic Arts, Eidos (jetzt Square Enix), Funcom und Warner Bros. mittlerweile große Studios aus dem Boden gestampft haben. 

Der Boom hat allerdings auch seine Nebenwirkungen: Der Wettbewerb um vor Ort ansässige Talente wird immer härter geführt.

Im vergangenen Juni hatte Patrice Désilets recht überraschend seinen Abgang von Ubisoft Montreal verkündet. Der Mann, der die Assassin's Creed-Reihe - Ubisofts bisher erfolgreichste Marke - miterschaffen und als Creative Director betreut hatte, wolle sich eine Kreativpause gönnen, hieß es da nur.

Dass Désilets seinen langjährigen Brötchengeber nicht ganz ohne neues Ziel verlassen hatte, dürfte kaum jemanden überraschen. Schon damals wurde in der Gerüchteküche spekuliert, der Designer habe längst mit THQ angebandelt. So war es dann auch in der Tat: Im Herbst gab THQ bekannt, dass man Désilets verpflichtet hat. Der Franko-Kanadier soll ab dem kommenden Sommer in Montreal ein neues Studio für den Hersteller aufbauen, welches im bereits vorhandenen Bürokomplex des Unternehmens angesiedelt sein wird. (Die einjährige 'Pause' ist das Resultat einer Wettbewerbsklausel in Désilets altem Arbeitsvertrag, Anm. d. Red.) Das Team werde sich um die Entwicklung neuer Marken kümmern, wurde noch angemerkt.

Neben der Aussicht, nach drei Assassin's Creed-Spielen etwas anderes produzieren zu können, dürfte THQ auch mit einem üppigen Gehalt geködert haben. Désilets hatte in den Jahren zuvor knapp 950.000 Euro bei Ubisoft verdient. Durch seine abrupte Kündigung verzichtete er zudem auf Boni in Höhe von fast 440.000 Euro, auf die er Anspruch gehabt hätte bei einem weiteren Verbleib im Unternehmen.

Fast zur gleichen Zeit wie Désilets kündigten seine vertrauten Kollegen Alex Drouin (Artistic Director), Mark Besner (Production Manager) und Jean-Francois Boivin. Dass der Abgang des Trios, welches sich mit Désilets eine Dauerkarte für eine Sportstätte in Montreal teilt, kein Zufall ist, dürfte Ubisoft schon damals vermutet haben.

Spätestens als THQs Danny Bilson im Herbst dann verlauten ließ, er habe drei Entwickler von Ubisoft Montreal auf expliziten Wunsch des Studiobosses in spe angeheuert, dürfte der Publisher dann die eigene Rechtabteilung bemüht haben. Der Grund: Laut einer weiteren Vertragsklausel ist es dem einstigen Angestellten ein Jahr lang untersagt, Mitarbeiter von Ubisoft abzuwerben.

Laut Game Informer konnte der Publisher Ende Januar schließlich eine einstweilige Verfügung gegen den Designer und seinen neuen Arbeitgeber erwirken, mit der das Wildern im alten Revier untersagt wird. Vor ein paar Tagen erließ der Richter noch eine weitere Verfügung gegen einen anderen ehemaligen Ubisoft-Mann, der trotz des früheren Gerichtsbeschlusses eine Angestellte Ubisofts mit der Aussicht auf eine Gehaltssteigerung von 60 Prozent zu THQ hatte locken wollen.

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