Darksiders
22.08.2008 16:29, Paul Kautz

GC-Eindruck: Der neue Kratos?

God of War ist mittlerweile nicht ohne Grund ein moderner Klassiker, das Spiel war und ist ein Action-Meilenstein - kein Wunder, dass sich schon so mancher Entwickler an einem Klon versucht hat. Manchmal mehr (Heavenly Sword ), oft genug weniger erfolgreich (man denke dabei an die »Filmumsetzung« Ghost Rider ). THQ hat jetzt ein Eisen im Feuer, das Kriegsgott Kratos wohl nicht das Wasser abgraben wird - aber schon zum jetzigen Zeitpunkt wohl zum Lager der besseren Klone gezählt werden kann: Darksiders, das den schmissigen Untertitel »Wrath of War« trägt, entstammt der kreativen Feder des ehemaligen Marvel-Angestellten Joe Madureira, der seine Comic-Erfahrung in einem düsteren Action-Schnetzler bündelt.

Spielerisch erwarten euch keine Innovationen: Krieg, einer der vier apokalyptischen Reiter und fieser Antiheld des Spiels, trägt ein gigantisches Schwert auf dem überbreiten Rücken, das nur einem Zweck dient - jede Menge Gegner möglichst kreativ zu zerhackstücken. Das Kampfsystem muss man sich dabei als eine Mischung aus God of War und Devil May Cry vorstellen: Jede Menge effektiver und effektreicher Kombos, am Boden und in der Luft. Krieg ist dabei nicht nur auf sein Schwert angewiesen (das auch als Schlüssel dient), im Laufe der Zeit bekommt er einen Krull-ähnlichen Wurfstern-Bumerang, mit dem er mehrere Ziele gleichzeitig anvisieren kann. Außerdem kommt im weiteren Spielverlauf dem anfänglich mittelalterlichen Szenario zum Trotz die Moderne ins Spiel: Man kämpft sich mit einer mächtigen Minigun durch eine moderne, postapokalyptisch zerstörte Stadt, auf dem Rücken von Kriegs treuem (und gut animiertem) Skelett-Pferd. Verfolgt von einem gigantischen Sandwurm, gegen das seine Brüder aus der Dune-Saga wie kuschelige Streichelzoo-Bewohner wirken. Bosse wie ihn muss es in einem God of War-Klon logischerweise geben, und so erwarten euch u.a. eine gigantische Flugechse, an der Krieg herumbaumelt, während er auf sie einhackt. Oder ein mächtiger Ritter mit ausgesprochen großer Axt, dessen Rüstung nach und nach zerstört werden muss, bis nur noch sein verletzliches, fauliges und unerbittlich weiter kämpfendes Fleich übrig bleibt. Sowie ein gigantischer und furchtbar eklig wirkender Riesen-Fleischball, der mit einem passend monströsen Käfig um sich schlägt, mit dem er nebenbei noch zusätzlich angreifende Skelette beschwören kann. Sehr lässig. Und, auch das von dieser Art von Spiel gewohnt, sehr blutig - wat mut, dat mut.

Zermatschte Feinde lassen blau leuchtende Seelen zurück, mit denen man neue Waffen und Upgrades (wie zusätzliche Kombos und elegant-tödliche Special Moves) erwerben kann. Die Kämpfe finden meist in von magischen Portalen verschlosenen Arenen statt. Neben den handelsüblichen Waffen kann Krieg auch die Umgebung in seine Aktionen einbeziehen - genau genommen kann er jede Menge Objekte aufnehmen und damit um sich werfen. Falls hingegen etwas auf ihn zugeflogen kommt, kann er feindliche Geschosse auch mit etwas Geschick zum Absender zurückschleudern. Das ist aber noch immer nicht die letzte Parallele zu Kratos: Genau wie die Rotweißhaut kann Krieg an Wänden herumturnen, hin- und her klettern sowie wie der persische Prinz  an den Seiten entlang rennen. Und muss sich gelegentlich mit Quick Time Reactions herumschlagen. Außerdem kann er dank seiner serienmäßigen, jederzeit ausklappbaren Flügel größere Abgründe problemlos überschweben.

Technisch ist Darksiders erste Sahne: Die komplett aus der Schulterperspektive gezeigten Levels sind hinreißend detailverliebt designt, eine verwüstete Kirche bietet beeindruckendes Dekor, ein anderer (Katakomben) zeigt großartig blubbernde Lavaböden, aus denen feurige Gegner wachsen. Allerdings ruckelt's noch ziemlich böse - in dieser Hinsicht hat Entwickler Vigil Games noch ordentlich die Feile anzusetzen. Neben all der machtvollen Action erwarten euch auch gelegentliche Puzzles: So muss z.B. der Wurfstern mal genutzt werden, um mehrere Fackeln gleichzeitig zu entzünden, wodurch sich die Decke löst und einen Pfad über einen sonst unpassierbaren Lavasee errichtet - kein Gehirnschmelzer, aber als Zwischendurch-Ablenkung wohl unterhaltsam.

Unser Eindruck: Technisch ist Darksiders, vom gegenwärtig noch dauernden Ruckeln abgesehen, eine Wucht - Levelarchitektur, Animationen, Feinddesign und Kreativität spielen in der ersten Liga. Spielerisch gibt man sich gar nicht erst Mühe, die Nähe zu Kratos zu leugnen: Kampfsystem, Kombos und Bossfights wirken vertraut. Aber hey - von einem ordentlichen Schnetzelfest kann man ja nie genug kriegen.

0
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.