Top Spin 3
24.08.2007 07:48, Benjamin Schmädig

Ersteindruck: Kontra Virtua Tennis

Aus meiner Sicht spaltet sich die Tennis-Welt in zwei Lager: in eine umfangreiche Solo-Karriere mit Simulations-Anleihen sowie knackige Mehrspieler-Matches aus der Spielhalle. Oder anders formuliert: Top Spin 2 und Virtua Tennis 3. Denn während Segas Filzballschlacht perfekt für eine schnelle Runde zwischen Mittag und Kaffeetrinken ist, werden mir die Minispiele schnell langweilig, anstatt wie eine reale Karriere zu wirken. Top Spin hat die glaubwürdigere Nase vorn, wenn sich die Asse der Zukunft erst auf den kleinen Courts der Kreisklasse beweisen müssen, bevor sie immer größere Turniere bestreiten und schließlich nach Wimbledon reisen dürfen.

Und das bleibt auch weiterhin so. Allerdings streicht PAM Development die Trainingssitzungen - Erfahrungspunkte sammelt ihr in Zukunft im Turnier, im Einzel gegen einen Kumpel sowie im Online-Match. Richtig gehört: Die Entwickler haben sich in Foren und Fanmails schlau gemacht und wollen verhindern, dass nur tagelanges, separates Offline-Training den selbst erstellten Charakter zu einem würdigen Online-Gegner macht. In Top Spin 3 (ab 10,70€ bei kaufen) "trainiert" ihr somit direkt auf dem Platz - die gewonnene Erfahrung investiert ihr anschließend wie gehabt in individuelle Stärken eures Alter Ego.

Doch Top Spin 3 will nicht nur ein neues Tennis-Spiel sein. Das Ziel ist eine Simulation, die in derselben Liga wie "Pro Evolution Soccer, Madden NFL, NBA 2K oder NHL 2K" spielt. Maßnahme Nummer eins: Die Athleten fangen im Verlauf eines Matches an zu schwitzen. Trikots und Shorts werden feucht, Schweiß rinnt über die gut gebauten Muskeln. Auch die gezeigten, erstmals automatisch ausgelösten, Emotionen nach einem Ballwechsel sehen klasse aus, die fast greifbar wirkenden Sportler ebenso. Maßnahme Nummer zwei: Die Ballwechsel sind anspruchsvoller. Anspruchsvoll im Sinne von: Es wird schwieriger, den Ball überhaupt zu schlagen. Denn Top Spin 3 entfernt sich vom Virtua Tennis-Prinzip, bei dem ihr einfach die Schlagtaste gedrückt haltet, um das Filzrund über die Netzkante zu befördern.

Stattdessen müsst ihr zukünftig die Taste für den Schuss möglichst lange drücken (könnt euch währenddessen aber weiterhin bewegen) und lasst genau dann los, wenn euer Spieler schlagen soll. So kennt man es aus Smash Court Tennis, allerdings verpasst ihr bei besonders schlechtem Timing hier vielleicht sogar den Ball, anstatt dem Gegner wenigstens einen schwachen Return zu bieten. Eure Position ist ähnlich wichtig, denn steht ihr zu weit weg vom Ball, wird euch kein gezielter, kräftiger Schlag gelingen. Einen präzisen Cross kann der Kontrahent hingegen nur schwer erreichen, weil die PAM-Stars nicht wie Duracell-Hasen über den Platz hechten. Sie bewegen sich so, wie man es von einem Tennis-Spieler erwarten könnte, der stets den Ball im Auge behält, kurze seitliche Schritte macht oder nur langsam rückwärts laufen kann. Top Spin 3 ist nicht zäh. Aber es ist deutlich langsamer und taktischer als Virtua Tennis 3.

Anfänger sollen trotzdem keine Probleme haben, einen Ball zu returnieren. Sie werden aber vielleicht nicht alle Möglichkeiten nutzen können. Schließlich verzichten die Entwickler auch diesmal nicht auf ihr Markenzeichen, die Risikoschüsse, arbeiten das System aber komplett um. So gibt es z.B. kein knappes Zeitfenster mehr, innerhalb dessen ein Risikoschlag ausgelöst werden muss. Das einfache Drücken der rechten Schulteraste reicht für einen kräftigen Schuss, beim Drücken der linken Schultertaste landet der Ball sehr dicht an der Linie, das Kombinieren der beiden Tasten ist ebenfalls möglich. Einziger Haken: Entscheidet ihr euch für das Risiko, wird das Zielen ungemein schwieriger. Liniennahe oder harte Schläge gehen ins Aus, wenn ihr den Analogstick den Bruchteil einer Sekunde zu lange neigt. Normale, schwache Schläge landen hingegen meist sicher im gegenüber liegenden Feld. Ob erfahrene Profis damit ständig die Schultertasten gedrückt halten? Es ist zumindest anzunehmen, nachdem die Online-Courts schon in beiden Vorgängern zu einer Spielwiese für Könner wurden, Neulinge allerdings keine Chance hatten...

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