Lost Horizon
22.08.2009 22:15, Jan Wöbbeking

gc-Eindruck: Fast wie Indy...

Ein verwegener Gelegenheitsschmuggler, fiese Nazis, gefährliche mystische Artefakte: Lost Horizon (ab 9,99€ bei kaufen) besitzt alle Zutaten, um Indiana-Jones-Fans einen Sabberfaden an den Mundwinkel zu zaubern. Die deutschen Geheimakte-Entwicklers Animation Arts möchten mit ihrem neuen Adventure ein klassisches Abenteuerspiel erschaffen. Damit die Geschichte ähnlich flott erzählt wird wie in einem spannenden Actionfilm, setzen seine Schöpfer auf schnelle Wechsel von Szenen und Kameraeinstellungen. Das Tempo soll nicht dadurch ausgebremst werden, dass der Spieler lange an einem Ort fest hängt.

Dementsprechend einfach und überschaubar fallen die Rätsel aus: Statt stundenlang zwischen mehreren Orten hin- und her zu stromern und mit einem riesigen Inventar zu hantieren, geht es Schlag auf Schlag: Protagonist Fenton Paddock findet sich schon kurz nach Spielstart in einer Holzkiste auf dem Grund des Hong-Konger Hafenbeckens wieder. Offensichtlich gefielen dem ansässigen Triadenboss Fentons zwielichtigen Geschäfte nicht all zu gut. Also haben seine Gorillas ihm kurzerhand eins übergezogen und ihm den unfreiwilligen Tauchtrip spendiert - und das, obwohl ich kurz zuvor den kleinen Rätselhappen im Nachtclub einwandfrei gemeistert hatte.

Auch in anderen Situationen wird es hektisch - z.B. dann, wenn Fenton auf einem Brett hinter einem fahrenden Lastwagen auf dem Asphalt vor einer Meute Bösewichte davon surft. Ein paar kooperative Kopfnüsse, bei denen der Spieler abwechselnd in die Rolle der Lasterfahrerin und von Fenton schlüpft, retten die beiden aus der Gefahr: Einfach ein paar Silvesterraketen in die Auspuffrohre geschoben, angezündet und schon sehen die Verfolger Sterne. Manche Rätsel erlauben unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten. Der Protagonist gelangt im Laufe der Geschichte an einen Auftrag des britischen Empires. Ein Gouverneurssohn ist der einzige Überlebende einer gescheiterten Militärexpedition und soll nun vom schlitzohrigen Helden gerettet werden.

Natürlich bleibt das Abenteuer nicht die ganze Zeit über turbulent. Bei meinem Testspiel gab es auch ruhige Momente, in denen ich mit Hilfe der Karte zwischen dem Club, einem Regierungsgebäude und Fentons alten Freund am Flugplatz wechselte. Leider muss man sich auch in diesem Spiel mit Kleinigkeiten wie einem motzenden Wachmann herumschlagen, der mir verbot, die zu einem Ball führende Rasenfläche zu betreten. Falls ein Inventar-Gegenstand nicht zu einem anderen oder einem Hotspot passt, ist das übrigens bereits am Cursor zu erkennen. Da das Tagebuch in der Geheimakte-Serie nur von wenigen Spielern genutzt wurde, haben die Entwickler dem Spiel eine Art Questlog spendiert. Ein Klick auf das Icon am unteren Rand neben den Inventargegenständen und schon fasst der sonor raunende Sprecher die Situation und offene Aufgaben zusammen. Auch der Rest der Sprecherriege hat in den bisher gesehenen Szenen einen hervorragenden Job abgeliefert.

Ich sehe es genau wie Entwickler Animation Arts: Wenn ich einen flottes Abenteuer im Indy-Stil zocke, möchte ich nicht ewig damit beschäftigt werden, wie ein Detektiv ewig einen einzigen "Tatort" zu untersuchen. Das Konkurrenzprodukt The Book of Unwritten Tales hat vorgemacht, wie eine unterhaltsame Abenteurer-Geschichte flott weitererzählt wird. All zu leicht sollten die Rätsel im späteren Spielverlauf allerdings auch nicht ausfallen. Die handgezeichneten Hintergründe und der Polygonfiguren von Lost Horizon können zwar nicht gegen den stylischen Comic-Stil des Zeichentrick-Abenteuers Runaway: A Twist of Fate anstinken, trotzdem passen das Design und die warmen Farben vorzüglich zum Thema. Das etwa 15 bis 20 Stunden lange Abenteuer erscheint im kommenden Jahr.

gc-Eindruck: gut

0
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.