von Marcel Kleffmann,

Introversion-Chef: "Publisher und Einzelhändler sind Säcke"

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Bei einer Podiumsdiskussion auf der "Rezzed 2013" beklagte sich Mark Morris von Introversion (Darwinia und Defcon) ziemlich deutlich über unzureichendes Interesse und fehlende Risikobereitschaft bei Publishern und Einzelhändlern, wenn es um ungewöhnliche Spiele gehen würde. Laut seinen Worten war es nahezu unmöglich, ein Spiel wie Darwinia in die Regale der Einzelhändler zu bekommen, schließlich sei dort nur Platz für Großproduktionen.

Mark Morris: "Publisher und Einzelhändler sind Säcke [Anmerkung: entschärft]. Ich kann das auch erläutern. Aus unserer Sicht konnten wir unsere Spiele nicht einmal in die Nähe des britischen Einzelhandels bringen. Es gab kein Interesse, irgendwelche obskuren Titel in das Sortiment aufzunehmen. Sie wollten nur 100 Exemplare des nächsten AAA-Titels im Regal stehen haben. Hätte sich diese Vorgehensweise fortgesetzt, hätte die Indie-Revolution wohl nie stattgefunden."

Chris Avellone (Project Eternity) spielte in diesem Zusammenhang den Advokaten des Teufels und erklärte, dass sich sowohl klassische Einzelhändler als auch Publisher nur wie Unternehmen verhalten würden. Sie wollen daher kein Risiko eingehen und setzen auf Spiele, die ziemlich sicher Gewinn einbringen. "To play devil's advocate here, to an extent I understand where publishers are coming from (...) When they're investing $20-30 million in a crazy AAA game, their desire to take risks and be innovative, their desire to experiment with a hardcore or PC-only game... They don't want to hear any of that."

Introversion arbeitet derweil an Prison Architect und setzt auf ein ähnliches Finanzierungsmodell mit Alpha-Zugang wie Minecraft. Mark Morris erklärt, dass dieses Projekt schon jetzt der profitabelste Titel des Entwicklers sei (110.756 verkaufte Exemplare für 3.588.525 Dollar). Auch die direkte Feedback-Möglichkeit der Spieler hält er für hervorragend.



Quelle: Eurogamer

Kommentare

Kajetan schrieb am
[Shadow_Man] hat geschrieben: Sowas sollte man auf Steam dann erst gar nicht zulassen. Steam ist schließlich eine Verkaufsplattform und kein kickstarter.
Warum nicht? Es spricht nichts konkret dagegen.
[Shadow_Man] schrieb am
Kajetan hat geschrieben:
Scorcher24 hat geschrieben:Und deswegen finde ich es unethisch.
Das kannst Du gerne tun, richtig ist es deswegen immer noch nicht. Nirgendwo wird gesagt, dass die Fans das Playtesting übernehmen sollen. Mit Fans kannst Du auch kein effektives (!) Playtesting machen, Du kannst hier idealerweise nur Gameplay- und Balancing-Rückmeldungen bekommen. Richtige QA können Dir Fans nicht abnehmen. In der Regel sind solchen frühen Zugänge nichts weiter als Marketingmaßnahmen, um mit Word of Mouth das Spiel bekannter zu machen.
Und warum der Zugang zur PA-Alpha auf Steam für 89 Ocken angeboten wird, das wurde auch lang und breit erklärt. Weil das die Summe war, ab der Kickstarter-Teilnehmern Zugang zur Alpha versprochen wurden. Die hätten dann nämlich gewaltig Grund gehabt sich aufzuregen, wenn man auf Steam den Early Access günstiger angeboten hätte.
Sowas sollte man auf Steam dann erst gar nicht zulassen. Steam ist schließlich eine Verkaufsplattform und kein kickstarter.
Kajetan schrieb am
Scorcher24 hat geschrieben:Und deswegen finde ich es unethisch.
Das kannst Du gerne tun, richtig ist es deswegen immer noch nicht. Nirgendwo wird gesagt, dass die Fans das Playtesting übernehmen sollen. Mit Fans kannst Du auch kein effektives (!) Playtesting machen, Du kannst hier idealerweise nur Gameplay- und Balancing-Rückmeldungen bekommen. Richtige QA können Dir Fans nicht abnehmen. Ich sollte das wissen, ich habe schliesslich in der Software-QA bei einem Game Publisher gearbeitet :) In der Regel sind solchen frühen Zugänge nichts weiter als Marketingmaßnahmen, um mit Word of Mouth das Spiel recht günstig bekannter zu machen.
Und warum der Zugang zur PA-Alpha auf Steam für 89 Ocken angeboten wird, das wurde auch lang und breit erklärt. Weil das die Summe war, ab der Kickstarter-Teilnehmern Zugang zur Alpha versprochen wurden. Die hätten dann nämlich gewaltig Grund gehabt sich aufzuregen, wenn man auf Steam den Early Access günstiger angeboten hätte.
Scorcher24_ schrieb am
Kajetan hat geschrieben:
Scorcher24 hat geschrieben: Und Geld gespart wird dadurch, dass die Fans das Playtesting übernehmen statt den Entwicklern selber oder einem beauftragten Service die es für sowas gibt.
Niemand wird gezwungen hier mitzumachen. Diese Fans haben sich alle freiwillig gemeldet, allen ist klar, was hier Sache ist, niemand wird über den Tisch gezogen.
Weil die meisten Leute keine Ahnung haben über das Ausmaß an Playtesting das für ein Game nötig ist.
Mein Spiel Space Potatoes ist zwar nur ein kleines, dummes Game das ich für nen Contest gemacht habe und zugegebenermaßen nicht sonderlich gut, aber nur um dir mal eine Übersicht zu geben:
Von den 400 Stunden die ich dafür gebraucht habe, habe ich ca. 200 Stunden mit Coding und der Engine verbracht, ca. 50h das Spiel zu spielen und den Rest mit Gimp und anderen Grafikprogrammen wie einem Effekt Editor den ich mir selber vor einiger Zeit gebastelt habe.
Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Du musst sämtliche Passagen spielen um zu gewährleisten dass es auch das trifft was du möchtest, dann verbringst du Zeit damit Cheatcodes einzubauen damit du nicht dauernd den Code ändern musst um einen bestimmten Level zu testen, etc etc.
Aber das erwähnen die Studios meistens auch nicht, wie viel Geld sie damit sparen.
Bohemia und andere machens richtig, die geben dir nen Rabatt auf die Spiele die sie in Early Access werfen, weil sie sich darüber sehr wohl bewusst sind.
Und deswegen finde ich es unethisch.
schrieb am