von Jan Wöbbeking,

GDC Europe 2011: Castlevania - LoS

Auf der GDC Europe blickte Enric Alvarez auf die Entwicklung von Castlevania: Lords of Shadow zurück. Als wichtigste Erkenntnis gab der Game Director und Miteigentümer des Studios kleinen Entwicklern eine Botschaft mit auf den Weg: Statt Zeit und Geld mit teuren und zeitaufwändigen Prototypen zu verschwenden, sollten sie lieber einen prägnanten Teaser-Film in Echtzeitgrafik produzieren, um sich damit bei Publishern zu bewerben. Bei Castlevania: Lords of Shadow habe genau solch ein Filmschnipsel Konamis Aufmerksamkeit geweckt.



Vor einigen Jahren habe das Team noch eine andere Strategie verfolgt, doch die ausufernden Arbeiten an Spiele-Prototypen hätten viel Aufwand verschlungen und das Unternehmen fast in den Ruin getrieben. Über ein Jahr hatte das Team an solch einer Vorabversion gesessen. Den ersten Teaser für Clive Barkers Jericho dagegen hätten eine Hand voll Mitarbeiter in nur anderthalb Monaten auf die Beine gestellt.

Der Kern des Spiels

Wichtig sei vor allem, dass der Schnipsel trotz seiner Kürze den Kern des Spiels abbildet und  vor allem auch mit seiner technischen Brillianz auf Anhieb begeistert. Vorher müsse man eine exakte Vorstellung davon entwickeln, welches Gefühl man vermitteln will.

Wenn ein Publisher angebissen hat, sollte ein Entwickler darauf achten, dass beide Seiten sich über ihre Vorstellungen genau einig werden, bevor man Arbeit in das Projekt investiert. Mercury Steam habe eine ganze Weile gezögert, bis sie Konami letzendlich für den Castlevania-Ableger zusagten. Als kleines Team habe man sich nicht übernehmen und die hohen Erwartungen des Auftraggebers und der Fans enttäuschen wollen. Erst als Konami klar machte, dass es ein Reboot der Serie werden sollte, habe man letztendlich zugestimmt und sich voll darauf konzentriert, ein gutes Hack-n-Slay auf die Beine zu stellen.

Krampf der Giganten

All zu viel schief gelaufen sei dabei übrigens nicht. Die Framerate an manchen Stellen oder  einige Puzzles könnten noch geschliffener sein, aber im Großen und Ganzen sei er zufrieden. "Wenn ich noch mal von vorne anfangen könnmte, würde ich es wieder genau so machen", so Alvarez. Viel Kopfzerbrechen habe dem Team aber die Kampfsequenz gegen den Eis-Giganten bereitet.



Es sei verdammt schwierig gewesen, das Erklimmen solch eines Riesen in den flüssigen Spielablauf eines Hack-n-Slay-Spiels einzubauen. Shadow of the Colossus habe solch Gigantenkämpfe erstaunlich gut umgesetzt: "Als unser Spiel fertig war, hatte ich noch mehr Respekt für die Team Ico als ohnehin schon". Um nicht an den Sequenzen zu scheitern, habe Mercury Steam sich letztendlich für Quicktime-Events entschieden. "Ich weiß, einige Spieler mögen sie nicht. Doch wenn man sie richtig einsetzt, sind Quicktime-Events eine feine Sache."

In Bezug auf die Unternehmenskultur sprach der Mercury Steam-Chef sich für flache Hierarchien und kurze Wege zwischen den Arbeitsplätzen aus: "Jeder Mitarbeiter kann jederzeit in mein Büro kommen - und sei es nur, um mir einen blöden Witz zu erzählen." Wichtig sei auch, dass den Mitarbeitern der Spaß am Job erhalten bleibe. Wenn jemand sein Potential besser einbringe, zahle sich das auch für das Unternehmen aus. Er verglich den Job eines Spielentwicklers mit dem eines Fußball-Profis beim FC Barcelona: Beide hätten ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht, um das Publikum zu unterhalten.


Kommentare

Alandarkworld schrieb am
Nerix hat geschrieben:Aber darüber sehe ich gerne hinweg, ich bin gespannt, was Mercury Steam beim (hoffentlich bald anzukündigendem) Nachfolger hinzaubert :)
LoS war echt ein gutes Spiel (vor allem für das Genre erstaunlich umfangreich!), für den Nachfolger würd' ich mir aber so wie in den Klassikern "Symphony of the Night" oder "Circle of the Moon" ein durchgängiges Schloss wünschen und ein richtiges Level-Up-System. Was in LoS als "Erfahrungspunkte" verkauft wurde, waren ja eigentlich eher Skillpoints - bestenfalls ;)
Wenn das mit der Mitarbeiter-Philosophie bei MercurySteam aber wirklich so sein sollte wie der Herr da sagt, dann Hut ab - da würd ich auch gerne arbeiten.
Gruß,
Alan
Nerix schrieb am
saxxon.de hat geschrieben:Einziger Wermutstropfen: Der DLC war eine Frechheit, bei der ich nur sagen kann: Pfui. Obwohl qualitativ ebenfalls gut, war der für das Gebotene viel zu teuer. Leider hab ich das erst gemerkt, als der Abspann über meinen TV flimmerte :(
Das stimmt leider... Ich habe mir auch nur den ersten DLC geholt, da ich gelesen habe, dass der zweite genauso kurz sein soll. Qualitativ wie gesagt nahezu ebenbürtig zum Hauptspiel, aber deutlich zu teuer und zu kurz.
Aber darüber sehe ich gerne hinweg, ich bin gespannt, was Mercury Steam beim (hoffentlich bald anzukündigendem) Nachfolger hinzaubert :)
saxxon.de schrieb am
Erst als Konami klar machte, dass es ein Reboot der Serie werden sollte, habe man letztendlich zugestimmt und sich voll darauf konzentriert, ein gutes Hack-n-Slay auf die Beine zu stellen.
Das ist ihnen auch gelungen. Mir hat LoS (wie andere hier ja schon sagten) richtig gut gefallen. Tolles Kampfsystem mit Fokus auf Taktik anstelle von Buttonkommandos, klasse Atmosphäre, großartiger Artstyle, ausgezeichnetes Pacing (was heutzutage sogut wie kein Spiel mehr hat), interessante Rätsel, intensive Bosskämpfe und optisch und akustisch ein Fest. Und all das bei einer Spielzeit, die die meisten anderen aktuellen Spiele erbleichen lässt. Da verschwende ich an die Framerate gar keinen Gedanken mehr.
Einziger Wermutstropfen: Der DLC war eine Frechheit, bei der ich nur sagen kann: Pfui. Obwohl qualitativ ebenfalls gut, war der für das Gebotene viel zu teuer. Leider hab ich das erst gemerkt, als der Abspann über meinen TV flimmerte :(
Nichtsdestotrotz will ich das mal als Ausrutscher sehen und sage daher:
Weiter so qualitativ hochwertig, MercurySteam und meine Euros sind euch auch in Zukunft sicher.
Liberty-Snake schrieb am
Das mit den Teasern stimmt! Teaser sind oft dafür verantwortlich, dass diese Spiele so dermaßen gehypt werden, dass es nur eine Enttäuschung gemessen am Hype werden kann!
Ich erinnere mich noch gut an den angesprochenen Teaser zu Jericho. Der war wahnsinnig geil, wirklich hammer :D
Aber das Spiel an sich halt nur Durchschnitt und ich weiß ebenso gut noch, wie es im Vorfeld gehypt wurde^^
pcj600 schrieb am
Rooster hat geschrieben:mir hat castlevania auch sehr gut gefallen trotz einiger macken. auch toll das es ein europäisches studio ist. als ich nach dem ersten durchspielen das artwork freigeschalten habe ist mir die kinnlade runtergeklappt. talentierte leute arbeiten dort...

right you are. die artworks sind der hammer, die atmosphäre im spiel selber ist aber noch geiler <3
der gute mann hat recht, allzu viel schief gelaufen ist wirklich nicht.
kampfsystem war aber ein bisschen unansgegoren, ich für meinen teil habe sehr oft die gleichen attacken verwendet, weil viele einfach zu ineffektiv zu verwenden waren.
und die framerate war nicht nur an ein paar stellen ein bisschen zu niedrig, sie war im gesamten spielverlauf deutlich zu gering. aber gut, man konnts aushalten.
ansonsten ein verdammt tolles spiel!
schrieb am