Vorschau: Gary Grigsby's World at War (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser



Gary Grigsby's World at War (Taktik & Strategie) von Black Bean
Gary Grigsby's World at War
Entwickler:
Publisher: Black Bean
Release:
16.11.2005
Spielinfo Bilder  
Hearts of Iron II, Axis & Allies und jetzt Gary Grigsby's World at War - die rundenbasierten Strategiespiele mit Weitblick, bei denen ihr die große Linie bei Militär, Forschung und Wirtschaft vorgebt, scheinen im 60. Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs Hochkonjunktur zu haben. Schließlich klingt es auch interessant, mal für Japan oder Deutschland den Krieg doch noch zu gewinnen. Wir konnten bereits die englische Version von der Welt im Krieg antesten, die hierzulande Ende November bei Black Bean erscheinen soll.

Zweiter Weltkrieg zum Nachspielen

Was ist euch als japanischer General wichtiger: China ganz zu erobern oder die Vorherrschaft der USA zu brechen? 
Bei Gary Grigsby's Version des Zweiten Weltkriegs werdet ihr die fünf Kriegsparteien Japan, Deutschland, Russland, China und Westalliierte durch den blutigsten Konflikt des 20. Jahrhunderts führen. Es wird vier historische Kampagnen plus zwei Einführungen geben, die jeweils von 1940-43 bis übers Kriegsende hinaus laufen. Ihr könnt die Bereiche Militär, Transport, Forschung und Rüstung leiten, wobei die letzten beiden auch vom Computer übernommen werden, wenn ihr nur den reinen Feldherrn geben wollt. Mehrere Spieler dürfen auch per Hot Seat an einem Rechner spielen, wobei jeder eine Nation übernimmt. Besiegt ihr Frankreich im Blitzkrieg oder besetzt die Hauptstadt Nationalchinas, wird das übrigens durch schwarz-weiße Filmbilder dokumentiert.

Krieg im Schnelldurchgang

Das optisch unspektakuläre World at War erinnert sogleich an eine Mischung aus Risiko und Hearts of Iron II , dessen enorme Komplexität aber nicht ganz erreicht wird. Das ist Absicht, auch wenn das globale Strategiespiel genug taktische Kämpfe für Tüftler verspricht. Es läuft schneller ab, da es pro Jahr nur vier Runden geben wird, die sich an den Jahreszeiten orientieren. Ihr werdet Einheiten wie Panzer, Infanterie, Artillerie und Luftabwehr in die Schlacht führen. Natürlich wird es auch Flugzeuge und Kriegsschiffe geben, die letztlich in Schlachtschiffe, U-Boote und Flugzeugträger unterteilt sind. Einen Panzer IV werdet ihr aber vergeblich suchen, denn jede Nation hat nur 15 Einheiten, deren Kampfstärke nicht überall gleich ist. Die Straffung nimmt sicher ein Stück von der Authentizität, macht das Spiel aber auch für mehrere Spieler attraktiv.

Weitreichende Operationen

Die pixelige Darstellung der Kämpfe ist zugegebenermaßen nicht gerade prickelnd.
Die Kämpfe laufen ganz ähnlich wie bei Hearts of Iron II ab: Ihr greift ein Land an, indem ihr aus einem oder mehreren eurer Gebiete Truppen zum Angriff anweist. Wie weit ihr euch auf Land und übers Meer bewegen könnt, bestimmt direkt die Transportkapazität eurer Nation, die ihr verbessern könnt. Schiffsgeschütze, Bombardements aus der Luft und Fallschirmjäger verstärken die Attacke. Ob es für den Sieg reicht, wird leider nur auf einer unansehnlichen 2D-Schlachtdarstellung ermittelt. Im Gefecht beschädigte Einheiten, Eisenbahnstrecken und Fabriken lassen sich reparieren. Die Werte eurer Truppen könnt ihr direkt durch Forschung steigern, wodurch sich ein Vorsprung erzielen lässt. Verbessert ihr etwa die Luftkampffähigkeit eurer Jagdflieger, kämpfen sie am Himmel besser.

Aufrüstung und Forschung

Ohne Nachschub geht natürlich im modernen Bewegungskrieg gar nichts, so dass Rüstung und Transport eine enorm wichtige Rolle einnehmen. Da die Ressourcen begrenzt sind, könnt ihr bestimmen, welche Waffen produziert werden sollen. Lieber einen Riesenpott bauen, der der Stolz der Meere ist, aber lange dauert, oder doch kleinere Schiffe dafür aber mehr? Eure Entscheidung. Nehmt ihr die sehr produktiven Westmächte, habt ihr da natürlich weniger Probleme als mit Deutschland oder Japan.
Forschung und Nachschub muten auf den ersten Blick vielleicht etwas kryptisch an, sind aber sehr wichtig.  
Partisanen machen den Achsenmächten zusätzlich das Leben schwer, da sie Bahnstrecken und Produktionsstätten sabotieren. Die USA bleiben aufgrund des freiheitlicheren Systems in diesem Krieg davon verschont.

Keine Möglichkeit zum Verhandeln

Die zu erobernden Länder sind entweder feindlich, neutral oder wie es das Spiel nennt "eingefroren". Letztere werden erst durch bestimmte Aktionen zu euren Verbündeten: Wenn die Wehrmacht z.B. Jugoslawien angreift, werden Ungarn, Rumänien und Bulgarien automatisch zu Vasallen Deutschlands. Außer den euch freundlichen gestimmten Staaten wird es leider keine Möglichkeit zur Diplomatie geben. Mit den Achsenmächten werdet also nicht mit den Alliierten über einen Frieden verhandeln können, was bei Hearts of Iron zumindest theoretisch möglich war. So wird es auch nicht möglich sein, Spanien ganz auf eure Seite zu ziehen, da das mit neutralen Ländern nicht geht. Mancher Feldzug wird so unvermeidbar.
          
 

AUSBLICK



Gar nicht dumm vom erfahrenen Entwicklerteam um Gary Grigsby den rundenbasierten Komplexitätsmonstern ihren Schrecken zu nehmen, um sie so für eine Welteroberung zwischendurch oder eine rasche Partie mit Freunden interessant zu machen. World at War besitzt dabei beinahe so etwas wie Brettspielflair, was mir schon gut gefällt. Natürlich ist die nüchterne Aufmachung alles andere als zeitgemäß, was bei diesem Genre allerdings weniger ins Gewicht fällt, wie der unerwartete Erfolg von Hearts of Iron II zeigte. Man darf also zuversichtlich sein, dass das Strategiespiel sein spezielles Publikum finden wird. Ersteindruck: gut

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