Vorschau: Dead Head Fred (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Dead Head Fred
Entwickler:
Publisher: Koch Media
Release:
04.01.2008
Spielinfo Bilder Videos
Eigentlich hatte ich gedacht Silent Hill: Origins würde der erste exklusiv für PSP entwickelte Survival-Horror sein - bis ein Spiel auf meinem Schreibtisch lag, das ich gar nicht auf der Rechnung hatte. "Action mit Zombies" war in etwa das, was mir zu Dead Head Fred bislang einfiel. Doch Fred muss nicht nur kämpfen, er klappert auch einen Raum nach dem anderen ab, löst Rätsel, stellt seine Geschicklichkeits unter Beweis und bekommt es mit skurrilen Gestalten zu tun. Survival-Horror auf PSP, die Erste - und Action!

Pfui: Schmutzige Sprüche!

Genau genommen schlägt der von Vicious Cycle (Puzzle Quest) entwickelte Titel allerdings in eine andere Kerbe als es Silent Hill: Origins tut. Denn wo euch bei Konami das Lachen vergehen soll, zieht Publisher D3 munter über die Klischees des Genres her. Ohne sie jedoch unmotiviert ins Lächerliche zu ziehen. Ein Beispiel? Ein nebliges, von kargen Baumwipfeln geprägtes Waldstück trägt den Namen Creepy Hollow. Die Gegend, in die es den ehemaligen Detektiv Fred verschlägt, heißt hingegen Hope Falls. Und weil dem eigentlich toten Schnüffler, dessen Kopf
Fred mit Zombie-Schädel: Die Köpfe kann der untote Detektiv jederzeit wechseln.
durch eine Art Einweckglas ersetzt wurde, in dem sein Gehirn schwimmt, offenbar auch jedweder Respekt vor politischer Korrektheit abhanden kam, hört man ihn beim Betreten eines verlassenen Waldstücks sagen: "Ich hab' das letzte Mal so tief im Busch gesteckt als ich geboren wurde." Himmel, was ist das denn?

Eine herrliche Persiflage! Es gibt Untote, eine Voodoo-Hexe mit tiefem Ausschnitt, den durchgeknallten Professor, dank dem Fred noch, Verzeihung: wieder am Leben ist, viel Blut, abgerissene Köpfe, einen Bildschirm, der vor dem Wechseln des Raums Fred beim Öffnen der Tür zeigt - und im Grunde keinen Moment, in dem sich das Spiel wirklich ernst nimmt. Dass sich die Entwickler dabei aber nicht nur einen naiven Scherz erlauben, zeigt sich spätestens bei der erstklassigen Vertonung, für die u.a. John Polito (The Man Who Wasn't There) als Mafiaboss namens Ulysses S. Pitt engagiert wurde. Sollte Dead Head Fred im späteren Verlauf weiterhin vor derartigen Wortspielen strotzen, entschuldige ich mich schon jetzt für das störende Gackern in der U-Bahn.

Doppelkopf

Natürlich darf das Spiel dabei nicht zu kurz kommen. Und das muss es aber erst beweisen. Denn zumindest in den ersten Stunden wird der Detektiv mit dem Ersatzkopf sehr geradlinig durch Hope Falls geschleust und ärgert sich über eine unglückliche Kameraführung, was besonders in den actionreichen Kämpfen gegen Skelette und Zombies stört. Denn nur während Fred blockt, kann er mit dem Analognippel den Blickwinkel justieren. Quizfrage: Welcher Survival-Horror bietet durchgehend komfortable Ansichten? Richtig. Eine direkte Kontrolle über die Kamera wäre trotzdem wünschenswert. Dafür bringt das Untoten-Dasein einige Vorteile, die sowohl im Kampf als auch beim Überwinden kniffliger Hindernisse helfen.

So ist der Einweckglas-Kopf nicht dauerhaft auf dem Hals montiert, sondern kann kurzerhand getauscht werden; z.B.  gegen einen Schrumpfkopf, der Fred auf die Größe einer Ratte reduziert und ihm das Betreten winziger Öffnungen ermöglicht. Oder einen Zombie-Schädel, mit dem er Benzin, Gas oder Wasser aufsaugen und als 
Zombies, Untote und Skelette: Im Kern ist Dead Head Fred gewöhnlicher Survival-Horror.
Waffe oder Feuerlöscher nutzen kann. Jeder Kopf kann dabei in zwei Stufen um zusätzliche Fähigkeiten erweitert werden - der bucklige Friedhofswärter ist gleichzeitig Experte auf dem Gebiet des Hirntauschs sowie Altwarenhändler. Da kann man super die Requisite eines Erotikfilms, "Girl's School Notebook", mit verhökern!

Doc Steiner denkt mit!

Steht Fred ein Untoter im Weg, muss er diesen so lange mit, sehr unspektakulären, Attacken und Kombinationen bearbeiten, bis dieser umfällt oder orientierungslos stehen bleibt. Das ist der Moment, in dem Freds Urinstinkt zutage tritt, denn er kann sich den Gegner schnappen und ihm den Kopf abreißen. Praktisch: Köpfe dienen als eine Art Zahlungsmittel und füllen außerdem seine Wut-Anzeige. Und so ein Angriff mit Wut hat schließlich bedeutend mehr Wucht als ein normaler Fausthieb...

Was mich in der Vorschau-Fassung noch stört ist das finstere Bild: Gerade auf einem Handheld muss ich die Helligkeit des Spiels regulieren können, um bei Tageslicht nicht im Dunkeln zu tappen. Außerdem können die Kulissen nicht ganz mit dem Charme der Wortspiele und der Sprachausgabe selbst mithalten. Die Umgebung wirkt zwar nicht einfallslos oder eintönig, lässt es bisher aber an markanten Schauplätzen missen. Zu oft wird man die einzelnen Regionen allerdings ohnehin nicht besuchen, da der verrückte Doc Steiner in der gesamten Umgebung Abkürzungen (sprich: Teleporter) eingebaut hat, um schnell alle wichtigen Punkte zu erreichen.

    
 

AUSBLICK



Falls Dead Head Fred das köstlich alberne Niveau der ersten Stunden halten kann und die Anspielungen auf die Popkultur nicht abreißen, könnte es eine wundervolle Persiflage auf das Gruselgenre werden. Die trockenen Sprüche und ein Humor, der kein Blatt vor den Mund nimmt tun dem erwachsenen Genrefan gut. Besser noch, dass sich Vicious Cycle dabei keine Blöße gibt und auch spielerisch mitdenkt. Denn auch wenn Freds unfreiwilliger Ausflug nach Hope Falls keine Experimente wagt, sehr geradlinig wirkt und keine überraschenden Duftmarken hinterlässt, sollte zumindest das Wechseln der Köpfe - sowohl in Sachen Rätsel als auch beim Kämpfen - lange motivieren können. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, welche Ideen noch im ersten für PSP entwickelten Survival-Horror stecken!

Ersteindruck: gut

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