Judge Dredd: Dredd Vs. Death23.11.2003, Marcel Kleffmann
Judge Dredd: Dredd Vs. Death

Im Test:

Actionspiele, die auf Kinofilmen basieren, liegen immer hoch im Kurs - auch wenn die spielerischen Umsetzungen selten überzeugen können. Zuletzt wurde der angestaubte RoboCop aus der Versenkung geholt und mutierte schnell zum RoboFlop. Jetzt wird Judge Dredd aus der Filmkiste gekramt und buhlt um die Gunst aller Hobby-Sheriffs. Auch ein Flop? Mehr dazu im Test!

Gerechte Zukunft

Mega-City One: 400 Millionen Einwohner und jeder ein potentieller Verbrecher. Selbst wenn manche nur unerlaubt rauchen, parken, demonstrieren oder Haustiere halten, gehen immer mehr Anarchisten auf die Barrikaden, denn Massenarbeitslosigkeit und Verzweiflung bieten keine Alternative.

 

Düstere Zukuft, aber schön bunte Werbung

Aber es gibt ja zum Glück die Judges, die überall im Schnellverfahren für Recht und Ordnung sorgen. Ihr seid Polizist, Richter und Vollstrecker in einer Person und könnt jederzeit Gebrauch von der Waffe machen. Der berüchtigtste und schlecht gelaunteste unter ihnen ist Judge Dredd.

Kampf gegen Alle

Nach einem einschläfernden, aber kurzen Tutorial, haben euch Judge Barbara Salesch und Judge Ruth Herz die grundlegenden Spielprinzipien erklärt und danach geht es ans Eingemachte. Während ihr in einigen Missionen ganz routiniert unangemeldete Demonstrationen zerschlagt, Sprayer über den Sinn des Lebens aufklärt oder Bankräubern das geklaute Geld aus ihren toten Fingern entwendet, dürft ihr euch auch mit blutrünstigen Vampiren oder Zombies herumschlagen. Aber auch militante Sektenmitglieder machen dem Judge das Leben schwer. Doch als der Erzfeind Judge Death aus dem Hochsicherheitsgefängnis befreit wird, liegt mächtig Blei in der Luft...__NEWCOL__

Simpler Alltag

Diese Missionsziele erfüllt ihr in bester 3D-Shooter-Manier und lauft mit dem miesepetrigen Judge durch ein Dutzend absolut linearer Levels. Wie es sich für einen typischen Shooter gehört, müsst ihr natürlich einige simple Schalterrätsel nebenbei lösen. Zwischendurch dürft ihr zur Auflockerung aber auch über einige Kleinkriminelle "richten" oder gar unschuldige Bürger retten, sofern sie wirklich unschuldig sind.

Etwas mehr Leben kommt durch das originelle Verhaftungs-Feature ins Spiel, denn ihr könnt euer Gegenüber nicht nur eliminieren, sondern auch verhaften. Allerdings entpuppt sich die Gefangennahme oftmals als riskante und zugleich langatmige Pflichterfüllung, die den Spielfluss unnötig hemmt.

Nicht nur sinnlos Ballern

Wenn aber zu viele unschuldige Opfer zu beklagen sind oder ihr zu viele Verbrecher ohne gefordertes Judge-Sprüchlein in den virtuellen Himmel schickt, dann werdet ihr selbst zum Gejagten. Daher könnt ihr nicht die "Ein-Mann Killer-Armee" spielen und alles im Level umnieten.

Mächtig viel Feuerkraft

Als taktische Alternative könnt ihr den Feinden sogar die Waffe aus der Hand schießen. Obwohl manchmal ein unmissverständlicher Warnschuss ebenfalls ausreicht, bevor ihr gleich ein Exempel statuiert.

Lawgiver und sonstige Waffen

Judge Dredd setzt im Kampf gegen den Abschaum von Mega-City One am liebsten den Lawgiver ein. Dies ist eine Knarre mit sechs unterschiedlichen Munitionstypen, wie panzerbrechend, explosiv, Hitze suchend, entflammbar oder die allseits beliebte Querschlägermunition. Neben diesem äußerst nützlichen Ballermann könnt ihr noch stinknormale Knarren einsetzen. Das Angebot reicht dabei von Schrotflinten über Maschinen-, Scharfschützen- und Lasergewehre bis hin zu Granatwerfern. Das Schadenssystem haben die Entwickler übrigens bei Halo geklaut.

Futuristische Massenschießerei.

Dämliche Gegner

Die Gegner haben sogar unterschiedliche Trefferzonen, daher könnt ihr euch bei den Schergen auf individuelle Schwachstellen freuen. Mehr Positives gibt es aber nicht zu nennen, denn die künstliche Intelligenz gehört selbst von Judge Dredd mal ordentlich gerichtet. Die KI-Feinde bemerken euch oft nicht und rühren sich manchmal sogar bei Beschuss überhaupt nicht von der Stelle. Falls es aber mal funktionieren sollte, dürft ihr euch über recht flotte Duelle freuen, die im Großen und Ganzen nicht gerade leicht geraten sind. Shooter-Einsteiger sollten also die Finger von dieser interaktiven Gerichtssendung lassen.

Weitere Schwächen

Eine Radar- oder Kartenfunktion fehlt vollkommen und hilfreiche Wegweiser gibt es nur sporadisch. Dank eines unvollständigen und ziemlich oberflächlichen Missions-Briefings müsst ihr manchmal einfach raten, wie und wo es weitergeht. Aber zum Glück hilft meistens die simpelste Lösung: Gehirn ausschalten, Waffe durchladen und laufen, laufen, laufen...__NEWCOL__

Grafik

Die auf der Verpackung angepriesene Asura-Engine tut garantiert alles, nur nicht das "Maximale" aus dem PC herausholen. Denn die Levels sind ziemlich schmucklos und könnten ganze LKW-Ladungen an Details vertragen. Ganz zu schweigen von einer sehr merkwürdigen Beleuchtung und einer "Physik-Engine", die Leichen so durch die Luft jagt, dass es aussieht, als wenn wir auf der Erde keine Schwerkraft hätten. Undetailliert präsentieren sich auch die Charaktere sowie deren jämmerliche

Animationen.

Bombastsound

Was Judge Dredd bei der Optik in den Sand setzt, wird durch die Sound-Kulisse wieder rausgerissen: Ordentliche Effekte, stimmungsvolle Melodien und eine professionelle deutsche Sprachausgabe mit der originalen Synchronstimme von Sylvester Stallone verwöhnen wenigstens das Ohr. Lediglich die monotone Musik fällt negativ auf. In der deutschen Version müsst ihr übrigens auf Blut und Splattereffekte verzichten, aber natürlich nicht auf den derben Humor der Comic-Vorlage.

Die Judges sind immer in Aktion, selbst bei Regen.

Multiplayer

Die recht kurze und viel zu lineare Kampagne könnt ihr mit einem weiteren Mitspieler im Kooperativ-Modus durchspielen. Wobei der Spielspaß allerdings weitgehend auf der Strecke bleibt, denn mehr als monotone Ballereien gibt es nicht. Ansonsten könnt ihr euch noch in allerlei typischen Multiplayer-Modi austoben, sei es Deathmatch oder bei bestimmten Team-Varianten, in denen die Judges gegen die Verbrecher antreten.

Fazit

Die Reanimation von Judge Dredd für den PC macht kurzfristig Spaß, denn der typisch derbe Humor sowie die nette Comic-Atmosphäre sind gut eingefangen und die actiongeladenen Duelle mit den Verbrechern lassen den Adrenalinspiegel ansteigen. Aber die Spielzeit ist einfach viel zu gering, ganz zu Schweigen, von den grässlich linearen Levels, der durchschnittlichen Optik, der miserablen Künstlichen Intelligenz und dem monotonen Gameplay. Mit ein bisschen mehr Liebe zum Detail hätte aus Dredd vs. Death ein wirklich guter Shooter werden können, aber so ist es leider nur ein Durchschnittstitel, an dem höchstens Dredd-Fans ihre Freude haben werden! Ich persönlich warte jetzt auf ein Rambo-Spiel…

Pro

gute Umsetzung der Vorlage
typisch derber Humor
simpler Ballerspaß
Botmatches
interessantes Verhaftungssystem
coole Waffen
unterschiedliche Trefferzonen
gute Sound-Kulisse
vorbildliche deutsche Synchro
zahlreiche Mehrspielermodi
kooperativer Multiplayer

Kontra

sehr durchwachsene KI
unspektakuläre Optik
sehr linearer Spielverlauf
Einheitsbrei-Missionen
öde Auftrags-Ziele
schlechte Briefings
recht kurzer Story-Modus
deutsche Version ist geschnitten
unausgewogener Schwierigkeitsgrad

Wertung

PC

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