Sieben Klassiker
Lasst uns einen Ausflug in die Vergangenheit machen. In die Endphase der 80er Jahre. Eine Zeit, in der die 16-Bit-Konsolen von Nintendo und Sega sich aufmachten, die Wohn- und Kinderzimmer zu erobern, während gleichzeitig die Spiehallen ebenfalls eine Hochphase erlebten. Ein Genre, das zu dieser Zeit zu den beliebtesten gehörte, war der seitwärts scrollende Prügler. Obwohl 1984 mit Kung-Fu Master der erste Titel dieser Art in den Spielhallen auftauchte, erlangte dieses Genre erst drei Jahre später mit Double Dragon einen ersten Popularitätsboom. Davon inspiriert war es vor allem Capcom, das sich von 1989 mit Double Dragon bis hin zu Battle Circuit im Jahr 1997 mit seinen Maschinen in den Arcades positionierte. Neben diesen beiden Titeln finden sich im nun veröffentlichten Beat’em up Bundle auch The King of Dragons, Captain Commando, Knights of the Round (alle 1991), Warriors of Fate (1992) sowie Armored Warriors (1994), das wie Battle Circuit erstmals auf Heimkonsolen erhältlich ist.
Final Fight war Capcoms Antwort auf Double Dragon.
Zusätzlich findet sich noch eine Galerie in der Sammlung, in der man eine letztlich überschaubare Auswahl an Artworks zu jedem Titel betrachten darf. Charakter-Infos, Soundtrack-Auszüge oder Geschichten aus dem Entwicklungszyklus, wie man sie z.B. bei der im Mai veröffentlichten
Street Fighter 30th Anniversary Collection findet, sucht man hier vergeblich. Dafür darf man allerdings zwischen der japanischen und der englischen Version wählen und sich hinsichtlich Continues, Anzahl der Leben usw. das Spiel seinen Vorlieben entsprechend einstellen. Außerdem kann man die ohnehin nur spärlich belegten Pads umkonfigurieren oder die rechts und links neben dem verpixelten 4:3-Bild eingeblendeten Hintergründe austauschen. Doch unter dem Strich ist die Sammlung hinsichtlich des Bonus-Materials eine der lieblosesten, die Capcom seit langer Zeit veröffentlicht hat.
Kennst du einen, kennst du alle
Zudem habe ich trotz Retroaffinität bereits mittelfristig ein Problem mit dem Genre. Das beziehe ich nicht nur auf die sieben integrierten Titel, sondern auch auf Spiele wie die Streets-of-Rage- oder Golden-Axe-Serien, die ich mittlerweile auch nicht mehr Stunden am Stück, sondern nur noch als „Absacker“ oder mal zwischendurch einlegen würde. Zwar spürt man die mechanischen Veränderungen, die Capcoms seitwärts scrollende Prügler über die Jahre hinweg genommen haben. So ist z.B. das Schlag- Treffersystem in Final Fight noch sehr rudimentär, während man in Battle Circuit seinen Mech-Gegnern sogar Rüstungsteile wegprügeln und diese als Waffe nutzen darf. Auch die immer komplexer werden Kombo-Möglichkeiten zeigen, welche mitunter kleinen Fortschritte mit großer Wirkung das Genre gemacht hat – zumal ja nicht nur Capcom, sondern auch
Kulisse und mechanische Details wurden bis Battle Circuit im Jahr 1997 zwar verfeinert, das Kernprinzip des seitwärts scrollenden Prüglers blieb jedoch erhalten.
andere Entwicklung beständig dabei waren, die Grenzen dessen auszuloten, was möglich ist und so schließlich sogar den Sprung zum klassischen Action-Adventure schafften, bei dem Kämpfe durch Sprungpassagen ergänzt wurden.
Doch unter dem Strich spielen sich die sieben Titel schon verdammt ähnlich und weisen daher auch nur weitgehend inhaltliche Unterschiede zu Spielen auf, die z.B. in der
Mega Drive Classics Collection,
Rare Replay (Battletoads) oder der gegen Jahresende erscheindenen
SNK 40th Anniversary Collection zu finden sind. Und das sorgt hier zumindest im Solo-Spiel für eine zu schnell einsetzende Redundanz. Irgendwann verschwimmen die Grenzen, man weiß im schlimmsten Fall nicht mal mehr, welchen Titel man gerade spielt. Immerhin kann man die schon seinerzeit in den Spielhallen angebotenen Mehrspieler-Optionen auch in den Umsetzungen aus dem Jahr 2018 nutzen. Je nach Titel können zwischen zwei (Final Fight) und vier Spieler (Battle Circuit) sowohl im lokalen Spiel als auch über die weitgehend lagfreie Online-Anbindung nutzen, wobei die nach ein paar Gesichtspunkten sortierbaren Lobbies (u.a. Region, Spiel) zum Start eher selten gefüllt waren und es auch dauerte, bis sich Spieler in der eigens geöffneten Lobby eingefunden haben. Durch den Mehrspieler-Modus rettet sich das Beat’em up Bundle immerhin noch in den ausreichenden Bereich.