Noch nicht abgeerntet
Spieler mit Nintendo-Systemen können die polarisierenden Diskussionen um die Warriors-Massenprügler von Tecmo Koei kaum nachvollziehen. Denn dort gibt es im Gegensatz zu den anderen Konsolen, wo mittlerweile weit über 30 Ableger ihr Zuhause gefunden haben, nur gut eine Hand voll Titel. Und die verteilen sich auf den DS, den 3DS, Wii und Wii U. Und selbst dort liegt die Hyper-Edition von Warriors Orochi 3 schon beinahe zwei Jahre zurück - eine Ewigkeit in der sich immer schneller drehenden Videospielwelt. Insofern ist die Chance relativ groß, dass Wii-U-Besitzer noch nichts von der simplen, aber dennoch motivierenden Mechanik gehört haben, die eigentlich seit ihrem ersten Auftritt auf der PlayStation 2 im Jahr 2000 nur minimale Änderungen erfahren hat und wie ein Diablo ohne Beute wirkt. Oder von den Klongegnern, die sich nicht nur das Aussehen, sondern auch einen meist einstelligen Intelligenzquotient teilen, wenn es darum geht, den Helden effektiv anzugreifen und in Bedrängnis zu bringen.
Auch Prinzessin Zelda greift zu den Waffen.
Und in bester (?) Tradition der Koei-Serie wird sich an diesen Punkten auch in Hyrule nichts ändern: Mit einem von einem guten Dutzend Helden (darunter z.B. Link, Zelda, Midna, Sheik) pflügt man sich dank einfacher Steuerung in der Story durch Hundertschaften an Gegnern, die nur selten zu einer ernsthaften Gefahr werden, nimmt Stützpunkte ein, sammelt Erfahrung sowie neue Waffen und kämpft schließlich gegen die von den bisherigen Zelda-Abenteuern inspirierten Bosse. Soweit also nichts Neues im Warriors-Land. Mit zwei Knöpfen erschafft man Komboketten, die Gegner in Mitleidenschaft ziehen und eine Leiste für Spezialattacken auffüllen. Mit einem weiteren Knopf kann man Feinden per Ausweichbewegung aus dem Weg gehen. Die Einfachheit des Kampfsystems ist Fluch und Segen zugleich für Hyrule Warriors: Man kommt unheimlich schnell rein, feiert sofort Erfolgserlebnisse. Und wenn man die besonderen Angriffe (das Gegenstück der Musou-Attacken der Dynasty Warriors) aktiviert, die meist in einem Effektspektakel enden und den K.O.-Zähler rasend schnell nach oben schrauben, fühlt man sich in der Tat wie ein mächtiger Krieger.
Zelda im Herzen?
Die Mischung aus Massenschlachten und Hyrule-Mythologie geht trotz anfänglicher Skepsis auf.
Das Problem: Auch an die Hauptserie entliehene Sonderwaffen wie Bogen, Bumerang oder Bombe können nicht verschleiern, dass diese Mechanik auf Dauer weder Anspruch noch Tiefgang aufweisen kann. Dass Tecmo Koei innerhalb der "eigenen" Serien zögerlich mit Innovationen oder Ergänzungen der Kernmechanik umgeht, habe ich mittlerweile akzeptiert. Doch mit dem Legend-of-Zelda-Universum in der Hinterhand hätte man durchaus mehr Risiko gehen dürfen. Immerhin: Die Geschichte ist für ein Warriors-Spiel gut gelungen. Zwar verzichtet man abseits der Ladebildschirme auf Sprachausgabe, so dass die Figuren im Spiel nur guttural jammern, stöhnen oder einsilbig lachen und damit viel Atmosphäre verschenken. Dennoch ist die Geschichte um die dunkle Magierin Cia, die Hyrule und Zelda aus Eifersucht in den Ruin zu ziehen versucht, interessant und vielschichtig erzählt. Auch, weil sie erfolgreich versucht, Figuren, Storylines und Gebiete, die man als Zelda-Fan bereits in Ocarina of Time, Skyward Sword oder Twilight Princess kennengelernt hat, unter einen Warriors-Hut zu bringen.