Papa böse, Bruder weg...
Die kleine Kya hat eine Menge Probleme: Erstens mag sie ihren bösen Vater nicht, der mit mysteriösen Artefakten experimentiert. Zweitens wird ihr Halbbruder Franck beim neugierigen Gestöber in dessen Antikwaren in eine nur auf den ersten Blick idyllische Welt katapultiert, die mit ihren Pastelltönen, Bonbonfarben und Leuchteffekten sofort an das kunterbunte
Rayman 3 erinnert. Drittens muss Kya bei der eigenen Ankunft in der Paralleldimension feststellen, dass ihr Vater dort als grausamer Tyrann "Brazul" regiert.
| Kya blickt hoffnungsvoll auf den Spiele-Olymp, aber die schwache Story und die fehlende Persönlichkeit verhindern den Aufstieg zu Jak, Jade & Co. |
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Was Daddy macht? Er verwandelt mithilfe dunkler Magie die putzigen Pelztiere in brutale Wolfswesen. Diese "Wolfen" sind mies, gemein und schwer bewaffnet. Sie können nur nach einem Knockout wieder zurückverwandelt werden – natürlich von Kya, durch einen herrlich leuchtenden Exorzismus. Zwar erinnern die bepelzten Ureinwohner an putzige Wookies, trotzdem kann das Figurendesign weder im Detail noch in der Vielfalt an Genregrößen wie
Jak II oder
Beyond Good & Evil (BGE) anknüpfen.
Ganz schön harter Tobak für das junge Mädchen, das sich jetzt auch noch als Retterin in letzter Not beweisen muss. Denn bevor das unterdrückte Volk der Nativs ihr helfen kann, zurück in ihre Welt zu finden, muss sie sieben alte Runen in einem Gefäß vereinen. Also begibt sich Kya auf eine spielerisch abwechslungsreiche, aber erzählerisch belanglose Jump`n´Fight-Odyssee.
Packende Story? Fehlanzeige.
Denn im Gegensatz zur Irrfahrt des griechischen Helden fehlen dem Abenteuer der Teenie-Heldin Spannung und Seele. Die banale Story ist nach fünf Minuten durchschaut; es gibt keine Geheimnisse mehr, keine Überraschungen - ähnlich wie beim enttäuschenden
Vexx . Viel schwerer wiegt, dass die Protagonistin mit den armdicken blauen Rastazöpfen als Charakter vollkommen blass bleibt. Weder die Dialoge noch die teilweise nervenden deutschen Sprecher können Kya Leben einhauchen. Und manche Nativs möchte man aufgrund ihrer penetranten Begrüßung im Shop geradezu knebeln! Die Dramaturgie scheitert zudem kläglich am Balanceakt zwischen Witz und Spannung – Erstere wirkt trotz einiger Lacher aufgesetzt, Letztere kommt gar nicht auf. Auch die unauffällige Musikuntermalung kann keine orchestralen Akzente setzen.
Im Vergleich zu den famosen Typen Ratchet, Jak oder Jade, die von der Sprachausgabe bis hin zur Gestik ihren ganz persönlichen Charme versprühen, wirkt das junge Mädchen einfach austauschbar - vielleicht hätte hier ein Sidekick geholfen. Auch die anderen Kreaturen geben in den Zwischensequenzen eher ihren gekünstelten als schauspielerisch überzeugenden Senf dazu, zumal der Dorfweise ordentlich, nein außerordentlich deutlich vom ersten
Jak and Daxter inspiriert ist.
| Wer hat hier Angst vorm bösen Wolf? Kya jedenfalls nicht, denn ihre Tritte und Hiebe haben es in sich! |
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Hört sich nach einem Verriss an? Weit gefehlt: Denn auch, wenn man keine erzählerische Motivation zum Weiterspielen hat, locken die spielerischen Reize und der angenehme Schwierigkeitsgrad immer wieder ans Pad – ganz im Gegensatz zu
Vexx !