Durststrecke
Es gab eine Zeit, da waren Trendsport-Spiele der Renner. Und damit meine ich nicht frühe California-Games-Gehversuche oder EAs
skate-Reihe, die den Tiefgang von Rollbrettspielen auf ein neues Niveau gehoben hat. Ich meine den Promi s
chlechthin: Tony Hawk's Pro Skater. Und seine vielen Kinder. Die dann auf BMX und Cyberbrett, auf Surfboard und Jet-Ski, auf Inline-Skates und Snowboards (vor allem) die Konsolen unsicher machen und einer ganzen Generation von Zockern neue Begrifflichkeiten beibrachten. Plötzlich standen Zahlen wie 360 oder 900 für eine bestimmte Anzahl an eleganten Drehungen und der Olli(e) war nicht länger nur ein Vorname.
Heute ist davon wenig übrig geblieben: Wintersport-Titel mit Trendsport-Charakter sind selten - EA hat seine SSX-Reihe begraben, auch Ubisofts tolles Steep hat schon wieder fast vier Jahre auf dem Buckel. Activision hat gleich mehrere Tony-Hawk-Titel in den Sand gesetzt. Ich bin gespannt, ob das in wenigen Wochen erscheinende Remaster der ersten beiden Teile das Feuer neu entfachen kann. Auf Steam rollten sowohl
Session als auch Skater XL lange durch den Early Access - nun hat immerhin Letzteres diese Phase hinter sich gelassen und es zu einem fertigen Spiel gebracht. Oder doch nicht?
Inhaltsangabe
Auf Wunsch wird links unten dauerhaft ein Pad eingeblendet, das die zu den jeweiligen Füßen gehörenden Analogsticks farblich markiert.
Skater XL beginnt mit einem kurzen, aber ordentlichen Tutorial: Man lernt, dass man beide Analogsticks für die beiden Füße braucht und am besten per Schultertasten Kurven fährt. Oder wie man anschiebt und bremst plus einen Ollie oder Flip-Trick macht. Beispiel Kickflip, wenn der rechte Fuß hinten auf dem Board steht: Man drückt den rechten Stick nach hinten und lässt ihn schnell los - damit kickt man das Brett in die Luft. Sofort danach bewegt man den linken Stick nach links, um dem Board den nötigen Spin zu geben, damit es sich einmal um die eigene Längsachse dreht. Dann beide Sticks in Ruhe lassen, landen und fertig ist der Kickflip. Viel mehr vermitteln die wenigen kurzen Lektionen dann aber auch nicht: Ebenso wenig werden mir Grabs oder Grinds (Letztere sind ohnehin eine Schwäche des Spiels) beigebracht, noch wie man geschickt Dinge kombiniert oder sein Timing generell verbessert.
Das Zentrum von Los Angeles wurde ordentlich in Szene gesetzt - wer schon mal an der echten Messe war, erkennt vieles wieder. Leider mangelt es an traumhaften Skate-Spots.
Danach geht es in eines der fünf Areale, die die Entwickler gebaut haben: z.B. die Innenstadt von Los Angeles, eine Riesenrampe in der Wüste oder eine Highschool samt Umgebung. Allen gemein ist eine eher realistische Gestaltung, zwar mit reichlich Treppen, Geländern und Rampen, aber nicht so überzogen wie die traumhaften Skateparks anderer Titel. Das klingt in der Theorie gut, stört mich aber in der Praxis: Vielfach sind die Wege so schmal, dass ich ständig aneck
e, und die Bordsteinkanten so häufig, dass ich dauernd darüber-ollien muss oder schon wieder stoppe und in die Gegenrichtung rolle. Zudem gibt es in allen Arealen zusammen kaum eine Hand voll richtig geile Ecken, also Stellen, wo ich richtig Bock darauf, Trick um Trick um Trick zu probieren. Lediglich auf der Riesenrampe hab’ ich mich dabei ertappt, einen Megasprung nach dem anderen zu machen. Zu den fünf Stages kommen auf Xbox One und PS4 drei von der Community erstellte, recht kleine Areale wie eine unterirdische Skatehalle oder ein kleiner Park. Das war’s erst mal mit von den Spielern erstellten Inhalten - eine Download-Funktion für weitere Inhalte fehlt; hier ist man auf zukünftige Updates der Entwickler angewiesen. Auf PC geht da mehr - schließlich ist die Community dank der Early-Access-Phase seit langer Zeit aktiv; leider stand die finale PC-Version zum Testen nicht zur Verfügung; ich versuche aber, deren Einschätzung so bald wie möglich nachzureichen.