In ferner Zukunft...
...prallen nicht nur Machtinteressen in einem galaktischen Bürgerkrieg aufeinander, sondern vor allem Stahlkolosse. Im Jahr 3025 stampfen diese zehn Meter großen und bis zu 100 Tonnen schweren Kampfroboter über die Schlachtfelder. Man nennt sie "BattleMechs" und sie werden von menschlichen Piloten, den so genannten "MechWarriors", gesteuert. Als Spieler übernimmt man nicht die Rolle einer der verfeindeten Fraktionen, sondern rekrutiert, kommandiert und entwickelt eine Söldner-Armee, die mit wenig Budget und Kampfkraft startet. Dabei erledigt man mit bis zu vier Kampfrobotern im Gelände Aufträge von reiner Zerstörung über das Halten einer Basis bis hin zur Infiltration von Gefängnissen oder zum Überfall auf einen Konvoi. Aber es geht nicht nur um fette Beute, Waffen-Management oder Gefechte mit reichlich Raketen- und Lasergewitter.
In der Kampagne weht angenehmes Rollenspielflair, zumal man in einem Rückblick kurz in die Geschichte dieser Science-Fiction-Welt eingeführt wird, deren Feudalgesellschaft in zahlreichen Romanen seit Mitte der 80er thematisiert
Man kann einen MechWarrior erstellen und ihn sowie all seine Piloten entwickeln.
wird. Man erstellt einen Helden, wählt ein Geschlecht, dazu eines der (wenigen guten) Portraits sowie Vergangenheit, die einem später weitere Dialogoptionen gewähren kann. Außerdem beeinflusst sie das Grundgerüst der vier Charakterwerte "Gunnery" (Schießen), "Piloting" (Steuerung), "Tactics" (Taktik) sowie "Guts" (Mut). Schon innerhalb des Tutorials wird man in eine politische Eskalation mit Intrigen und Verrat verwickelt, die man nicht nur in kleinen Cutscenes, sondern auch in überraschend vielen Gesprächen mit mehreren Antworten erlebt - allerdings gibt es Sprache sowie Texte nur auf Englisch.
Die Story inszeniert einen klassischen Freiheitskampf inkl. tyrannischem Usurpator, deren Verlauf allerdings recht vorhersehbar ist; schade ist auch, dass man quasi keine politische Wahl hat und die Fraktionen nicht wirklich zur Geltung kommen oder gar über eigene Entscheidungen an Macht gewinnen können. Kenner der kriegerischen Historie dürfte zumindest freuen, dass die Star League ebenfalls thematisiert wird. Auch die eigene Crew wird vom Mechaniker Yang über die Navigatorin Sumire bis zum Offizier Darius angenehm lebendig, denn man kann sie besuchen und ein Schwätzchen über deren Vergangenheit oder aktuelle Aufgaben halten - außerdem wächst sie im weiteren Verlauf noch an.
XCOM läst grüßen
Die Regie lässt sich Zeit und die Spielwelt öffnet sich erst nach ein paar Stunden, wenn man seine unterschiedlichen Mechs und Piloten sowie das rundenbasierte Kampfsystem einigermaßen kennengelernt hat. Die über Unity befeuerte
Wenn der BattleMech aufstampft, wird selbst ein Panzer wie Spielzeug zerschmettert. Aber selbst wenn diese Kettenfahrzeuge zu Beginn wie leichte Beute wirken: Sie können später aus der Distanz für verheerenden Schaden sorgen.
Kulisse wirkt allerdings etwas spröde, die Ladezeiten sind teilweise nervig lang, manche Oberflächen nicht gerade üppig texturiert und es gibt einige unglückliche Kamerafahrten hinter oder durch Felsen sowie inkonsequente Kollisionen. So entsteht manchmal ein eher brüchiges als harmonisch spektakuläres Bild.
Aber es kommt auf den unwirtlichen Planeten mit ihren Festungen und Radaranlagen im weitläufigen Gelände durchaus Stimmung auf, was auch am gelungenen Soundtrack von Jon Everist liegt - nachts wird übrigens auch gekämpft. Die BattleMechs sind vom Blackjack bis zum Spider authentisch designt und zeigen einige wuchtige Manöver vom Sprung bis zum Tritt oder Schlag. Wenn man mit einem Stampfer einen Panzer wie ein Spielzeug in die Luft wirbelt oder einem der Kolosse ganze Arme unter Beschuss wegfliegen, sorgt das zumindest für zerstörerisches Spektakel en detail.
Strukturell erinnert dieses Strategie-Abenteuer an
XCOM 2: Man reist (in recht monoton inszenierten Jumpship-Sequenzen) über eine Sternenkarte, managt seine fliegende Basis mit diversen Stationen sowie Offizieren, kann sie technologisch und strukturell ausbauen, muss Piloten nach Kampfeinsätzen heilen und Mechs reparieren, kann deren Fähigkeiten sowie Ausrüstung verbessern, bietet verfeindeten Lords militärische Dienste an und je nach Erfolg in den Missionen steigen Einkommen sowie Ruf. Man kann die Zeit anhalten
Rote Linien zeigen an, wen man wie treffen kann. Auch das Gelände spielt dabei eine große Rolle.
und weiter laufen lassen, bis es den nächsten Auftrag, ein Ereignis oder die monatliche Finanzübersicht gibt - auch der Bankrott kann drohen. Aber schon hier klangen bereits die Unterschiede zu Firaxis' Alienkrieg an, wie etwa das Ansehen bei unterschiedlichen Fraktionen oder die universelle Moral im Team, die sich auch auf die Kämpfe auswirkt. Außerdem spielt in diesem 31. Jahrhundert eine zweibeinige humanoide Infanterie keine Rolle. Schließlich offenbart BattleTech aufgrund seiner Tabletop-Vergangenheit, an der sich das komplette Spieldesign inhaltlich orientiert, recht zügig seine ganz eigene Komplexität und Sogkraft. Und wer die ersten Gefechte vielleicht als zu leicht empfunden hat, wird schon bald ins Schwitzen geraten, denn der Anspruch steigt enorm.