Test: When the Darkness Comes (Adventure)

von Michael Krosta



When the Darkness Comes:
Ein Spiel ohne Bedeutung
Entwickler:
Publisher: Sirhaian
Release:
01.03.2019
Spielinfo Bilder Videos
Kevin Leroy aka Sirhaian bezeichnet sein Projekt When The Darkness Comes als ein „Spiel ohne Bedeutung“ und „Spiel, das niemand spielen sollte“. Wir haben uns trotzdem auf die experimentelle Erfahrung eingelassen, die Ängste thematisiert und kostenlos bei Steam veröffentlicht wurde.

Surreale Reise

Genau wie bei The Stanley Parable wird der Spieler umgehend von einer Stimme aus dem Off angesprochen, die sich zunächst als Entwickler des Programms vorstellt. Zwar ist der Akzent zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, doch macht der Sprecher einen sympathischen Eindruck, wenn er frei von der Leber erzählt oder Handlungen des Spielers kommentiert. Und wer sagt eigentlich, dass man seinen Anweisungen genau folgen muss? Ein Spaß besteht oft darin, genau das Gegenteil zu machen, was von einem verlangt wird. Oder eine ungewöhnliche Geduld an den Tag zu legen. Ihr werdet überrascht sein, wie häufig die Stimme noch Antworten auf bestimmte Situationen parat hat. Man sollte allerdings des Englischen mächtig sein, denn es gibt weder eine deutsche Übersetzung noch Untertitel.

Viel zu tun gibt es hier allerdings nicht: Genau wie in vergleichbaren Spielen im Stil von Everybody's Gone to the Rapture beschränkt sich die Mechanik auf Gehen, Umsehen und minimale Interaktionen mit der Umgebung, wenn man z.B. Knöpfe betätigt, Schalter umlegt oder Türen öffnet. Zudem folgt man bis auf wenige Ausnahmen streng linearen Pfaden, bei denen man hin und wieder sein Geschick unter Beweis stellen muss, so z.B. bei kleinen Sprungeinlagen oder Wanderungen durch die Dunkelheit, bei denen das wenige Licht nur schemenhaft den weiteren Verlauf des Weges offenbart.

Fröhlichkeit weicht Phobien und Ängsten

Verströmt der Einstieg durch das verspielte Aufbrechen der vierten Wand und amüsante Situationen noch eine unterhaltsame Leichtigkeit, gestalten sich die Sequenzen mit jedem weiteren Kapitel zunehmend düsterer. Wie genau, das will ich an dieser Stelle nicht verraten, um euch die eine oder andere Überraschung nicht zu verderben. Thematisiert werden psychische Erkrankungen wie Ängste und Phobien, darunter z.B. die Panik vor dem Ertrinken, die Furcht vor der Dunkelheit oder einem
Aufmunterung sieht anders aus.
Immer positiv denken...
Atomkrieg und auch Depressionen. Das führt sogar so weit, dass man sich am Ende selbst für einen Suizid entscheiden kann, nachdem man zuvor mit niederschlagenden Selbstzweifeln regelrecht überschüttet wurde.

Die Warnung vor dem Spielstart sollte man daher unbedingt ernst nehmen: Für sensible Menschen, die mit derlei Problemen zu kämpfen haben, könnte diese Erfahrung trotz der abstrakten Darstellung nur schwer zu ertragen sein oder die Angstzustände vielleicht sogar noch verstärken. Hinzu kommt, dass Sirhaian auch Daten eures PCs abgreift und in den Verlauf einbindet. Ich habe im ersten Moment nicht schlecht gestaunt, plötzlich meinen Namen auf dem Bildschirm zu lesen oder den Original-Desktop meines Windows-Rechers auf einem Monitor im Spiel zu erblicken. Datenschützer haben keinen Grund zur Sorge: Sirhaian versichert, dass nichts von all dem geteilt oder gespeichert wird, sondern nur lokal im Spiel genutzt wird und dort als Stilmittel dient. Auch die beiden Dateien, die das Spiel auf dem Desktop ablegt, lassen sich einfach wieder löschen. Also keine Panik – wobei die Paranoia eines Datenlecks auch als Teil der Spielerfahrung interpretiert werden könnte.

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