Arbeitserleichterung oder jüngstes Gericht
Ich habe selten erlebt, dass ich von einem Event mit einem mulmigen Gefühl nach Hause gefahren bin, doch die Berliner Diskussionsrunde mit Fabian Westerheide (Unternehmer, Investor und Redner im Bereich von Drohnen, Robotik und künstlicher Intelligenz) und Andreas Brandhorst (Science-Fiction-Autor) ließ mich doch etwas nachdenklich zurück. Sie haben zwar kein Horror-Szenario an die Wand gemalt, in dem Skynet schon vor der Tür steht, um alles in Schutt und Asche zu legen; und auch die Vorteile als Arbeitserleichterung wurden thematisiert. Doch unsere Gesellschaft befindet sich offenbar näher an der im Spiel gezeigten Vermischung mit Künstlicher Intelligenz und Robotern als ich es mir ausgemalt habe. Man könnte und sollte zwar Regeln für die gemeinsame Existenz entwerfen - so der Tenor. Und für die Bereiche, in denen man intelligenter Technik die Kontrolle überlässt. Doch „Wir müssen uns heute im Klaren sein, welche Werte wir verkörpern, weil die Maschinen lernen von uns“, postulierte Westerheide. Der biologische Mensch werde dagegen irgendwann in der Minderheit sein.
Androiden-Diener Markus bekommt bei seinem alternden Besitzer viel Raum, seine Persönlichkeit zu formen - auch wenn es technisch gar nicht so vorgesehen war.
Im Laufe des Spiels proben manche Androiden den Aufstand gegen die als unfaire Sklavenhalter empfundenen Herren. Daraufhin lässt sich das Problem offenbar gar nicht mehr so leicht eindämmen. Vor allem in Sequenzen des Roboter-Butlers Markus soll man dabei häufig vor Entscheidungen gestellt werden, wie resolut man für die Befreiung gegen Menschen kämpfen möchte. Auch in der Realität sei es letztendlich eine Illusion, dass man irgendwann den Stecker ziehen könne, erläutert Brandhorst, der sich bei Recherchen für seinen aktuellen Roman Das Erwachen einen ausführlichen Überblick über die Forschungslage verschafft hat: „Die Forscher sind sich der Gefahr bewusst, machen aber munter weiter, weil man damit richtig schön Geld verdienen kann." Also ähnlich wie seinerzeit beim riskanten ersten Test der Atombombe.
Ethische Bedenken
Dazu kämen die machtpolitischen Vorteile, die für Unternehmen oder Staaten mit geringen ethischen Bedenken viel zu groß seien, um die Gelegenheit auszulassen: „Putin hat gesagt, wer die KI beherrscht, beherrscht die Welt – und da ist was Wahres dran“, so Brandhorst. Die Gesellschaft müsse sich also die Frage stellen, welchen Grad der Autonomie sie etwa Kampfdrohnen zugesteht: Schon heute gibt es laut Westerheide Exemplare, die notfalls auch autonom töten können, wenn die Funkverbindung zu ihrem „Piloten“ am Joystick abbricht.
Die vorsetzlich von ihrem Besitzer zerstörte Kara erlebt das Beginn des Abenteuers in der Werkstatt - es wurden schließlich alle Spuren der "Fehlfunktion" aus dem Erinnerungsspeicher gelöscht.
Der Mensch in der Zentrale müsse im Moment des Abschusses nicht mal mehr einen Knopf drücken. Selbst in sozialen Netzwerken wie Facebook ist die KI allgegenwärtig: Algorithmen nähmen bereits heute großen Einfluss darauf, aus welchen Informationen sich unsere persönliche Realität zusammensetzt. Auch Detroit: Become Human konzentriert sich auf die persönlichen Aspekte der Zukunftsvision. Der CEO des Entwicklers Quantic Dream, Guillaume de Fondaumière, erklärte in Berlin, dass das Datum der Handlung anhand einer Umfrage ausgesucht wurde. Ca. 50% der befragten Wissenschaftler hätten geantwortet, dass die im Konzept beschriebene Gesellschaft bereits im Jahr 2040 realistisch sei – passend dazu spielt das Abenteuer im Jahr 2038. Dann sollen Roboter mit menschlichen Zügen im Alltagsleben nicht mehr wegzudenken sein.