Eine deutsche Kampagne
Moment mal – Afrikakorps? Ja! Company of Heroes 3 ist der erste Haupttteil der Serie, der einen deutschen Feldzug bieten wird. Mit Rommels Panzerarmee geht es im Wüstensand von Ägypten, Libyen und Tunesien gegen Montgomerys Desert Rats. Die Story-Kampagne soll wie in den Vorgängern mit cineastischer Inszenierung aufwarten und einen klaren roten Faden verfolgen. Nordafrika ist nach West- und Ostfront sowie der Schlacht in den Ardennen ein angenehm unverbrauchter Schauplatz für die Reihe – bei dem die Dünen der Sahara viel Raum für heiße Gefechte zwischen Panzer 3 und Crusader bieten. Von Tobruk bis El Alamein sollen laut den Entwicklern natürlich alle relevanten Schlachten vertreten sein und es wird sowohl deutsche und italienische Einheiten der Zeitperiode geben. Völlig neu ist die Sicht der Deutschen aber nicht: Die beiden Company of Heroes - Erweiterungen Opposing Fronts und Tales of Valor boten bereits deutsche Kampagnen.
Panzerschlacht im Wüstensand: In der Kampagne ist die Wehrmacht in Form des Deutschen Afrikakorps der Hauptprotagonist.
Tobruk? El Alamein? Falls ihr im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst haben solltet: Der 1940 von Italien initiierte Überfall auf Ägypten geriet nach der englischen Reaktion schnell zum Desaster. Nachdem die Wehrmacht 1941 mit ihrem Eingreifen zunächst eine schnelle Niederlange der Italiener verhindern konnte, war das „Afrikakorps“ unter der Führung von Generalfeldmarschall Rommel spätestens nach der verlorenen, zweiten Schlacht von El Alamein am 23. Oktober 1942 in der Defensive. 1943 mussten sich die geschlagenen Reste der Achsenmächte aus Nordafrika zurückziehen, kurz darauf landeten die Alliierten auf Sizilien. Dennoch wurde das vor allem von Panzerschlachten geprägte Duell in der Wüste im Nachhinein als Gentleman-Krieg glorifiziert. Die Realität ist – wie so oft – auch hier eine andere. Krieg bleibt eben Krieg.
Das wissen wohl auch die Entwickler von Relic, die zu ahnen scheinen welche Rasierklinge sie hier reiten müssen. Entsprechend betonte man dann auch, dass man sich der historischen Verantwortung bewusst sei und definitiv keine Verklärung dieses Konfliktes betreiben wolle, der die Staaten Nordafrikas verwüstete und rund 400.000 Tote und Verwundete forderte. Zu sehen gab es von der Story aber außer einiger Bekenntnisse zu historischer Authentizität und Vor-Ort-Recherche mit Einheimischen nichts. Denn auch die erste Story-Mission, die für mich frei spielbar war, schwieg sich zum Kontext der Kampfhandlungen weitestgehend aus.
Im Süden viel Neues?
Spielerisch bleibt Company of Heroes 3 seinen Wurzeln treu – und das im Guten wie im Schlechten. Noch immer befehlige ich im klassischen Echtzeit-Stil aus der Vogelperspektive eher kleinere Verbände in Kompaniegröße. Meine Squads aus Panzergrenadieren, Pionieren und Co. können Positionen mit leichter oder guter Deckung einnehmen, Maschinengewehre decken Feuerwinkel effizient ab und es gibt Upgrades und aktive Fähigkeiten wie Truppmaschinengewehre oder Splittergranaten.
Heiß und staubig: Die Wüste Nordafrikas ist das Gegenteil des russischen Winters aus Company of Heroes 2.
Außerdem können die Soldaten im Rang aufsteigen und werden so deutlich effizienter – ich sollte meine Jungs also nicht blind verheizen, sondern die Trupps bei Verlusten zurückziehen und an der Basis, vorgeschobenen Außenposten oder Sanitätsfahrzeugen mit Nachschub ausstatten. Natürlich gibt es auch Panzer, Aufklärungsfahrzeuge, Artillerie und Panzerabwehrkanonen. Dazu finden sich aktive Fähigkeiten wie Luftschläge oder speziell bestellbare Einheiten wie die italienischen Guastatori. Kurz: Company of Heroes 3 ist und bleibt Company of Heroes. Große Experimente oder Risiken gehen die Entwickler auf den ersten Blick nicht ein, sondern schrauben eher im Detail.