Eine kurze Geschichte der Zeit
1997 war ein gutes Jahr für Spieler auf allen Systemen: Age of Empires erscheint ebenso wie Blade Runner, Final Fantasy 7, Blast Corps, GoldenEye, Diablo, Dungeon Keeper, Tomb Raider 2, MDK, Quake 2, Outlaws, G-Police, Dark Reign, Fallout, Grandia oder Imperium Galactica - die Liste ließe sich noch über Seiten fortsetzen.
GTA erschien zu einer Zeit, als sich Final Fantasy 7 und GoldenEye um den Titel des "Spiel des Jahres" gestritten haben...
Da hatte es das vom kleinen schottischen Studio DMA Design entwickelte Grand Theft Auto, ein Action-Spiel mit konsequenter Vogelperspektive, natürlich nicht leicht. Dennoch konnte sich der seinerzeit auf PC und der ersten PlayStation erschienene Titel durchsetzen und lt.
vgchartz.com stattliche Verkaufszahlen jenseits der Zwei-Millionen-Marke erreichen – weit über die Hälfte davon konnte in Europa abgesetzt werden. Es folgten zwei Add-Ons bzw. eine Standalone-Disc auf der PSone, die statt der drei amerikanischen Metropolen Liberty City, Vice City und San Andreas das Geschehen ins britische London verlegten. Doch der Erfolg war eher verhalten. Lag es daran, dass man sich statt auf Fantasiestädte auf einen „realen“ Schauplatz konzentrierte?
Kurz bevor 1999 die Fortsetzung erschien, die auf das gleiche Prinzip der Action aus der Überkopf-Kamera setzte, landete DMA schließlich im Rahmen einer Übernahme von Gremlin durch Infogrames über Umwege bei Rockstar Games. Und obwohl Grand Theft Auto 2 die Verkaufszahlen steigern konnte, wollte man für den dritten Teil, der vorerst nur auf der damals neuen PlayStation 2 erscheinen würde, offensichtlich eine neue Richtung einschlagen. Mit dem Wechsel in die dritte Dimension kam der absolute Durchbruch für die Reihe, die fortan mit jedem neuen Ableger für weitere Verkaufsrekorde sorgen und im Laufe der Zeit auch auf diversen mobilen Systemen wie GBA, Nintendo DS sowie Android- oder iOS-Plattformen erscheinen sollte. Teil 5 geht demnächst an den Start, doch auch wenn die Kulisse mittlerweile ganz andere Standards setzt als das pixelig-krümelige Aussehen des Ur-GTA, wurde damals bereits der Grundstein für viele der Elemente gelegt, die bis heute motivieren und die Spiele wie Just Cause oder Saints Row ebenfalls zu Erfolgen gemacht haben.
Kleingangster auf dem Weg nach oben
Das Liberty City von 1997 unterscheidet sich deutlich von den Versionen, die man 2001 (GTA 3) oder 2008 (GTA 4) als Schauplatz genießen durfte.
Man startet als einer von acht Kleingangstern, die sich allerdings nur hinsichtlich Hosen- und Haarfarbe unterscheiden, in der fiktiven Stadt Liberty City, die New York nachempfunden ist. Um weiterzukommen und damit u.a. Zugriff auf die weiteren Städte Vice City (entspricht Miami) und Los Santos (das Los Angeles im GTA-Universum) zu erlangen, muss man eine bestimmte Punktzahl erreichen. Auf große Story-Verknüpfungen wird zu diesem Zeitpunkt noch verzichtet. Doch ein Stützpfeiler der GTA-Mechanik, ist die Freiheit, die man später als Open-World oder Sandbox bezeichnet. Und die ist schon bei den allerersten Ausflügen als Gangster spürbar: Wie man diese Punktzahlen erreicht, steht einem vollkommen frei. Es gibt außer der Stadtgrenze keine räumlichen Beschränkungen innerhalb jeder Metropole, man kann fahren oder laufen, wohin man will. Natürlich bekommt man mehr Punkte (sowie einen Punkt-Multiplikator), wenn man die Aufträge erfüllt, die man an bestimmten Telefonzellen einkassieren kann. Doch wenn man will, kann man sich die nötigen Erlöse auch durch Rowdytum im Straßenverkehr (sprich: Unfälle verursachen, im Idealfall mit Personenschaden) oder den Diebstahl von Autos erarbeiten. Allerdings muss man bei seinen ersten Ausflügen noch verdammt vorsichtig sein: Unter Umständen ist schon ein Treffer oder ein Fall ins tiefe Wasser tödlich. Und das hat nicht nur den Verlust eines der limitierten Leben zur Folge, sondern auch eine Halbierung des Multiplikators.