Uuund Action!Eine dichte Menschenmasse drängt sich um das Monument im Zentrum der Stadt – ein Denkmal, vor dem zwei Bösewichter das Kommen ihrer Zeit verkünden, während ihr Anführer Kadaj einen riesigen Drachen beschwört. Magische Blitze zucken durch die Wolken, die Musik setzt zum Crescendo an und der Unhold nimmt ganz langsam Form an. Vor dem Denkmal entdeckt Tifa einen Freund, doch das Monster ist schneller...Rettung naht mit Barret, Vincent und dem Rest der vertrauten Truppe. Zusammen zelebrieren sie einen halbstündigen Showdown, der die Freiheiten digitaler Bilder bis zum Exzess auskostet. Schlag auf Schlag folgen Einstellungen, deren Szenenfotos Fans imposanter Rendersequenzen auf den Altar stellen dürfen: Sei es das riesige Tier selbst, Zeitlupenstudien rasanter Kunststücke auf dem Motorrad oder das finale Duell zwischen Cloud und Kadaj – bombastische Szenen, die auf die große Leinwand gehören. Und das, obwohl Regisseur Tetsuya Nomura und sein Team schon in der ersten Hälfte des Films aufs Gas treten
und dem Zuschauer mit imposanter Action den Atem rauben.
Blasser TeintDoch genau da liegt die Crux, denn während das Auge nach dem Abspann erschöpft zusammenbricht, rattert das Gehirn weiter und versucht, die eindrucksvollen Szenen zu einem Gesamtbild zu vereinen: Dreht sich die gesamte Story tatsächlich nur um Clouds Selbstfindung? Welche Rolle spielen die am Rande agierenden Barret, Cid und Yuffie? Wie passen die kurzen Handlungsfäden in das Epos Final Fantasy VII? Drehbuchautor Kazushige Nojima versäumt es, seinen Figuren Farbe zu geben. Stattdessen hofft er auf eine bereits bestehende emotionelle Bindung zu den Charakteren und hetzt sie durch ein oberflächliches Spektakel. Liegt es vielleicht an der ursprünglich 20 Minuten kurzen Skript-Idee, dass gerade mal Cloud und Kadaj glaubwürdig vorgestellt werden?Die beiden Widersacher sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich: Der Protagonist sucht nach Vergebung für Aeris’ Tod. Er hat sich zurückgezogen und arbeitet als Ein-Mann-Lieferdienst in The Edge, das auf den Ruinen der einstigen Metropole Midgar errichtet wurde. Als Zeichen des Haderns ist sein Arm von den Spuren des Geostigmas gezeichnet – eine tödliche Krankheit, unter der die Bewohner des Planeten seit dessen Kampf gegen Meteor leiden. Kadaj ist ebenfalls auf der Suche: Er hofft jene Jenova-Zellen zu finden, die aus dem damaligen Bösewicht Sephiroth einen mächtigen Krieger machten… Leider sind Clouds Müdigkeit und Kadajs Streben nach Erlösung
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Ungewöhnliche Perspektiven und schnelle Schnitte: der Showdown sucht seinesgleichen! |
aber nicht mehr als gewöhnliche Alibis, um dem Finale des Spiels eine Fortsetzung anzuhängen, die das Epos kaum voran bringt.
Design über InhaltIn schönen Bildern erzählt Tetsuya Nomura von Clouds neuem Erstarken, Tifas Sorge um ihren Freund sowie den verzweifelten Kampf gegen das Geostigma. Fans freuen sich außerdem über ein Wiedersehen mit Cid, Barret, Yuffie und wenn Cloud zu den wunderschönen Klängen von Nobuo Uematsu auf Aeris trifft, läuft Liebhabern ein Schauer über den Rücken. Aber die Eindrücke wirken wie Versatzstücke, wie Zwischensequenzen ohne inneren Zusammenhalt. Selbst die Musik begleitet nur einzelne Szenen, hält den Film aber nicht mit durchgehenden Themen zusammen. Kein Wunder: Die Macher sind für die Filmsequenzen in den Spielen verantwortlich und schaffen es nicht, ihr bisheriges Tun in eine größere Dimension zu hieven.
Fantastische Bilder, überwältigende Action, wunderschöne Musik: Der zweite abendfüllende Final Fantasy-Auftritt erfüllt alle Voraussetzungen für eine epische Fortsetzung. Doch Drehbuch und Regie scheitern daran, eine packende Geschichte um die ans Herz gewachsenen Charaktere zu spinnen. Wer zum ersten Mal von Cloud, Shinra oder Jenova hört, findet kaum Zugang zu ihnen. Auch wenn die Geschichte in The Spirits Within nicht so bewegend war, wie Square sonst erzählt, füllte die souveräne Inszenierung zu Recht die große Leinwand. Advent Children hat auf DVD trotz seines umwerfenden Äußeren hingegen ausreichend Platz.